Urteil nach tödlichem Autorennen in Köln "Ich dachte, ich schaffe es noch"

Köln · Zwei Schulfreunde wollten sich beweisen, wer der Wagemutigere ist. Bei dem Autorennen der 19-Jährigen durch die Kölner Innenstadt wurde ein Mensch getötet. Das Amtsgericht hat sie nun zu zwölf und 16 Monaten Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt.

 Verteidiger Jörg Wertenbruch (l.) zeigt den Angeklagten im Amtsgericht Köln ihre Plätze.

Verteidiger Jörg Wertenbruch (l.) zeigt den Angeklagten im Amtsgericht Köln ihre Plätze.

Foto: dpa, mb axs

Es waren nur wenige Hundert Meter, es war unüberlegt, und es ging rasend schnell: Als die damals 19-jährigen Schulfreunde in einer Nacht im März 2015 mit ihren Autos auf den Kölner Straßen unterwegs waren, kam es zu einem tödlichen Unfall. Sie fuhren dabei mit bis zu Tempo 115. Als einer von ihnen über eine rote Ampel raste, rammte sein Wagen ein Taxi.

Ein Fahrgast erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass er drei Wochen später starb, vier weitere Menschen wurden verletzt. Die beiden Angeklagten wurden vom Amtsgericht unter anderem wegen fahrlässiger Tötung nach Jugendstrafrecht verurteilt. Ihren Führerschein müssen sie für mindestens ein Jahr abgeben.

Letzte Schulwoche nach dem Abitur

Als die beiden Angeklagten am Dienstagmorgen den Gerichtssaal betreten, gehen ihre Blicke zu Boden. Die beiden jungen Männer sind sichtlich bewegt von dem, was hinter ihnen lag, und dem was sie in den Stunden der Gerichtsverhandlung erwarten würde.

Sie schweigen nicht zu den Vorwürfen, sie legen ein Geständnis ab. Es war die letzte Schulwoche kurz vor dem bestanden Abitur, erzählt der 20-Jährige. Darüber zu sprechen, fällt ihm schwer, aber er bemüht sich, dem Richter alle Fragen klar zu beantworten. Zusammen mit Freunden waren sie am 26. März mit zwei Autos auf der Aachener Straße unterwegs. Einer der jungen Männer fuhr einen Ford Fiesta, sein Freund einen Mietwagen der Marke Opel. "Als ich das letzte Mal auf die Ampel schaute, war sie noch gelb", sagt der Ford-Fahrer. Dann hat er noch einmal Gas gegeben, den Freund sah er im Rückspiegel bereits näher kommen.

Die Aachener Straße ist genau auf dieser Strecke zwischen der Brabanter Straße und der Brüsseler Straße eine beliebte Ausgehmeile mit Cafés, Kneipen und Clubs. Wer hier auf das Gaspedal tritt, kann sich sicher sein, einige Zuschauer zu haben — auch nachts um halb eins, als die Freunde sich gegenseitig beweisen wollten, wer schneller, wer gewagter, wer besser ist. Mit einer Geschwindigkeit von 85 km/h bis 115km/h, so die Anklageschrift, sind die beiden Schulfreunde auf einer Strecke von circa 250 Metern über die Aachener Straße geheizt. Doch an der Ecke Brüsseler Straße reichte es dem 19-Jährigen im Ford-Fiesta nicht mehr. Etwa sieben Sekunden muss die Ampel der Kreuzung bereits rot geleuchtet haben, so die Rekonstruktion der Gutachter. "Ich dachte, ich schaffe es noch", sagt er in der Gerichtsverhandlung.

"Rücksichtslos ein Risiko eingegangen"

Nach Ansicht des Gerichts handelte es sich um "eine absolut jugendtypische Tat", bei der die Angeklagten nicht über mögliche Folgen nachgedacht hätten. Sie hätten das Rennen nicht geplant, sondern es sei aus der Situation heraus entstanden. "Aber in dem Moment sind Sie ganz bewusst und völlig rücksichtslos ein Risiko eingegangen", sagte der Richter an die Angeklagten gewandt. "Das war ein Totalversagen."

Die jungen Männer hatten ein Geständnis abgelegt und sich entschuldigt. Die Reue der bis dahin unbescholtenen Angeklagten sei glaubhaft, meinte der Richter. In Köln hatten im vergangenen Jahr mehrere schwere Raser-Unfälle und illegale Autorennen für Aufsehen gesorgt.

(dpa/sef)
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