Köln "Die Demokratie muss jeden Tag verteidigt werden"

Köln · Das Kölner NS-Dok zeigt bis zum 8. Oktober die außergewöhnliche Wanderausstellung "Rassendiagnose Zigeuner".

 Romani Rose, NS-Dok-Chef Werner Jung und Kurator Frank Reuter (v.l.) in der Sonderausstellung im NS-Dok.

Romani Rose, NS-Dok-Chef Werner Jung und Kurator Frank Reuter (v.l.) in der Sonderausstellung im NS-Dok.

Foto: Eppinger

Das NS-DOK zeigt bis zum 8.Oktober eine bedeutende Ausstellung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Im Zentrum steht der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma: von der Ausgrenzung und Entrechtung der Minderheit im Deutschen Reich bis zu ihrer systematischen Vernichtung im besetzten Europa.

Der menschenverachtenden Perspektive der Täter werden Zeugnisse der Opfer gegenübergestellt. Historische Familienfotos von Sinti und Roma geben Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen und lassen sie als Individuen hervortreten. Die Fotografien zeigen Arbeiter und Handwerker genauso wie Soldaten. Es sind Familienfotos von Taufen oder Kommunionen. Dem gegenüber gestellt werden Bildkarten, die Sinti und Roma in einer stereotypischen Art und Weise darstellen, die nichts mit deren Alltag zu tun hat.

Die Ausstellung macht die zerstörten Lebenswege hinter den abstrakten Dokumenten der bürokratisch organisierten Vernichtung sichtbar. Behandelt wird auch die Geschichte der Überlebenden im Nachkriegsdeutschland, die erst spät als NS-Opfer anerkannt wurden. Es war die Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma, die die ideologischen und personellen Kontinuitäten aus der Zeit des "Dritten Reiches" zum Gegenstand einer gesellschaftlichen Debatte gemacht hatte. Am Ende der Ausstellung steht ein Ausblick auf die Menschenrechtssituation der Sinti und Roma-Minderheiten in Europa nach 1989.

"Es geht nicht um eine Schuldübertragung auf heutige Generationen, es geht um die Gesamtverantwortung für unsere Gesellschaft. Wir wollen raus aus der Opferolle. Wir sind Deutsche und lassen uns dieses Recht nicht absprechen. Aber bestimmte Gruppen wollen uns wieder zum Sündenbock abstempeln", sagt der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose und berichtet von Umfragen, bei denen 60 Prozent der Befragen keine Sinti und Roma als Nachbarn haben möchten. "Die Demokratie ist nicht selbstverständlich, sie muss jeden Tag verteidigt werden", sagt Rose bei einem Rundgang durch die Ausstellung. www.nsdok.de

(RP)
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