Vorwurf der Pornografie Streit um Penis-Bilder auf Kölner Weihnachtsmarkt

Köln · Ein Künstler verkauft auf dem schwul-lesbischen Weihnachtsmarkt in Köln selbstgemalte Bilder von Penissen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Köln entschieden, dass einige Bilder als "pornografische Schriften" gelten - und zensiert werden müssen.

Christmas Avenue in Köln: Künstler muss Bilder zensieren
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Christmas Avenue in Köln: Künstler muss Bilder zensieren

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Foto: Paul Astor

Paul Astor ist zum ersten Mal mit seinem Stand auf dem schwul-lesbischen Weihnachtsmarkt in Köln zu Gast. Der Künstler aus Berlin verkauft dort selbstgemalte Bilder von männlichen Geschlechtsteilen, einige davon auch als Memory-Spiel. Wenige Stunden, nachdem der Stand Anfang der Woche eröffnet wurde, kamen Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamtes vorbei. Eine Mutter hätte sich über seine Bilder beschwert, die Penisse müssten zensiert werden, erzählt Astor.

Die "Christmas Avenue" findet bereits das fünfte Jahr infolge auf der Schaafenstraße am Rudolfplatz statt und ist bekannt als Weihnachtsmarkt der schwul-lesbischen Gemeinschaft in Köln. Hier geht es traditionell etwas schriller, lauter und vulgärer zu als auf den anderen Märkten der Stadt. An den Buden können Besucher beispielsweise Fetisch-Wäsche als Weihnachtsgeschenk oder Süßigkeiten in Form von Geschlechtsteilen kaufen. Und in diesem Jahr eben auch die Kunstwerke von Paul Astor.

Zensiert vom Ordnungsamt"

Nachdem das Ordnungsamt ihn auf den problematischen Inhalt seiner Abbildungen hingewiesen hatte, sorgte Astor selbst für die Zensur. Er überklebte die Penisse mit goldener Folie und schrieb "Zensiert vom Ordnungsamt der Stadt Köln" darauf.

Wenig später bekam Astor an seinem Stand abermals Besuch. Dieses Mal von Polizisten, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft Köln eine "Gefährderansprache" hielten. Astor musste weitere Bilder abhängen. "Einige Exponate fielen nach unserer Einschätzung nicht mehr unter den Kunstbegriff, sondern unter Pornografie", sagt der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage unserer Redaktion. Damit verstoße der Künstler gegen das Gesetz zur "Verbreitung pornografischer Schriften" (Paragraf 184, Strafgesetzbuch). Mit der Gefährderansprache habe man "eine schnelle, unbürokratische Lösung gefunden", sagt Bremer.

"Ausgerechnet in Köln werden die Bilder zensiert"

Eine Lösung sieht für Paul Astor wohl anders aus. Er fühlt sich in seiner Freiheit als Künstler beschnitten. "Mit meinen Werken will ich niemanden beleidigen, sondern zur Diskussion anregen, indem ich Männer ebenso zum Objekt mache, wie es Frauen regelmäßig in Werbung und Öffentlichkeit widerfährt." Dass er ausgerechnet in Köln damit aneckt, überrascht ihn sehr. "Köln trägt regelmäßig und gerne das Image der weltoffenen, toleranten Stadt vor sich her. Dass ich jetzt ausgerechnet hier meine Bilder zensieren muss, ist schon sehr absurd", sagt Astor.

Die Stadt Köln weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass mit der Maßnahme Minderjährige geschützt werden sollen. "Einige Abbildungen verstoßen gegen das Ordnungswidrigkeitengesetz, weil hier sexueller Inhalt öffentlich ausgestellt und zugänglich gemacht wird", heißt es vonseiten der Stadt. Dies wirke "grob anstößig, da auch Kinder und Jugendliche ungehinderten Zugang zu diesem Markt haben". Die Stadt habe Astor die Auflage erteilt, die Abbildungen so weit teilweise zu verdecken, dass die grob anstößige Wirkung vermieden wird.

Astor erfährt aber nach eigenen Angaben auch viel Unterstützung von den Kölnern. Manche Besucher kämen extra zur "Christmas Avenue", um ihn in seiner Kunst zu bestärken. "Einige Kölner sind sehr bemüht, dass ich kein falsches Bild von der Stadt bekomme", erzählt Astor. Seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu schließen, kommt für ihn nicht infrage. Bis Ende Dezember verkauft er weiterhin seine Penis-Bilder.

(siev)
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