Köln/Düsseldorf Ein Huhn mit Leine am Hahnentor

Köln/Düsseldorf · Der Kölner Fotograf Renato Martins zeigt Menschen an besonderen Orten seiner Stadt. Verbindendes Element ist bei den Aufnahmen immer ein Sessel. Inzwischen haben 144 Menschen an dem ungewöhnlichen Projekt teilgenommen.

Köln/Düsseldorf: Ein Huhn mit Leine am Hahnentor
Foto: Renato Martins

Angefangen habe alles mit dem Sessel ihrer Schwiegermutter im Westerwald. "Der hat mir gut gefallen, den wollte ich gerne haben", erinnert sich der Kölner Fotograf Renato Martins an den Start seiner Idee zum Projekt "Köln-chairing". 365 Menschen wollte er mit dem Sessel als verbindendes Element online in seinen Aufnahmen zeigen - und das in drei Versionen: Weitwinkel, Ganzkörper und Porträt. Das Wort "chairing" setzt sich aus den englischen Begriffen chair (Sessel) und to share (teilen) zusammen.

 Während sich Birgit (l.) mit ihrer Henne Thelma vor der Kölner Hahnentorburg fotografieren ließ, wollte Andreas Niggemeier für das Projekt unbedingt mit seinem Buch auf dem Bild erscheinen. Fotos: Renato Martins

Während sich Birgit (l.) mit ihrer Henne Thelma vor der Kölner Hahnentorburg fotografieren ließ, wollte Andreas Niggemeier für das Projekt unbedingt mit seinem Buch auf dem Bild erscheinen. Fotos: Renato Martins

Foto: Stenger

Inzwischen haben sich 144 Menschen von Martins fotografieren lassen. "Ich habe nur meine drei Versionen vorgegeben und den Sessel. Den Rest bestimmen die Menschen. Sie wählen den Ort, ihre Kleidung und ihre Requisiten selbst aus. Die meisten kommen aus Köln, es ist aber jeder willkommen, der hier zu Besuch ist", sagt der Fotograf. Neben fünf Gästen aus Portugal gab es inzwischen auch drei Düsseldorfer, die sich den Sessel und ihre Liebe zur Nachbarstadt geteilt haben.

"Ein Mann kam in voller Bikermontur mit seinem schweren Motorrad und hat sich vor seiner Garage fotografieren lassen. Andere hatten ihr Rad oder ihre Kinder dabei. Unter den Fotografierten war auch der Bauer aus dem Dreigestirn 2013. Die Tendenz der Nachfrage und Anmeldungen ist weiter steigend", berichtet Martins.

In Erinnerung bleibt ihm auf jeden Fall die Geschichte der Düsseldorferin, die mit ihrem handzahmen Huhn Thelma für die Aufnahmen vor die mittelalterliche Hahnentorburg am Rudolfplatz kam. Es war die Kölner Sportökonomin Birgit Stenger, die in ihrer Heimatstadt die Agentur "actiondates" betreibt, die den Schwerpunkt Gesundheitssport hat.

Zum Huhn beziehungsweise genauer gesagt zur Henne kam die Tierschützerin durch ihre vegetarische Ernährung und den Wunsch, nur Eier aus artgerechter Haltung zu essen. "Es war interessant, wie die beiden zu den Fotoaufnahmen kamen. Ich habe noch nie ein Huhn an der Leine gesehen", sagt Martins. Auf die Idee, sich vom Kölner Fotografen ablichten zu lassen, kam Stenger durch den Düsseldorfer Autor Andreas Niggemeier, der ihr von dem ungewöhnlichen Projekt berichtet hatte.

Während er das Buch als Requisit vorzog und sich von dem Kunstwerk "In Zukunft horchend" lesend fotografieren lies, waren es bei Stenger die Henne und die Hahnentorburg als passender Hintergrund. Dazu trug die Düsseldorferin ein Karnevalskostüm. "Ich wollte mich bei dem Projekt selbst ausprobieren und mich hat auch interessiert, ob Thelma bei so etwas mitmacht. Und alles hat bestens funktioniert. Thelma war der Star und hat viele Blicke von Passanten auf sich gezogen", sagt die Frau, die unter anderem einen Spendenlauf für das Düsseldorfer Tierheim organisiert und die Schwimmkleidung für Kinder sammelt, damit diese beim Schwimmunterricht teilnehmen können.

Mit der Rivalität zwischen den Städten hat Stenger nichts am Hut: "Ich bin gerne in Köln, zum Karneval feiern oder auch zum Bummeln über die Weihnachtsmärkte. Außerdem bin ich häufiger bei Fortbildungen in der Kölner Sporthochschule. Nur zu gucken, welche Stadt besser ist, finde ich albern", sagt die Düsseldorferin.

(RP)
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