Internat in Bad Münstereifel Woelki bittet Missbrauchsopfer um Vergebung

Köln · In einem katholischen Internat in der Eifel haben kirchliche Mitarbeiter über Jahrzehnte Jungen gequält und missbraucht. Kardinal Rainer Maria Woelki bat die Opfer um Entschuldigung.

 Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich schockiert von den Ergebnissen der Studie.

Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich schockiert von den Ergebnissen der Studie.

Foto: dpa, obe

An dem 1997 aufgegeben Jungeninternat "Collegium Josephinum" des Erzbistums Köln in Bad Münstereifel gab es wiederholt Fälle körperlicher und sexueller Gewalt. Eine am Mittwoch in Köln vorgestellte Studie kommt zu dem Schluss, dass "eine vergleichsweise hohe Zahl an Fachkräften" mindestens seit den 1950er Jahren bis Ende der 1970er Jahre ihre Macht missbraucht haben.

Nach den Angaben von Betroffenen waren sechs Priester und eine weitere Fachkraft sexuell übergriffig. Laut Studienautorin Claudia Bundschuh gab es zwar keine Vergewaltigung und keinen Geschlechtsverkehr, wohl aber den Versuch, Opfer zur Masturbation an sich selbst oder den Tätern zu bewegen. Vier der Priester wie acht weitere Fachkräfte seien körperlicher Misshandlungen beschuldigt worden; neben Ohrfeigen habe es Stockschläge, Tritte oder Züchtigungen mit nachhaltigen Verletzungen gegeben. Auch psychische Gewalt habe stattgefunden, indem Opfern Minderwertigkeitsgefühle vermittelt worden seien.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bekundete Scham und "große Trauer". Die Gewissheit, dass über viele Jahre jungen Menschen in Einrichtungen der Erzdiözese "schlimmes Leid" zugefügt worden sei, zumal von Priestern, gehöre zu den schwersten Erkenntnissen seines bischöflichen Dienstes. Solche Vergehen dürften nicht mehr vorkommen.

Nach Angaben des Missbrauchsbeauftragten der Erzdiözese, Oliver Vogt, haben Opfer in Anerkennung des Leids je nach Schwere Zahlungen zwischen 5.000 und 15.000 Euro erhalten. Vier der beschuldigten Priester lebten noch. Strafrechtlich seien die Fälle aber verjährt. Um kirchenrechtlich gegen sie vorgehen zu können, benötige das Erzbistum über die vertraulichen Angaben in der Studie hinaus konkrete Vorwürfe von Opfern.

Bei zwei Geistlichen ist dies laut Vogt geschehen. Ihre Fälle seien zur Entscheidung an die Glaubenskongregation in Rom weitergeleitet worden. Beide Priester seien zudem mit einem öffentlichen Zelebrationsverbot belegt worden. Einer von ihnen sei nicht mehr im Dienst, der andere in den Ruhestand versetzt worden.

Laut Bundschuh ist es "kein Bericht über Betroffene", sondern ein "Bericht von den Betroffenen". Sie hätten auf die Inhalte und Ausgestaltung der Studie maßgeblich Einfluss genommen. 100 Ehemalige des Konvikts hätten ihre Erfahrungen schriftlich oder mündlich mitgeteilt. Ein Drittel habe dabei über positive Erfahrungen berichtet.

Die Angaben dieser "tertiär Betroffenen" zeigten, dass es im Umgang der Fachkräfte mit den Kindern und Jugendlichen im Laufe der Jahrzehnte einen Wandel gegeben habe. Zur jüngst geäußerten öffentlichen Kritik von "tertiär Betroffenen" an der Studie meinte Bundschuh, dass diese nur von einzelnen komme und die Gruppe nicht homogen sei.

(mro)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort