Köln Bürgermeister setzt sich für Cannabis-Freigabe ein
Köln/Bonn · Am Samstag findet in Köln der "Global Marijuana March" für die Legalisierung von Cannabis statt. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, ein Grüner, ist Schirmherr der Demonstration.
Der überdimensionale Cannabis-Joint war nicht zu übersehen, den der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (Julis) plakativ vor dem alten Bonner Rathaus hochhielt. Konstantin Kuhle, der Chef des deutschlandweiten FDP-Nachwuchses, war vor Kurzem nach Bonn gekommen, um mit rund 250 Mitstreitern lautstark die Legalisierung des "Feierabend-Joints" zu fordern. Die Gesellschaft habe nicht zu entscheiden, ob sich ein erwachsener Mensch mit Cannabis selbst schade oder nicht, meint Kuhle. Es war kein Zufall, dass die Jungliberalen in Bonn protestierten. Denn in der ehemaligen Bundeshauptstadt könnte die erste legalisierte Abgabestelle für Cannabis in Deutschland eröffnet werden.
Auch in Köln gehen die Menschen auf die Straße für einen solchen Laden. Heute findet dort der "Global Marijuana March" statt. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, ein Grüner, ist sogar Schirmherr der Demonstration und wird vorneweg marschieren. Er ist der erste Bürgermeister in Deutschland, der eine solche Veranstaltung an führender Position mitorganisiert.
"Alles, was dazu beiträgt, das Thema Cannabis zu entkriminalisieren, gilt es zu unterstützen", schreibt Hupke im Grußwort für den "Drogen-Marsch". Insgesamt wird heute in 25 deutschen Städten für die Legalisierung von Cannabis demonstriert.
Die treibende Kraft hinter der Initiative in Bonn sind - wie in Köln - die Grünen. Aber auch Piraten und Linke stehen dahinter. Doch selbst wenn der Bonner Stadtrat einem "Coffee Shop" zustimmt, zu dem unter 18-Jährige keinen Zutritt hätten, müsste erst noch das Bundesinstitut für Arzneimittel eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Denn eigentlich ist der Handel mit Cannabis in Deutschland verboten.
In der Wissenschaft wird seit Jahren über die Auswirkungen von Cannabis-Konsum auf den Organismus gestritten. Einige Studien besagen, dass Alkohol die gefährlichere Droge für Erwachsene sei. Die Sachverständigen im NRW-Landtag urteilten zuletzt in einer Anhörung im Gesundheitsausschuss hingegen, dass der Gebrauch von Cannabis gefährlich sein könne, insbesondere angesichts des seit Jahren stetig steigendenden Wirkstoffgehalts in den Substanzen. Psychische Erkrankungen wie Psychosen oder Depressionen könnten, so das Urteil der Sachverständigen, die Folge sein. Immer mehr junge Konsumenten seien davon betroffen, stellen die Experten fest.
Die Grünen, die seit Jahren auf eine kontrollierte Freigabe der Droge dringen, wollen auf Bundesebene die Abgabe von Cannabis-Produkten wie Haschisch und Marihuana unter strengen Auflagen für Jugendliche gesetzlich verankern lassen und den Konsum damit entkriminalisieren. Auf die Droge soll zudem eine Steuer erhoben werden. Die Grünen erhoffen sich davon Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro. Das Geld soll dann in Präventionsarbeit gesteckt werden.
Der Bundestag soll über ein entsprechendes Cannabiskontrollgesetz befinden. Doch es gilt als unwahrscheinlich, dass der Grünen-Vorschlag verabschiedet wird: Die Widerstände bei den Regierungsparteien - insbesondere bei CDU und CSU - sind zu groß.