Köln Erzbistum: Pfarrer will sich Missbrauchsvorwürfen stellen

Köln · Der vom Erzbistum Köln entpflichtete Erftstädter Pfarrer will sich nun doch den Missbrauchsvorwürfen stellen. Inzwischen haben zwei weitere Frauen gegen den 73-Jährigen Anschuldigungen zu Fällen aus den 70er und 80er Jahren erhoben, heißt es in einer am Mittwoch in Köln veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Pfarrers und des Erzbistums. Darin entschuldigte sich der Geistliche erstmals bei den Betroffenen.

Zugleich prüft die Staatsanwaltschaft Köln Strafanzeigen unter anderem gegen Kardinal Rainer Maria Woelki, die im Zusammenhang mit dem Umgang des Erzbistums mit dem suspendierten Geistlichen gestellt wurden.

Der Priester kündigte laut Erklärung an, er werde sich "dem weiteren kirchlichen Verfahren in Bezug auf die langjährigen sexuellen Grenzverletzungen gegenüber Kindern und Jugendlichen, die ihm zur Last gelegt werden, stellen". Noch vor einer Woche hatte er durch eine Vertrauensperson bestreiten lassen, dass es zu "sexuell motivierten Körperkontakten und Berührungen" mit der Belastungszeugin, einem damals neunjährigen Mädchen, gekommen sei. Es habe weder Zungenküsse noch Griffe unter das T-Shirt gegeben. Auch sei dem Geistlichen von Nacktfotos nichts bekannt.

Jetzt räumte der Priester laut Erzbistum nach einer Anhörung zu den Vorwürfen ein, er sehe "nach und nach, dass mein damaliges Verhalten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sexuell grenzverletzend war". Ihm sei klar, dass er sich mit dem Vorgefallenen weiter auseinandersetzen müsse. "Auch meine Gemeinde bitte ich um Entschuldigung dafür, dass mein Verhalten zu großer Unruhe und zu emotionaler Erschütterung geführt hat", heißt es in der von dem seit 2. Februar Suspendierten und dem Personalchef des Erzbistums, Pfarrer Stephan Weißkopf, unterzeichneten Erklärung.

Gegen die Suspendierung hatte es in der Gemeinde anhaltende Proteste gegeben. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte am Mittwoch auf Anfrage, dass jeweils Strafanzeigen gegen Kardinal Woelki sowie gegen den Pressesprecher des Erzbistums, Christoph Heckeley, und Generalvikar Stefan Heße gestellt wurden. Derzeit prüfe die Behörde, ob sie überhaupt zur Aufnahme von Ermittlungen berechtigt oder verpflichtet ist und ob zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für das Vorliegen einer verfolgbaren Straftat feststellbar sind, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort