Massenschlägerei Hohe Geldstrafen für Dortmunder und Kölner Hooligans

Köln · Dortmunder und Kölner Hooligans sind vor dem Kölner Landgericht zu hohen Geldstrafen verurteilt worden. Sie waren dabei, als im Januar vor drei Jahren bei einer Massenschlägerei in der Kölner Innenstadt ein Mann lebensgefährlich verletzt wurde.

 Polizisten im Januar 2014 in der Kölner Innenstadt.

Polizisten im Januar 2014 in der Kölner Innenstadt.

Foto: dpa, Costa Belibasakis

Die vier Angeklagten wirken wie nette Jungs. Sie haben feste Jobs, Freundinnen, teilweise auch Kinder. Und ein gemeinsames Hobby: wüste Schlägereien mit gegnerischen Fußballfans. Inzwischen soll das nicht mehr so sein, sagen sie. Die Männer zwischen 24 und 28 Jahren müssen sich aber vor dem Kölner Landgericht wegen schweren Landfriedensbruchs verantworten. Es geht um eine Massenschlägerei mitten in Köln.

Im Januar 2014 gingen an einem Samstagnachmittag am Rudolfplatz vor einem Testspiel des 1. FC Köln gegen den FC Schalke 04 etwa 200 Hooligans aufeinander los. Ein 40-Jähriger erlitt dabei ein offenes Schädelhirntrauma. Die vier Angeklagten — zwei gehörten der Dortmunder Ultra-Gruppierung "Desperados", zwei den Kölner "Boyz" an ­— sollen zwar nicht zugeschlagen haben, das kann ihnen zumindest niemand nachweisen, aber die Schläger unterstützt und die Gruppe stark gemacht haben. Die Kammer nennt das "physische Beihilfe".

Was die Angeklagten zum Thema zu sagen haben, fällt recht kurz aus: Man sei in der Kölner Innenstadt gewesen, habe auch gewusst, dass "etwas geplant sei", habe aber keine konkreten Vorstellungen gehabt, lässt etwa der 24-jährige Thomas K. (Namen geändert) über seinen Verteidiger mitteilen. Johannes H. (28) gibt zu, er habe den Schalkern "begegnen wollen". "Er war dort, als es losging, lief dann aber weg", sagt sein Anwalt.

Die Vorsitzende Richterin lässt schnell durchblicken, dass sie nur bei Geständnissen bereit ist, Geldstrafen zu verhängen. "Machen Sie mir nichts vor", sagt sie. "Sie wussten Bescheid, worum es ging." Sie zitiert aus einem ellenlangen Chat, den es vor diesem 18. Januar gab. "Haut das Pack!" heißt es da unter anderem. Lukas P. (28), der vor seiner Festnahme noch versucht hat, seine Handschuhe zu verstecken, sagt: "Es waren ganz normale Winterhandschuhe." Die Polizei stellte damals etliche Handschuhe sicher, die mit Quarzsand gefüllt waren. Außerdem Schlagstöcke.

Da bis auf einen der Angeklagten, einen 25-jährigen Dortmunder, alle zumindest zugeben, erst in einer Brauerei in der Kölner Altstadt und später am Rudolfplatz Teil der Gruppe gewesen zu sein, verzichtet die Kammer auf einige Zeugen. Das Verfahren gegen den 25-Jährigen läuft nun gesondert.

Ein Anwohner des Rudolfplatzes hat damals beobachtet, wie eine Gruppe Dortmunder und Kölner Hooligans sich in einer Seitenstraße sammelte und vermummte. "Die waren fast alle schwarz angezogen, etwa 60 junge Männer", sagt der 69-Jährige. "Dann haben sie sich in Zugformation aufgestellt, wie beim Militär." Im Laufschritt sei es dann in Richtung der Schalker gegangen.

Ein weiterer Zeuge, 38 Jahre alt, wollte einem Paar helfen, auf das der Mob mitten auf der Straße los ging. "Die haben mich dann von einer auf die andere Straßenseite getreten", sagt er. Er erlitt mehrere Rippenprellungen und Platzwunden. "Ich hoffe, dass ein paar der Holzköpfe hier eine Lektion kriegen", sagt er. "Das hatte nichts mit Fußball zu tun."

Die Kammer verhängt schließlich Geldstrafen zwischen 2700 und 3200 Euro. "Spätestens, als Sie sich in der Nebenstraße versammelt haben wussten Sie, was passieren wird", sagt die Vorsitzende Richterin. Sie hebt noch einmal hervor, dass es ein Samstagnachmittag mitten in der Stadt war, "zur besten Einkaufszeit", viele Unbeteiligte in der Nähe waren. "Sie haben den Kick gesucht und die Folgen nicht bedacht — die müssen Sie jetzt eben tragen."

Zum Schluss gibt sie den Fußball-Fans noch einen Rat: "Distanzieren Sie sich von dieser Szene. Man kann dort hängen bleiben und irgendwann eine ganz schön traurige Figur abgeben."

Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt 52 Personen angeklagt. Noch stehen acht Verfahren aus. Wer den 40-Jährigen lebensgefährlich verletzt hat, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Der Schalke-Fan soll auch an der Prügelei beteiligt gewesen sein. Vor Gericht verantworten muss er sich nicht, da die Folgen für ihn so schwer sind, dass die Verhängung einer Strafe verfehlt wäre, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. "Er war fast tot", heißt es.

(hsr)
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