Sal.Oppenheim-Prozess Gefängnisstrafen für Ex-Bankenchefs gefordert

Köln · Die Staatsanwaltschaft will das gesamte frühere Führungsquartett von Sal. Oppenheim im Gefängnis sehen. Sie seien der gemeinschaftlich begangenen Untreue in besonders schwerem Fall schuldig. Das Urteil gegen die Ex-Banker soll im Juni fallen.

Sal.Oppenheim-Prozess: Gefängnisstrafen für Ex-Bankenchefs gefordert
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Im Strafprozess gegen die frühere Führung des Bankhauses Sal. Oppenheim hat die Staatsanwaltschaft Gefängnisstrafen für alle vier Angeklagten gefordert. Für Matthias Graf von Krockow, ehemaliger Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, plädierte die Anklage am Donnerstag auf drei Jahre und drei Monate.

Christopher Freiherr von Oppenheim soll zwei Jahre und acht Monate erhalten. Für Dieter Pfundt verlangte die Staatsanwaltschaft vor dem Kölner Landgericht zwei Jahre und zehn Monate. Für Friedrich Carl Janssen hält die Anklage drei Jahre und sechs Monate für angemessen - die höchste Forderung. Die vier Angeklagten hätten sich der "gemeinschaftlich begangenen Untreue in besonders schwerem Fall" schuldig gemacht.

Bis zu einer Höhe von zwei Jahren können Freiheitsstrafen zur Bewährung ausgesetzt werden. Nach Vorstellung der Anklage sollen also alle vier früheren Topbanker ins Gefängnis gehen. Das Ex-Führungsquartett der Bank steht seit über zwei Jahren vor Gericht, das Urteil wird im Juni erwartet. Ihr einstiger Geschäftspartner Josef Esch, der nur noch wegen Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz angeklagt ist, soll der Anklage zufolge lediglich eine Geldstrafe "in Höhe von 90 Tagessätzen" zahlen.

In einem der größten deutschen Wirtschaftsprozesse geht es vor allem um Kredite an den inzwischen pleitegegangenen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, außerdem um ein Immobiliengeschäft in Frankfurt. Oberstaatsanwalt Torsten Elschenbroich sagte, die Ex-Banker hätten Sal. Oppenheim gefährdet, seien ihrer Verantwortung nicht nachgekommen und hätten ihre Entscheidungen nicht am Wohl des Geldhauses ausgerichtet.

Laut Anklage gewährten die vier Ex-Chefs der Arcandor-Aktionärin Madeleine Schickedanz — verschleiert über ein "Strohmann-Geschäft" - 2005 einen Kredit über 380 Millionen Euro. Sie hätten damit gesetzliche Meldepflichten umgangen. Man habe internen und externen Kontrollorganen Informationen vorenthalten oder diese vorsätzlich getäuscht. Es habe sich "ein großes Klumpenrisiko" aufgebaut. 2008 wurde die Bank Arcandor-Großaktionärin. Dabei hätten die einstigen Topbanker gehandelt, ohne dass ihnen ein konkreter Plan zur Konzern-Sanierung vorgelegen habe, warf ihnen Elschenbroich vor.

Äußerungen von Graf Krockow und von Oppenheim im Prozess wertete die Staatsanwaltschaft als Geständnis. Auch Pfundt und Janssen, die eine Schuld zurückweisen, waren laut Anklage in Taten und Entscheidungen voll einbezogen gewesen, hätten alle Fakten gekannt und seien schuldig. Krockow und Oppenheim hatten eingeräumt, Entscheidungen auf unzureichender Informationsgrundlage getroffen zu haben.

Die Vorsitzende Richterin Sabine Grobecker hatte bereits im Januar durchblicken lassen, dass sie alle Angeklagten für schuldig hält. Laut Kammer haben die vier Bankenchefs Sal. Oppenheim einen "Schaden im hohen zweistelligen, wenn nicht dreistelligen Millionenbereich" zugefügt. Aber nicht, um sich persönlich zu bereichern. Die Verteidigung wird in den nächsten Wochen ihre Plädoyers halten. Die einst größte europäische Privatbank war mit Arcandor in den Abwärtssog geraten. Heute gehört sie — stark verkleinert — zur Deutschen Bank.

(dpa)
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