Prozess gegen Automatensprenger "Es war immer ein großer Geldhaufen"

Köln · Zwei mutmaßliche Mitglieder der "Audi-Bande" stehen in Köln vor Gericht. Am Donnerstag geben sie zu, fünf Geldautomaten in NRW gesprengt zu haben. Die Beute sei sogar so groß gewesen, dass sie nicht mehr sagen könnten, wie viel Geld es tatsächlich war.

 Die Angeklagten Khalid T. (l.) und Karim C. (r.), eine Übersetzerin und Anwalt Ingmar Rosentreter im Kölner Landgericht. (Archivbild)

Die Angeklagten Khalid T. (l.) und Karim C. (r.), eine Übersetzerin und Anwalt Ingmar Rosentreter im Kölner Landgericht. (Archivbild)

Foto: dpa, hka

Sie sollen reihenweise Geldautomaten in die Luft gejagt und dabei mehr als 500.000 Euro erbeutet haben — zwei Männer aus den Niederlanden müssen sich seit Mitte Juni deshalb vor dem Kölner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Khalid T. (30) und dem mitangeklagten Karim C. (22) das "Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion" und schweren Bandendiebstahl vor. Sie sollen der so genannten "Audi-Bande" angehört haben, die sich auf diese Art des Bankraubs spezialisiert hat und den Ermittlern schon lange das Leben schwer macht.

Am 21. Oktober vergangenen Jahres sollen die Angeklagten in Leverkusen-Opladen frühmorgens zugeschlagen und mit einem Schlauch ein Gasgemisch in einen Geldautomaten der Sparda-Bank in der Kölner Straße geleitet haben. Sie sprengten den Automaten per Fernzünder. Knapp 180.000 Euro erbeuteten sie allein in diesem Fall, es entstand ein Schaden von etwa 41.000 Euro.

Der erste Prozesstag hatte überwiegend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten hinter verschlossenen Türen den Verfahrensablauf erörtert. Der Vorsitzende Richter hatte ihnen nach dem Rechtsgespräch bei "glaubhaften Geständnissen" Freiheitsstrafen zwischen fünf Jahren und drei Monaten und sechs Jahren in Aussicht gestellt. Am Donnerstag legten die Angeklagten nun Geständnisse ab. Dass sie als Bande agiert haben sollen - dazu sagten sie allerdings nichts.

Viel sagen die beiden nicht. Karim C. gibt zu: "Ich war beteiligt. Über die Höhe der Beute kann ich nichts mehr sagen." Es sei aber immer "ein ordentlicher Geldhaufen" gewesen. Sie seien aus den Niederlanden eingereist, um die Taten zu begehen, mit dem Audi RS5, der am 21. Dezember von den Ermittlern beschlagnahmt wurde, nachdem sie die beiden Männer in einer Garage in Frechen festgenommen hatten. Kurz zuvor hatten sie einen Automaten in Düren gesprengt und mehr als 165.000 Euro erbeutet. Khalid T. und Karim C. waren damals derart überrascht, dass sie sich widerstandslos festnehmen ließen. Sie hatten nicht bemerkt, dass die Polizei sie schon länger im Visier hatte.

Khalid T. schließt sich seinem mitangeklagten Komplizen an und räumt wie er fünf der sechs angeklagten Fälle ein. Die Staatsanwaltschaft hat einen Bonner Fall aus Mangel an Beweisen eingestellt. Die Verteidiger merken an, dass den Angeklagten zu Gute gehalten werden müsse, dass bei den Taten niemand verletzt wurde und dass zweifelhaft sei, ob beide einer Bande angehört hätten. "Die Banken haben außerdem eine Mitschuld, weil sie derart hohe Geld-Depots in den Automaten haben", sagt Rechtsanwalt Thomas Gros.

Die Angeklagten haben früher in den Niederlanden zeitweise als Kfz-Mechaniker gearbeitet, Khalid T. hat auch mal Wirtschaftswissenschaft in Den Haag studiert, aber dann abgebrochen. "Die Wissenschaft war nicht seine Welt", sagt sein Verteidiger. Der Aufbau einer eigenen Autowerkstatt scheiterte, zuletzt war der 30-Jährige arbeitslos.

Khalid T. und Karim C. wollen möglichst schnell in ein Gefängnis in ihrer Heimat überstellt werden, um in der Nähe ihrer Familien zu sein. Der Vorsitzende Richter merkte allerdings an, für die Strafvollstreckung nicht zuständig zu sein. Der Prozess wird durch die Geständnisse nun aber schneller zu Ende gehen, als ursprünglich geplant. Ein Datum für die Urteilsverkündung gibt es allerdings noch nicht.

(hsr)
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