Stadtarchiv Köln Restaurierung der Dokumente dauert noch 30 Jahre

Köln · Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor knapp neun Jahren wird die Restaurierung der historischen Dokumente noch mindestens 30 Jahre in Anspruch nehmen. 95 Prozent des Archivguts seien geborgen, sagte die Leiterin des Archivs, Bettina Schmidt-Czaia, am Donnerstag. Die letzten fünf Prozent gelten als verloren.

 Eine Mitarbeiterin zeigt im provisorischen Stadtarchiv in Köln eine Akte der Stadt Köln.

Eine Mitarbeiterin zeigt im provisorischen Stadtarchiv in Köln eine Akte der Stadt Köln.

Foto: dpa, ve

Von dem geretteten Material konnten bisher 13 Prozent gereinigt werden. Von diesen 13 Prozent ist jetzt fast alles (97 Prozent) wieder nutzbar, entweder digital oder im Original. "Jeden Tag ein Stückchen mehr", sagte Schmidt-Czaia. Wieder da ist zum Beispiel der sogenannte Verbundbrief von 1396, eine Art Verfassung der Stadt Köln aus dem Mittelalter.

"Wir kriegen ganz viel wieder hin, aber Spuren wird es geben", sagte Schmidt-Czaia. "Es wird Knicke, es wird Risse geben. Das sind aber auch Spuren, die wir nicht verwischen wollen. Das ist Teil der Geschichte."

Strafprozess gegen fünf Angeklagte

Am kommenden Mittwoch beginnt vor dem Landgericht Köln der Strafprozess gegen fünf Angeklagte, die für den Einsturz mitverantwortlich sein sollen. Angenommen wird, dass Bauarbeiten für eine U-Bahn-Haltestelle das Unglück verursacht hatten. Die Angeklagten waren als Beschäftigte der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) oder der beteiligten Baufirmen am Ausbau der U-Bahn beteiligt.

Bei dem Einsturz waren am 3. März 2009 zwei Menschen ums Leben gekommen. Der Schaden belief sich nach Angaben der Stadt auf 1,2 Milliarden Euro. Einen Schadensfall im Archivbereich in dieser Größenordnung habe es noch nie gegeben, sagte Schmidt-Czaia.

Mittlerweile nimmt der Rohbau des neuen Archivs an einem anderen Standort Gestalt an. 2020 soll das Gebäude in Betrieb genommen werden. Das Historische Archiv der Stadt Köln gilt als das bedeutendste in Deutschland, weil Köln im Mittelalter die mit Abstand größte deutsche Stadt war. Zu den wertvollsten Stücken gehören die Protokolle des Stadtrates seit 1320 und die Originalhandschrift des "Buchs der Tiere" von Albertus Magnus aus dem 13. Jahrhundert. Das Archiv enthält aber auch viele wertvolle Urkunden und aufschlussreiche Dokumente zur Geschichte anderer Städte und Regionen.

(felt)
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