15. Kölner Theaternacht Glück durch Überraschung

Köln · Am Freitag steigt die "15. Kölner Theaternacht". Es gibt mehr als 200 Vorstellungen auf 40 Bühnen.

Das Schöne daran ist immer wieder: Man kann "Mäuschen spielen". Weil man Dinge zu sehen bekommt, die es eigentlich noch gar nicht zu sehen gibt. Wie die neue Produktion von Port in Air "Hardly still walking, yet not flying" (großes Bild), die offiziell erst am 11. Dezember im Ehrenfelder ArTheater Premiere hat. Ein Stück darüber, wie das Leben im digitalen Zeitalter zur Berg- und Talfahrt geworden ist, wobei sich die Frage stellt, zu welchen man gehört: zu denen da oben oder zu denen da unten. Wobei sich das jederzeit, in Sekundenschnelle und damit in Fallhöhen-Echtzeit, ändern kann.

"Das Überraschende macht Glück", mit diesem Zitat von Friedrich Schiller aus dem dritten Akt von "Don Carlos" ist die "15. Kölner Theaternacht" überschrieben. Sie steigt am Freitag, 2. Oktober. Von 20 Uhr bis vier Uhr morgens gibt es mehr als 200 Vorstellungen auf 40 Bühnen. In Theatern, Bürgerzentren und Clubs, auch eine Kirche (St. Gertrud an der Krefelder Straße), das Bezirksrathaus Kalk und die Zentralbibliothek am Neumarkt werden zu Spielstätten. Wobei letztere neu im Boot ist und auch gleich zum Schauplatz der Eröffnung um 20 Uhr wird. Bisher fand die immer im Heizkraftwerk Köln-Süd statt. "Aber in diesem Jahr", so Dietmar Kobboldt, Vorsitzender der Kölner Theaterkonferenz, des Dachverbands der Bühnen in der Domstadt, "muss das Heizkraftwerk tun, wozu es da ist: heizen." Weil die zweite große "Wärmflasche", das Heizkraftwerk in Köln-Niehl, derzeit außer Betrieb ist.

In der Zentralbibliothek wird Schillers Drama "Don Carlos" vom Blatt gelesen, in voller Länge, ohne Streichungen. Bis hin zu den Regie- und Szenenanweisungen. Das Publikum kann dabei jederzeit kommen und gehen, und, so es denn will, auch selbst zu Vortragenden avancieren. Ansonsten übernehmen es Schauspieler der Kölner Theaterszene und andere Prominente, den Zuhörern Glück durch Überraschung zu verheißen. Bis morgens um zwei Uhr.

Ab 19.30 Uhr und dann etwa zu jeder vollen Stunde wird die Zentralbibliothek Kraft der "Angels Aerials" auch von außen zum Hingucker. Bis ein Uhr morgens zeigen die "Himmlischen Engel" ihr Flugtheater. Nur gehalten von dünnen Seilen, erklimmen sie die Fassade des Gebäudes, tanzen durch die Lüfte und entfalten zum Livegesang der Sopranistin Sybille Hummel den poetischen Zauber dynamischer Bilderwelten.

Wer sich nicht auf eigene Faust auf die Reise durch die Kölner Spielstätten in sieben Stadtteilen (Ehrenfeld, Belgisches Viertel, Kwartier Latäng, Altstadt Nord, City, Südstadt, rechte Rheinseite) begeben will, kann zwischen zwölf geführten Motto-Touren per Bus, Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Taxi wählen. Auch eine spezielle Tour für Rollstuhlfahrer gibt es, die allerdings schon ausgebucht ist. Reguläre Tickets (inklusive Fahrausweis für den öffentlichen Nahverkehr) kosten 21 Euro, die geführte Touren 25 Euro pro Person. "Freilaufende" Teilnehmer müssen jeweils eine Startervorstellung im Theater ihrer Wahl ab 20 Uhr angeben. Danach ist alles offen und möglich: Schauspiel, Kabarett, Tanz, Oper und szenische Lesungen von rund 70 Ensembles sowie ab 24 Uhr Party machen im Club Berlin oder im ArTheater.

"15. Kölner Theaternacht" Freitag, 2. Oktober, 20 bis vier Uhr, Karten bei KölnTicket, Tel. 0221 2801 oder unter www.koelnticket.de. Komplettes Programm: www.theaternacht.de.

(RP)
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