"Ich bin von der Akustik begeistert"

Köln · Morgen Abend gibt Tenor Martin Muehle im Staatenhaus bei der Premiere von "Turandot" sein Haus-Debüt bei der Oper Köln. Inszeniert wird die letzte Oper von Giacomo Puccini von der jungen Regisseurin Lydia Steiner.

 Seine ersten Köln-Erfahrungen macht gerade der deutsch-brasilianische Tenor Martin Muehle. In "Turandot" übernimmt er die Rolle des Kalaf. Inszeniert wird diese im Staatenhaus in Deutz.

Seine ersten Köln-Erfahrungen macht gerade der deutsch-brasilianische Tenor Martin Muehle. In "Turandot" übernimmt er die Rolle des Kalaf. Inszeniert wird diese im Staatenhaus in Deutz.

Foto: Stephan Eppinger

Herr Muehle, mit "Turandot" geben Sie Ihr Haus-Debüt an der Kölner Oper. Welche Beziehung haben Sie zur Stadt?

Muehle Ich kannte Köln bislang gar nicht, finde es aber nun nach den ersten Wochen hier wirklich wunderbar. Und ich hatte sogar das Glück, schnell in der Innenstadt eine Wohnung zu finden.

Wie erleben Sie die Interimsspielstätte im Staatenhaus?

Muehle Zunächst haben wir in Hürth geprobt und sind nun seit zwei Wochen im Staatenhaus. Das ist für eine Produktion wie "Turandot" ein sehr interessanter Raum, der auch gut mit den Intentionen von Regisseurin Lydia Steier zusammenpasst. Das Staatenhaus ist ganz anders als ein klassisches Opernhaus und ähnelt eher einer Fabrik. Das macht aber alle Prozesse, die dort stattfinden, modern und weniger steif. Außerdem bin ich von der Akustik der Räume sehr begeistert.

Sie verkörpern den Prinzen Kalaf, was reizt Sie an dieser Rolle?

Muehle Der Kalaf ist alleine durch "Nessun Dorma" eine der berühmtesten Rollen überhaupt und wurde schon von vielen bekannten Kollegen wie Luciano Pavarotti verkörpert. Sie zu toppen, ist nicht möglich, aber trotzdem ist diese Rolle für mich ungeheuer reizvoll. Ich liebe die Musik von Puccinis letzter Oper sehr.

Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?

Muehle Das ist eine echte Herausforderung, die einer langen und intensiven Vorbereitung bedarf. Da sind Opernsänger mit Hochleistungssportlern vergleichbar. Wir müssen auf der Bühne immer 100 Prozent Leistung erbringen, man muss stets funktionieren und bereit sein. Das ist sehr anstrengend, aber auch sehr bereichernd.

Welche Beziehung haben Sie zu Giacomo Puccini als Komponisten?

Muehle Ich habe zuletzt in Verona bei einer Oper Puccinis gesungen und war total begeistert, wie die Leute dort diesen Komponisten lieben und verehren. Seine Opern sind wie geschrieben für mich als Tenor, sie passen gut zu meiner Stimme. Mit diesem Repertoire fühle ich mich sehr wohl.

Welche Rolle hat "Turandot" in seinem Gesamtwerk?

Muehle Es war seine letzte Oper und sicher auch eine seiner besten. Er ist gestorben, als er sie geschrieben hat. Aus seinen Skizzen hat einer seiner Schüler dann die Oper vollendet. Mich würde es interessieren, was aus dieser Oper geworden wäre, wenn sie Puccini selbst beendet hätte. Das gilt insbesondere für die Rolle der Turandot, die in ihrer Art sehr kalt und berechnend dargestellt wird. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Puccini vielleicht im Laufe des Geschehens eine weichere, menschlichere Seite gegeben hätte.

Welche Bedeutung hat dieses Stück und die Oper ganz allgemein heute für das junge Publikum?

Muehle In Verona konnte ich bei einer sehr traditionellen Inszenierung beobachten, wie Schüler das Stück geliebt haben. Ich glaube, man sollte sich da keine zu großen Gedanken machen, wie die Jugend auf Oper reagiert. Man darf da Kinder und Jugendliche ruhig etwas zutrauen. Falsch finde ich den Versuch, sich durch mehr szenische Darstellung anzubiedern. In der Oper ist das nicht wie beim Fernsehen. Man sollte die Musik einfach für sich wirken lassen, das reicht vollkommen aus. Sie ist es, die die Gefühle der Menschen anspricht, und die Oper zu einem besonderen Erlebnis macht. Man muss den Menschen auch Raum für ihre Fantasie lassen.

(RP)
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