Erstes lesbisches Paar heiratet in Köln "Es ist uns egal, ob das Verpartnerung heißt oder Ehe"

Köln · Dagmar (60) und Angela (43) werden am Montag als erstes gleichgeschlechtliches Kölner Hochzeitspaar im Historischen Rathaus getraut. Wir haben vor dem großen Tag mit den beiden gesprochen. Was bedeutet es für sie, bald verheiratet zu sein?

 "Wir machen Nägel mit Köpfen": Dagmar (l.) und Angela heiraten am Montag. Ihre Nachnamen wollen sie nicht öffentlich machen.

"Wir machen Nägel mit Köpfen": Dagmar (l.) und Angela heiraten am Montag. Ihre Nachnamen wollen sie nicht öffentlich machen.

Foto: RPO

Am kommenden Sonntag tritt das neue Gesetz in Kraft, das allen Paaren eine Heirat ermöglicht. Gleich am Montag sind auch in Köln die ersten gleichgeschlechtlichen Eheschließungen geplant. Vor dem Historischen Rathaus wird die Regenbogenfahne wehen.

Dagmar und Angela, am Montag heiraten Sie als erstes gleichgeschlechtliches Paar in Köln, was machen die Nerven?

Dagmar Ich hatte bei der Arbeit solche Magenschmerzen, dass ich dachte, ich muss nach Hause gehen. Der Stress geht jetzt los. Was es nicht besser macht ist, dass mein Kleid nochmal geändert werden muss, die Schneiderin aber gerade in der Türkei ist. Also mir geht langsam aber sicher die Düse.

Angela Ich kann nicht mehr richtig schlafen, weil ich immer will, dass alles perfekt ist.

Wann haben Sie den Entschluss zum Heiraten gefasst? Spontan, nachdem der Bundestag die "Ehe für alle" beschlossen hatte?

Dagmar Wir sind seit drei Jahren zusammen, haben keine eingetragene Lebensgemeinschaft, machen jetzt aber Nägel mit Köpfen. Ende März waren wir das erste Mal auf dem Standesamt, weil wir einen Termin machen wollten, um unsere Lebenspartnerschaft eintragen zu lassen. Da standen wir vor verschlossenen Türen, weil da Mitgliederversammlung war. Wir hatten gar nicht vor, am Montag zu heiraten, sondern wollten den Freitag. Am nächsten Tag waren wir dann eine Viertelstunde zu spät und es ging wieder nicht mit der Anmeldung. Beim dritten Mal waren wir dann vom Freitag ohnehin weg, weil wir dachten: Passt doch eigentlich gut mit dem Feiertag am Dienstag. So ist das entstanden, da wussten wir von diesem Gesetz noch gar nichts.

Angela Ob das Verpartnerung heißt oder Ehe — das ist uns egal.

Aber wichtig ist es Ihnen, wessen Wunsch war es?

Dagmar Ich hab immer gesagt: Ich möchte heiraten, bevor ich 60 Jahre alt bin. Gut, das hat jetzt nicht geklappt. Aber ich habe an meinem 59. Geburtstag im Februar einen Heiratsantrag bekommen. Und dann ist das natürlich ins Rollen gekommen.

Wie lief das ab mit dem Antrag?

Dagmar Das war ein ganz kurioser Heiratsantrag. Wir haben uns gerade fertig gemacht für die "Lachende Kölnarena". Da steht meine Lebensgefährtin auf einmal vor mir mit Ringen in der Hand und sagt: "Also, pass mal auf, ich muss dich jetzt mal eben fragen, ob du mich heiraten willst, das Taxi steht vor der Tür und die Romantik kommt später." Ich war erst perplex, hab aber direkt Ja gesagt.

Und? Kam die Romantik später?

Dagmar Ja, der Antrag war absolut schräg, aber die Romantik kam noch, das muss ich dazu sagen.

Wie war ihre Reaktion auf die Entscheidung des Bundestages zur "Ehe für alle"?

Dagmar Wir haben uns natürlich gefreut. Die Diskriminierung wird zwar weniger, aber es gibt auch in einer toleranten Stadt wie Köln Stadtteile, in denen wir nicht Hand in Hand herumlaufen, weil wir dumm angemacht werden. Wir sind ein Pärchen, das sich in ganz normalen Kreisen bewegt, also wir sind keine Szene-Gänger, haben viele heterosexuelle Freunde und fühlen uns so sehr wohl. Vielleicht ist es ganz gut, dass durch den Hype, der jetzt gerade um die gleichgeschlechtliche Ehe entsteht, die Leute sehen: Och, die sehen ja ganz normal aus. Wir sind ganz normale Menschen.

Haben Sie damit gerechnet, dass die "Ehe für alle" auf einmal so schnell beschlossen wird?

Dagmar Ganz ehrlich, ich glaube das war schlicht Stimmenfang der SPD. Das war ein Politikum, dass die das so vorangetrieben haben. Ich arbeite als OP-Schwester, habe kein Radio gehört an dem Tag und auf einmal lauter Glückwunsch-Nachrichten bekommen.

Angela Wir machen das auch nicht, weil sich das Gesetz geändert hat, sondern weil wir denken, dass es unsere Beziehung festigt. Es ist sozusagen das i-Tüpfelchen auf unserer Verbindung. Wir fühlen uns zusammengehörig und wollen das mit der Hochzeit auch allen zeigen.

Was ziehen Sie an am Montag?

Dagmar Ich hab ein bordeauxfarbenes, bodenlanges Kleid. Sehr schön.

Angela Und ich eine Stoffhose mit Blazer und eine Bluse in dem Farbton ihres Kleides. Eigentlich wollten wir locker und leger in Jeans und hübscher Bluse heiraten. Und dann hat meine Freundin "Let's dance" geguckt und gesagt: "Ich möchte auch so ein Kleid". Naja, hab ich gesagt, dann sollst du das haben, aber dann kann ich auch nicht in Jeans daneben stehen.

Dagmar Wir fahren mit einem wunderschönen alten Oldtimer am Rathaus vor am Montag, darauf freu ich mich echt!

Was ist das für ein Auto?

Dagmar Keine Ahnung. Ein traumhaftes weißes, richtig klasse Auto, schön geschmückt auch. Ein richtiges Hochzeitsauto eben.

Wie groß wird die Party?

Dagmar Wir feiern mit 35 Gästen, Familie und Freunde, danach geht es auf Hochzeitsreise nach Ibiza.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker will persönlich gratulieren am Montag.

Angela Also ich fände es cool, wenn Frau Reker uns trauen würde, bei dem ganzen Rummel, den es jetzt geben wird.

Dagmar Ja, komm, da lassen wir mal die Kirche im Dorf. Wir freuen uns, wenn sie zum Gratulieren kommt.

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