Köln CDU sucht OB-Kandidaten

Köln/Düsseldorf · Im nächsten Jahr wird in Nordrhein-Westfalens größter Stadt ein neuer Oberbürgermeister gewählt.

Köln: CDU sucht OB-Kandidaten
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Die Kölner CDU wünscht den Besuchern auf ihrer Homepage "schöne Ferien". Doch der Kölner Parteivorsitzende Bernd Petelkau (49) ist noch nicht in Urlaubsstimmung. Der Diplom-Kaufmann hat einen großen Stapel Akten aufzuarbeiten, wie er sagt. In letzter Zeit sei viel liegengeblieben.

Tatsächlich haben Petelkau und sein Kreisverband turbulente Wochen hinter sich. Zuerst zog sich der Parteichef den geballten Unmut von Parteifreunden zu, die ihm vorwarfen, eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei im Rat von Nordrhein-Westfalens einziger Millionenstadt anzustreben. Petelkau, der seit Mai auch Fraktionschef im Stadtrat ist, hat dies aber energisch zurückgewiesen.

 Bernd Petelkau, Kölner CDU-Parteivorsitzender

Bernd Petelkau, Kölner CDU-Parteivorsitzender

Foto: CDU

Kaum hatten sich die Wogen ein wenig geglättet, brach die nächste Protestwelle über die Kölner Union herein: CDU-Ratsherr Henk van Bentheim hatte sich in Köln-Porz mit den Stimmen der rechten Gruppierung "Pro Köln" zum (ehrenamtlichen) Bezirksbürgermeister wählen lassen. Die landesweite Empörung war enorm. Im Landtag wurde CDU-Landeschef Armin Laschet von SPD, Grünen und Piraten eindringlich aufgefordert, ein klärendes Wort zu sprechen. Es dürfe keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen geben, hieß es. Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen schrieb deswegen einen Brandbrief an Laschet.

Nach der Sommerpause wollen Petelkau und die Kölner Union endlich nach vorn blicken. Immerhin wird im September nächsten Jahres in der Domstadt der hauptamtliche Oberbürgermeister für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Der amtierende OB, Jürgen Roters (SPD), will zwar seine volle Amtszeit bis 2015 ausschöpfen, tritt dann aber erklärtermaßen nicht mehr an. Wen die SPD ins Rennen schickt, ist noch offen. Genannt werden bislang immer wieder drei Politiker: NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans, der Finanzexperte der Landtagsfraktion, Martin Börschel, und der stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion, Jochen Ott, der seit 2001 Vorsitzender der SPD in Köln ist.

 Norbert Walter-Borjans (SPD), NRW-Finanzminister.

Norbert Walter-Borjans (SPD), NRW-Finanzminister.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Und die CDU? Hier steht noch ein ganz dickes Fragezeichen. Namen werden bislang nicht "gehandelt". Einen Kandidaten, auf den es automatisch zuliefe, gibt es schon gar nicht. Weil das so ist, hat die Kölner Union soeben eine Findungskommission eingerichtet, die nach den Sommerferien erstmals zusammenkommen wird. Ihr gehören neben Externen unter anderem der frühere Kölner CDU-OB Fritz Schramma, der OB-Kandidat von 2010, Peter Kurth, sowie Petelkau und seine vier Stellvertreter an: Florian Braun, die Bundestagsabgeordnete Gisela Manderla sowie die beiden Landtagspolitiker Serap Güler und Christian Möbius. "Jeder kann jetzt schon mal Ausschau halten, wer infrage kommen könnte", so Petelkau. Die FDP könne in der CDU-Findungskommission gerne mitwirken, sagt der CDU-Kreisvorsitzende unserer Zeitung. Er hätte zudem nichts dagegen, wenn sich auch die Grünen an der Suche beteiligen würden. Sie hätten "schlechte Erfahrungen mit der SPD gemacht", sagte Petelkau; gleichwohl bezweifelt er selbst, dass sie das Angebot der CDU - das wäre eine lupenreine Jamaika-Konstellation - annehmen und damit Rot-Grün in Köln aufbrechen werden.

Parteichef Laschet hat unterdessen bereits Pflöcke eingeschlagen: Der Bewerber in Köln soll ein Teamspieler sein. Er werde es nicht mehr zulassen, dass ein OB sein Amt als Privatsache ansehe, hatte Laschet nach der Niederlage des Düsseldorfer Oberbürgermeisters Dirk Elbers voll Groll erklärt und Elbers einen "Ich-bezogenen Wahlkampf" vorgeworfen. Mit Blick auf die OB-Wahl nächstes Jahr in Köln sagte Laschet, es komme diesmal darauf an, Kandidaten zu finden, die ein "Wir-Gefühl" ausstrahlen und deren erstes Wort nicht "ich" sei.

Der Wutausbruch von Laschet nach der verlorenen Stichwahl in der Landeshauptstadt ist natürlich rheinaufwärts bis nach Köln gedrungen. Die Union sei gern bereit, den Landesvorsitzenden in die Kandidatensuche einzubeziehen, betont Petelkau: "Seine Anregungen sind uns willkommen." Allerdings müssten bestimmte Grundbedingungen erfüllt sein. Die Bewerberin oder der Bewerber müsse zwar nicht unbedingt Kölner sein, wohl aber einen Bezug zu Köln haben. Sie oder er müsse eine Verwaltung mit 15 000 Mitarbeitern führen können und - ganz wichtig - rheinische Mentalität ausstrahlen.

Die Personalie soll spätestens bis Anfang Dezember geklärt sein. Dann nämlich findet in Köln der CDU-Bundesparteitag statt, auf dem sich der oder die Neue publikums- und medienwirksam präsentieren kann. Auf die Frage, ob er selbst zur Verfügung stehe, antwortet Petelkau ausweichend: Er wolle sich "zum jetzigen Zeitpunkt auf die Funktion des Partei- und Fraktionsvorsitzenden konzentrieren". Eine Absage klingt anders.

(RP)
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