Domstadt sucht neuen Oberbürgermeister CDU und SPD kämpfen um Köln

Köln · Wer wird neuer Oberbürgermeister in der Domstadt? SPD und CDU haben noch keine Entscheidung getroffen, doch es gibt bereits klare Favoriten. Die Wahl des bis 2020 amtierenden Stadtoberhaupts findet im September 2015 statt.

 Diese Namen werden gehandelt, wenn es um den OB-Posten in der Domstadt geht.

Diese Namen werden gehandelt, wenn es um den OB-Posten in der Domstadt geht.

Foto: Schnettler

Auf dem Weg zur Landtagswahl 2017 markieren die Oberbürgermeisterwahlen im nächsten Jahr eine wichtige Etappe. In zwölf kreisfreien Städten - darunter Krefeld und Solingen - wird gewählt. Der Blick richtet sich aber besonders auf Köln: Trägt die SPD in Nordrhein-Westfalens einziger Millionenstadt den Sieg davon, wird Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dies als Bestätigung ihrer (Kommunal-)Politik feiern. Setzt sich die Union durch, wäre dies ein wichtiger Punktgewinn für CDU-Landeschef Armin Laschet, der Kraft 2017 ablösen will. Ein Misserfolg in Köln fiele auch ihm auf die Füße.

 Jürgen Roters bleibt noch bis 2015 OB in Köln.

Jürgen Roters bleibt noch bis 2015 OB in Köln.

Foto: Stadt Düsseldorf

Doch wen schicken die Parteien ins Rennen? Die Kölner CDU will ihren Kandidaten auf dem Parteitag am 20. Januar präsentieren. Weil es niemanden gibt, auf den dieses Amt "automatisch" zuliefe, hat Parteichef Bernd Petelkau eine Findungskommission einberufen, die am Donnerstag erstmals zusammenkommt. Ihr gehören die Kölner Parteioberen und Externe an. Mit dabei sind zudem der frühere OB Fritz Schramma sowie Peter Kurth, der 2009 dem jetzigen Amtsinhaber Jürgen Roters (SPD) unterlag.

Noch bevor das Gremium losgelegt hat, gab es schon den ersten Streit, weil sich Schramma für Birgitta Radermacher ausgesprochen hatte. Die Kölner Juristin ist seit 2010 Polizeipräsidentin in Wuppertal. "Ich halte Birgitta Radermacher für eine sehr gute Kandidatin", bekannte Schramma und forderte laut "Kölner Stadt-Anzeiger" die Kommissionsmitglieder auf zu erklären, dass keiner aus diesem Kreis kandidieren werde. Petelkau, der auch die Fraktion im Stadtrat leitet und selbst als OB-Kandidat "gehandelt" wird, war über Schrammas Vorstoß nicht amüsiert. Er hält es für "nicht zielführend", sich jetzt schon festzulegen. Zudem will er die FDP ins Boot holen. "Sie ist eingeladen, in der Kommission mitzumachen", so Petelkau gegenüber unserer Redaktion.

Röttgen und Rüttgers scheinen nicht zur Disposition zu stehen

Derweil werden in der Union viele Namen genannt, wie etwa der von Jürgen Rüttgers. Doch dass sich der frühere NRW-Regierungschef in die Kölner Lokalpolitik begeben könnte, gilt als ebenso unwahrscheinlich wie eine Kandidatur von Ex-Landeschef Norbert Röttgen, der für die OB-Wahl in Bonn im Gespräch ist. Auch bei dem profilierten Innenpolitiker Wolfgang Bosbach hat die Kölner CDU vorgefühlt. Doch der 62-Jährige hat mit Hinweis auf sein Alter abgewinkt. Vielleicht spielt dabei auch seine Krebserkrankung eine Rolle.

Armin Laschet hält sich zwar zurück, doch er hat bereits Leitplanken eingezogen. Der- oder diejenige müsse kooperativer sein als der abgewählte Düsseldorfer OB Dirk Elbers, den Laschet als ichbezogen und beratungsresistent schildert. Laschet erwartet, dass in der Domstadt jemand zum Zuge kommt, der urbanes Lebensgefühl vermitteln kann und teamfähig ist. Der Landesverband wird diesen Kandidaten wohl massiv unterstützen.

Die Sozialdemokraten wollen natürlich den Chefsessel im Kölner Rathaus verteidigen. Aber auch bei ihnen ist noch keine Entscheidung gefallen. Es zeichnen sich jedoch drei Favoriten ab. Da ist zunächst NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans ("Nowabo"), der bis 2010 Kämmerer in Köln war. Insider berichten, dass ihn Kraft - wie zuletzt beim Ringen um die Beamtenbesoldung - mitunter deutlich spüren lässt, wer Koch ist und wer der Kellner. In Köln wäre der gebürtige Krefelder sein eigener Herr. Doch lässt Kraft ihn wirklich gehen? Ein Nachfolger, der trotz miserabler Haushaltszahlen noch so sympathisch "rüberkommt" wie er, dürfte schwer zu finden sein. Manche trauen dem Finanzexperten der Landtagsfraktion, Martin Börschel, diesen Job zu. Börschel ist Kölner durch und durch und seit 2002 Fraktionschef im Rat. In SPD-Kreisen fällt immer wieder sein Name, wenn es um die Nachfolge von Roters geht, der nicht mehr antreten will.

Der Dritte in der Boy-Group ist der Vize-Vorsitzende der Landtagsfraktion, Jochen Ott, der seit 2001 auch Parteichef in Köln ist. Er hat allerdings im Moment wegen der möglichen Nachzählung der Kommunalwahl-Stimmen ganz andere Sorgen: Sein Ratsmandat wäre betroffen, wenn die SPD einen Sitz verlöre. Zudem würde dann in Köln die Debatte über eine große Koalition neu entfacht. Und die OB-Wahl? Ott gibt sich gelassen: "Wir stehen nicht unter Zeitdruck."

(RP)
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