Prozess gegen Steffen M. in Köln "Ich hab gerade meine Ex-Freundin angestochen"

Im Mordprozess gegen Steffen M. sagte am Freitag ein Kripo-Beamter aus, der den Angeklagten vernommen hatte. Der 21-Jährige soll seine ehemalige Freundin mit 31 Messerstichen getötet haben. Der Polizist sagte, dass Steffen M. kühl und rational gewesen sei.

 Steffen M. vor Gericht.

Steffen M. vor Gericht.

Foto: Claudia Hauser

Der Prozess fand am Freitag in großen Teilen hinter verschlossenen Türen des Kölner Landgerichts statt. Die Verteidigung hatte während der Verlesung des psychiatrischen Gutachtens einen Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt. Ein Kripo-Beamter gewährte trotzdem Einblicke in die Gedankenwelt des Angeklagten.

"Ich wollte einfach, dass es aufhört, das schwarze Loch." So beschrieb Steffen M. einem Kripo-Beamten, wie er sich gefühlt hat in den Tagen, bevor alles eskalierte. Der 21-Jährige kam nicht mit der Trennung von seiner Ex-Freundin Ayla H. (Name geändert) klar, in seinem Kopf habe es "diese Ohrwürmer" gegeben, so nannte er bei der Vernehmung die Gedanken, die 20-Jährige zu töten. "Er sagte, diese Gedanken seien einfach nicht mehr weggegangen", sagt der Polizeibeamte am Freitag im Zeugenstand des Kölner Landgerichts, wo Steffen M. sich wegen Mordes verantworten muss.

Angeklagter voll schuldfähig?

Die Öffentlichkeit hat bis zu diesem Tag noch nicht allzu viel Einblick bekommen in das Seelenleben des Studenten. Er hat sich zwar zu Beginn des Prozesses geäußert — jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am Freitag wurde das psychiatrische Gutachten über Steffen M. verlesen — dabei ging es vor allem auch um die Frage, ob der Angeklagte voll schuldfähig ist. Doch seine Verteidigerin beantragte auch diesmal, die Öffentlichkeit außen vor zu lassen, da Umstände aus dem persönlichen Lebensbereich ihres Mandanten und aus seinem Sexualleben zur Sprache kommen würden. Das Gericht folgte ihrem Antrag und verhandelte hinter verschlossenen Türen weiter.

Der Kommissar gibt wieder, was Steffen M. ihm bei einer Vernehmung, die vier bis fünf Stunden dauerte, erzählt hat. "Wir haben ihn in der JVA abgeholt, er war in sich gekehrt, hat eigentlich die ganze Fahrt über geweint", sagt der 54-Jährige. Steffen M. habe dann später im Präsidium erzählt, dass er am Tattag, dem 29. Januar 2016, morgens joggen war und am Haus seiner Ex-Freundin vorgekommen sei. Dort habe er ihren neuen Freund gehört. Steffen M. und Ayla H. studierten in Aachen, lebten in unterschiedlichen Wohngemeinschaften.

Der 21-Jährige fuhr an jenem Januartag nach Köln, wo er mehrere Stunden auf Ayla H. wartete — zuerst im Bahnhof Deutz, später an der Bahn-Haltestelle "Autobahn" in Ostheim. Ayla H. fuhr auch an diesem Freitag wie gewohnt nach Hause zu ihren Eltern. Länger als zwei Stunden stand Steffen M. an der Haltestelle, bis Ayla H. schließlich aus einer Bahn stieg. "Was machst du denn hier?", habe sie ihn gefragt, alles andere als erfreut. Sie wollte nicht mehr mit ihrem Ex-Freund sprechen. Der drängte auf eine Aussprache. Man einigte sich auf den Kompromiss, dass Steffen M. sie nach Hause begleiten durfte und das Ex-Paar den längeren Weg entlang der Bahngleise nahm.

"Was ich gemacht habe, das ist doch krank"

Dort kam es zum Streit, man habe sich "gegenseitig angezischt", wie Steffen M. dem Beamten sagte. Da habe er Ayla an der Schulter gepackt, sie herumgerissen und ihr das Kampfmesser gezeigt, das er eine Woche vorher in einem Outdoor-Laden gekauft hatte. "Steck das weg!" habe Ayla gesagt. "Er meinte, sie hätte seine Hand ergriffen — ab diesem Zeitpunkt konnte er uns nichts mehr schildern", sagt der Beamte. "Steffen M. konnte sich nur noch daran erinnern, dass das Messer in ihrem Hals steckte und alles voller Blut war." Er rannte damals zur Haltestelle und fuhr nach Kalk, wo er sich auf dem Präsidium stellte. Er sagte: "Ich hab gerade meine Ex-Freundin angestochen."

Dem Kommissar sagte Steffen M. später bei der Vernehmung: "Was ich gemacht habe, das ist doch krank. Die Gerichtsverhandlung können wir uns auch sparen. Für mich kommt nur die Todesstrafe in Frage." Auffallend sei gewesen, dass Steffen M. sehr rational gewesen sei. "Da war kein tiefes Gefühl dahinter." Die ganze Vernehmung über sei es im Grunde immer nur um ihn gegangen. "Es gab von ihm keine einzige Nachfrage, wie es der Familie der Getöteten geht."

In der kommenden Woche werden die Plädoyers gehalten — vermutlich ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Steffen M. droht eine lebenslange Haftstrafe.

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