Prozess gegen Bankmitarbeiter in Köln Aufträge gegen Gegenleistung

Köln · Wegen Bestechlichkeit muss sich seit Donnerstag ein Mitarbeiter der Postbank vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Der 53-Jährige soll Firmen jahrelang Aufträge zugeschanzt haben.

 Ein 53-Jähriger soll Firmen jahrelang Aufträge zugeschanzt haben - trotz seines schon üppigen Gehalts. (Symbolfoto)

Ein 53-Jähriger soll Firmen jahrelang Aufträge zugeschanzt haben - trotz seines schon üppigen Gehalts. (Symbolfoto)

Foto: dpa, Federico Gambarini

Ein sehr gut bezahlter Job als Postoberamtsrat, eine Beamtenstellung auf Lebenszeit und ein angenehmes Leben ohne Geldsorgen — der 53-jährige Karl P. (Name geändert) könnte viel verlieren, wenn sich bestätigt, was ihm vorgeworfen wird. "Das Ganze geht mir sehr auf die Psyche", lässt er den Vorsitzenden Richter wissen, bevor die Staatsanwältin die Anklage verliest.

P. soll zwischen 2006 und 2010 mindestens 14 Mal seine hohe Position bei der Postbank ausgenutzt haben, um sich von verschiedenen Firmen für zugeschanzte Aufträge "bezahlen" zu lassen. Er war als Abteilungsleiter unter anderem für das Gebäudemanagement verantwortlich und soll etwa zwei Einbauküchen für die Firma gekauft haben — dabei aber auch eine Küche für das eigene Häuschen bestellt haben. Diese Küche kostete eigentlich 18.300 Euro. Er soll allerdings einen Rabatt von 6000 Euro für sich herausgeschlagen haben mit dem Versprechen an das Unternehmen, ihm künftig lukrative Folgeaufträge zu verschaffen.

Mit seiner Frau soll er immer wieder Konzerte in der Kölner Lanxess-Arena besucht haben, die er nicht selbst bezahlte. Auf besten Logenplätzen für mehr als 550 Euro soll sich das Ehepaar Tina Turner, Elton John und Simply Red angeschaut haben. Auch die Karten sollen ihm gegen entsprechende Auftragszusicherungen zugeschustert worden sein. Einmal soll es auch nach München gegangen sein, zum Spiel des FC Bayern gegen den AC Florenz — mit anschließender Übernachtung im Fünf-Sterne-Hotel. Und auch ein Klitschko-Kampf soll ihm gesponsert worden sein. Wert der Logen-Karten: 554 Euro.

Der Ankläger ist davon überzeugt, dass Karl P. auch ein Schreibtischsystem im Wert von 1129 Euro für seinen Sohn für nur 416 Euro bekommen hat, indem er der Firma bevorzugt Aufträge zuschanzte. Außerdem soll er teure Laptops, Handys und Gerätschaften für seinen Garten weit unter dem Normalpreis erhalten haben. Es geht insgesamt um mehr als 19.500 Euro.

Das Ganze soll System gehabt haben, einer der Unternehmer war ebenfalls angeklagt, sein Verfahren wurde gegen die Zahlung von 25.000 Euro eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft stuft den Fall von Bestechlichkeit als besonders schwer ein. Karl P. lehnte das Angebot des Gerichts ab, ihn gegen ein Geständnis zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe zu verurteilen. Am Donnerstag antwortet er auf die Frage des Vorsitzenden, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle, mit den Worten: "Ne, im Moment nicht." Als der Vorsitzende ihm klar macht, dass dann 32 Zeugen gehört werden müssen und "wir womöglich ein Jahr oder länger hier sitzen", lässt der Angeklagte seinen Kopf auf den Tisch sinken. "Sie müssen nicht gestehen", sagt der Vorsitzende, "aber es wird sich erheblich strafmildernd auswirken." Daraufhin bespricht sich der Angeklagte mit seinem Verteidiger und legt ein Teilgeständnis ab, indem er die Sache mit der Küche zugibt.

Sein Verteidiger hatte angemerkt, dass sein Mandant schon gestraft genug sei, weil er seit 2015 nur noch ein reduziertes Gehalt bekomme — immerhin noch 2400 Euro netto. Ein firmeninternes Disziplinarverfahren gegen ihn laufe noch.

Der Prozess wird im März fortgesetzt.

(hsr)
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