Köln Altes Köpfchen zurück im Dom

Köln · Die Dombauhütte erhält das Köpfchen vom Tympanonrelief des Michaelportals zurück. Das Fragment war im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.

 Dombaumeister Peter Füssenich mit dem alten Fragment.

Dombaumeister Peter Füssenich mit dem alten Fragment.

Foto: Robert Boecker

Es ist immer ein besonderer Grund zur Freude, wenn längst verloren geglaubte Kunstwerke des Kölner Doms nach langer Zeit an ihren ursprünglichen Ort zurückkehren. So erhielt die Kölner Dombauhütte jüngst ein Köpfchen vom Tympanonrelief des Michaelportals zurück, das in den Wirren der letzten Kriegstage in Köln, im März 1945, abhanden gekommen war.

Köln: Altes Köpfchen zurück im Dom
Foto: Robert Boecker

Ein junger Soldat der US-Armee hatte das abgesprengte Fragment, das den Sturz aus etwa sieben Metern Höhe erstaunlich unversehrt überstanden hatte, mitgenommen. Sein Sohn, der anonym bleiben möchte, fand es nach dem Tod der Eltern eingeschlossen in einem Schrank in deren Wohnhaus bei Washington D.C.. Glücklicherweise erinnerte er sich, dass sein Vater, der bereits seit längerem verstorben ist, ihm das Fragment als Kind gezeigt und erwähnt hatte, dass er bei der Einnahme Kölns beteiligt gewesen sei und in diesem Zusammenhang auch am Dom war.

Über die amerikanische Kunstberaterin Amy Kuhnert ließ er die Herkunft des Köpfchens recherchieren. Sie war es auch, die das Fragment bei einem Köln-Besuch in der vergangenen Woche der Kölner Dombauhütte überbrachte. Dombaumeister Peter Füssenich betonte anlässlich der Rückgabe, dass es ein unglaublicher Glücksfall sei, dass der amerikanische Soldat den Kopf aus dem Schutt geborgen habe, da er sonst gewiss verloren gegangen wäre. "Es freut mich, dass wir auch über 70 Jahre nach Kriegsende Geschichten wie diese erleben, die von Heilung erzählen", so Füssenich.

Das Köpfchen stammt von einem römischen Soldaten aus der Darstellung der Bekehrung des Saulus zum Paulus. Es fügt sich perfekt an die Bruchstelle an, so dass es im Zuge der seit 2013 laufenden Restaurierungsarbeiten am Michaelportal an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren kann. Es wurde inzwischen in der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte mit Hilfe eines Lasers gereinigt und kann in den nächsten Wochen wieder an der ursprünglichen Stelle versetzt werden. Die Rückgabe kam somit zum idealen Zeitpunkt. Gefertigt wurden die Skulpturen des Michaelportals zwischen 1878 und 1881 in der Werkstatt des Dombildhauers Peter Fuchs. Thema des Portals ist "Die Verwirklichung des Erlösungswerkes in der Menschheit durch Christus und seine Stiftung in der Kirche". Im Tympanon sind Szenen aus dem Leben Jesu nach seiner Auferstehung sowie Szenen aus der Apostelgeschichte dargestellt. In den vergangenen Jahren konnten wiederholt Objekte aus ehemaligem Dombesitz an den Dom zurückgelangen. Erinnert sei an eine Reliquienbüste aus dem im 14. Jahrhundert entstandenen Clarenaltar, die sich nach fast 200-jähriger Odyssee in Caracas wiederfand und von ihrem Besitzer Pedro Trebbau Millowitsch, einem Neffen des Schauspielers Willy Millowitsch, 2005 dem Dom geschenkt worden war. 2008 konnte die heilige Katharina, eine bereits im 18. Jahrhundert abhanden gekommene Marmorskulptur vom Hochaltar des Doms, zurückerworben werden.

Justine Holzwarth

(RP)
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