Kölner Polizeipräsident zu Rassismus-Vorwürfen "Die hohe Zahl der Nordafrikaner hat uns überrascht"

Köln · Der Kölner Polizei wird Rassismus wegen der massenhaften Überprüfung nordafrikanischer Männer an Silvester vorgeworfen. Polizeipräsident Jürgen Mathies verteidigt das Vorgehen. Andernfalls wäre es zu einem ähnlichen Szenario wie 2015 auf der Domplatte gekommen, sagt er.

 Polizeipräsident Jürgen Mathies dankte den Beamten am Tag nach Neujahr abermals für ihren Einsatz.

Polizeipräsident Jürgen Mathies dankte den Beamten am Tag nach Neujahr abermals für ihren Einsatz.

Foto: dpa, ve axs

Die Kölner Polizei hat Rassismus-Vorwürfe wegen ihres Vorgehens in der Silvesternacht zurückgewiesen. Die Situation am Hauptbahnhof sei zeitweise bedrohlich gewesen, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies am Montag. "Ich habe mir Sorgen gemacht, dass der Einsatz auch noch kippen könnte", sagte er.

"Die hohe Zahl der jungen Männer, die wir festgestellt haben, hat uns überrascht." Dabei sei es ganz überwiegend um Nordafrikaner gegangen. Wenn die Polizei diese Männer nicht überprüft hätte, wäre es wieder zu ähnlichen Zuständen wie in der vorigen Silvesternacht gekommen. Damals hatte es massenhafte sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben.

 Am Tag nach Neujahr nahm Polizeipräsident Jürgen Mathies (l.) in Köln Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen.

Am Tag nach Neujahr nahm Polizeipräsident Jürgen Mathies (l.) in Köln Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen.

Foto: dpa, obe

Es ging nicht um das Aussehen, sondern um Verhalten

Mathies betonte, dass die Polizei nicht nur auf Nordafrikaner ein Auge gehabt habe, sondern zum Beispiel genauso auf Rechtsextremisten. "Es ging nicht um das Aussehen, sondern um das Verhalten von jungen Männern", sagte Mathies. "Die Polizei Köln ist mit Augenmaß vorgegangen."

Die Kontrollen der Kölner Polizei waren von der Grünen-Vorsitzenden Simone Peter kritisiert worden. Mathies sagte, mehrere Bundespolitiker aus der Grünen-Fraktion hätten ihn mittlerweile angerufen und sich von Peters Aussagen distanziert.

Diese ruderte am Montag dann prompt zurück. Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckhardt, und andere Parteikollegen hatten sich deutlich vorsichtiger als Peter positioniert.

"Das Großaufgebot der Polizei in Köln und anderen Städten hat Gewalt und Übergriffe in der vergangenen Silvesternacht deutlich begrenzt", sagte Peter unserer Redaktion. Allerdings stelle sich die Frage nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, "wenn insgesamt knapp 1000 Personen alleine aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt wurden". Völlig inakzeptabel sei der Gebrauch von herabwürdigenden Gruppenbezeichnungen wie "Nafris" für Nordafrikaner durch die Polizei.

(siev/lnw)
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