Kirche Baptisterium wird abends geöffnet

Köln · Der Vorraum des archäologischen Denkmals steht Besuchern anlässlich der Art Cologne am Freitag- und Samstagabend von 18 bis 22 Uhr offen.

 Das frühchristliche Baptisterium kann normalerweise nur bei Führungen und von außen bewundert werden. Am Freitag- und Samstagabend macht die Hohe Domkirche eine Ausnahme und öffnet den Vorraum.

Das frühchristliche Baptisterium kann normalerweise nur bei Führungen und von außen bewundert werden. Am Freitag- und Samstagabend macht die Hohe Domkirche eine Ausnahme und öffnet den Vorraum.

Foto: Dombauhütte Köln/Mira Unkelbach

Anlässlich der Art Cologne öffnet die Hohe Domkirche am Freitag und Samstag jeweils zwischen 18 und 22 Uhr die Tore zum neuen Vorraum des frühchristlichen Baptisteriums und gibt allen Interessierten die besondere Gelegenheit, das archäologische Denkmal, den Raum und die Lichtinstallation "zwei, drei Szenen für das Baptisterium" von Mischa Kuball in den Abendstunden unmittelbar zu erleben. Gewöhnlich ist außerhalb von Führungen nur ein Blick von außen möglich. Mitarbeiter der Kölner Dombauhütte stehen während der Öffnungszeiten für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei.

Kirche: Baptisterium wird abends geöffnet
Foto: Achim Kukulies

Bereits 1866 waren bei Bauarbeiten östlich des Domchores die Überreste eines frühchristlichen Baptisteriums entdeckt worden. Bis heute ist von diesem frühesten baulichen Zeugnis des Christentums in Köln die achteckige Piscina (Taufbecken) erhalten geblieben. Der damalige Dombaumeister Richard Voigtel erkannte die herausragende Bedeutung des Fundes und ließ ihn durch einen Schutzbau aus Ziegelsteinen überbauen. Nach der jüngsten Neugestaltung des Bereiches und dem Bau eines neuen Vorraumes präsentiert sich seit dem 3. April 2016 das einzigartige Zeugnis frühen Christentums erstmals in einer der Bedeutung des Objektes angemessenen, würdigen Umgebung. Die Entwürfe für die neugestaltete östliche Domumgebung und den neuen Vorraum, der den Schutzbau des 19. Jahrhunderts als historisches Baudenkmal integriert, stammen von Allmann Sattler Wappner Architekten.

Der neue Vorraum ist ein großzügiger rechteckiger Raum, der sich nach Osten durch ein Panoramafenster zur Stadt hin öffnet. Durch dieses ist das Baptisterium Tag und Nacht zu sehen. Zusätzlich wird der Raum durch ein aufwendig gestaltetes Gitter aus Goldbronze geschützt, das in seiner Ornamentik den Grundriss des Taufbeckens aufgreift. Die Wände des Raumes sind mit gefalzten Goldbronzeplatten verkleidet, die an die ehemaligen Vorhänge des frühchristlichen Baptisteriums erinnern. Die eingestreuten Steine des Terrazzofußbodens sind eine vage Reminiszenz an die Mosaike, mit denen das Baptisterium eventuell einst geschmückt war.

Wesentlicher Teil der Gestaltung ist die Lichtinstallation "zwei, drei Szenen für das Baptisterium" von Mischa Kuball, die den Raum in den Abendstunden und nachts inszeniert. In zwei bewegten Szenen werden der Grundriss des Baptisteriums und die Christussymbole A und Omega auf Wände, Boden und die anthrazit-schwarze Decke des Vorraumes sowie auf das Baptisterium selbst projiziert. Die "dritte Szene"reduziert sich auf die Beleuchtung der Piscina und konzentriert den Blick auf dieses einzigartige Zeugnis frühen Christentums im Rheinland. Lichtspiegelungen auf dem Straßenpflaster vor dem Bronzegitter verbinden den Innenraum mit dem Stadtraum und laden zum schauenden Aufenthalt ein.

Eine Publikation zum Baptisterium und seiner Neugestaltung wird im Sommer unter dem Titel "Kölner Dom - Baptisterium. Archäologie, Theologie, Architektur, Kunst" im Verlag Kölner Dom erscheinen.

Justine Holzwarth

(RP)
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