Ehrung für Zivilcourage in Köln "Ich hoffe, es gibt noch viele Menschen wie sie"

Köln · Sie haben zum Beispiel eine Vergewaltigung verhindert oder Männer gestellt, die nachts auf den Kölner Dom geklettert sind – zehn Menschen mit Zivilcourage wurden nun in Köln geehrt.

 Arthur Mildner hat drei Domkletterer gestellt.

Arthur Mildner hat drei Domkletterer gestellt.

Foto: Hauser

Sie haben zum Beispiel eine Vergewaltigung verhindert oder Männer gestellt, die nachts auf den Kölner Dom geklettert sind — zehn Menschen mit Zivilcourage wurden nun in Köln geehrt.

Als der Kölner Arthur Mildner an einem frühen Morgen im August drei junge Männer mit Rucksäcken den Kölner Dom hinabklettern sah, dachte er: "Da kann nix Gutes bei rauskommen." Der 55-Jährige folgte den Männern in den Hauptbahnhof und alarmierte die Polizei. Die Beamten stellten die Belgier auf den Toiletten zur Rede und entdeckten in den Rucksäcken wertvolle Glasscheiben aus dem Dom, die mit Blei eingefasst waren. Einer der Domkletterer war erst 16, seine Kumpel 20 und 24 Jahre alt. Sie hatten wohl vor allem spektakuläre Fotos vom Dom aus schießen wollen — und bei der Gelegenheit ein paar Andenken mitgehen lassen. "Es ist ein Fall, der ohne Arthur Mildners Hilfe nicht aufgeklärt worden wäre", sagte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob am Dienstag.

Jacob ehrte im Kölner Polizeipräsidium zehn Frauen und Männer für ihr beispielhaftes Verhalten und ihre Zivilcourage — "Hinsehen, handeln, Hilfe holen" heißt die Kampagne der Polizei.

Einschreiten führte zur Ergreifung der Täter

 Lisa S. hat eine Vergewaltigung verhindert.

Lisa S. hat eine Vergewaltigung verhindert.

Foto: Hauser

Es war schon fast Mitternacht, als Frank Klaus am 6. September drei junge Männer auf dem Friedrich-Ebert-Platz in Leverkusen-Wiesdorf bemerkte, die Bier tranken und laut polterten. Einer von ihnen folgte plötzlich einer Frau und baute sich vor der 54-Jährigen auf. "Der hat ausgeholt und ihr mit der Faust und voller Wucht ins Gesicht geschlagen", sagte der 59-jährige Zeuge später bei der Polizei. Die Frau ging schwer verletzt zu Boden, der Täter schnappte sich ihre Tasche. Klaus öffnete das Fenster. "Ich habe runtergerufen, damit sie die Frau in Ruhe lassen und gesagt, die Polizei sei schon unterwegs", erzählte er. Die drei Männer (20, 23, 25) liefen ohne Beute davon.

Die Täter im Leverkusener Fall konnten damals gefasst werden, weil die Polizei Minuten nach dem Anruf des Zeugen am Tatort war und Klaus eine detaillierte Beschreibung der Männer abgeben konnte. Die Frau musste mit mehreren Brüchen im Gesicht in einer Spezialklinik behandelt werden. Frank Klaus wurde nun in Abwesenheit geehrt, weil er im Krankenhaus liegt.

In einem dritten Fall bewies die 26 Jahre alte Lisa S. Mut: Sie war am 12. August um 6 Uhr auf dem Weg zur Arbeit, als sie in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs eine Frau schreien hörte. "Das waren Schreie, die ich so noch nie gehört hatte und die ich auch nicht vergessen werde", sagte sie. Sie holte zwei Kollegen, bewaffnete sich mit einem Holztablett und suchte die Frau. In der Johannisstraße sahen sie einen Mann, der versuchte, die Schreiende auf den Boden zu drücken und sie zu vergewaltigen. Gemeinsam schafften die Zeugen es, den Täter von der Frau wegzuzerren und den 38-Jährigen festzuhalten, bis ein Streifenwagen kam. "Erst da habe ich gesehen, dass sie eine Kollegin von mir ist", sagte Lisa S. Jacob bedankte sich bei allen Helfern und sagte: "Das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Ich hoffe, es gibt noch ganz viele Menschen wie sie."

(hsr)
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