Insolvente Baufirma Imtech Die Arbeiten an der Oper Köln ruhen

Hamburg/Berlin · Der insolvente Gebäudeausrüster Imtech Deutschland wirkt nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters derzeit an 960 Baustellen mit. Eine davon ist die Oper in Köln. Und dort ruhen die Arbeiten aktuell.

 Die Baustelle der Oper in Köln am 23.07.2015.

Die Baustelle der Oper in Köln am 23.07.2015.

Foto: dpa, mb htf

Die Beschäftigten des Unternehmens setzten ihre Arbeit an den meisten baustellen allerdings bislang fort, teilte Peter-Alexander Borchardt am Mittwoch in Hamburg mit. Auch viele der beauftragten Subunternehmen hätten in den vergangenen Tagen weitergemacht. Zu den größten Baustellen gehört der künftige Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld, die Oper und das Schauspielhaus in Köln und auch das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21.

Die Eröffnung des neuen Hauptstadt-Flughafens ist nach mehreren Terminabsagen für das zweite Halbjahr 2017 geplant. Einen Bericht des Magazins "Focus", wonach Experten mit einer Verschiebung auf das Frühjahr 2018 rechnen, nannte der Flughafensprecher "reine Spekulation". Es bleibe dabei, dass eine Expertengruppe innerhalb von 14 Tagen Lösungsalternativen erarbeiten soll.

Imtech Deutschland hatte vor einer Woche Insolvenz beantragt. Die Baufirma ist am künftigen Großflughafen für wichtige Elektro-, Sanitär- und Lüftungsarbeiten zuständig, sie arbeitet auch an der Brandschutzanlage. Schwere Mängel an dieser Anlage haben die Inbetriebnahme des Terminals bislang verhindert.

In der Kölner Oper kümmert sich Imtech um Klimaanlage, Technik und Stromversorgung des Gebäudeensembles. "Derzeit ruhen die Arbeiten in den genannten Bereichen. Das ist sehr ärgerlich", sagte der Sprecher der Stadt Köln, Gregor Timmer. Seit Dienstag versuche die Stadt mit Imtech und dem zuständigen Insolvenzverwalter in Kontakt zu treten - bisher vergeblich. Zugleich habe die Stadt einen Gutachter eingeschaltet. Dieser dokumentiere den Stand der Bauarbeiten, für die Imtech zuständig ist. "Gegebenenfalls müssen wir ein neues Unternehmen beauftragen", sagte Timmer. Die ohnehin schon verschobene Wiedereröffnung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles könnte sich dann weiter verzögern.

In Stuttgart habe Imtech im Technikgebäude des neuen Hauptbahnhofes gearbeitet, teilte ein Sprecher des Projekts mit. "Die Firma arbeitet derzeit noch an kleineren Restarbeiten." Die Hauptleistungen seien bereits erbracht und das neue Technikgebäude in Betrieb.

Für Imtech Deutschland bemüht sich derzeit ein Verhandlungsteam des Insolvenzverwalters um einen Massekredit. "Dieser ist unverzichtbar für die störungsfreie Weiterführung der Geschäfte in den kommenden Monaten", machte Borchardt deutlich. Beim Massekredit handelt es sich um einen spezielle Form des Kredits im Insolvenzverfahren, der bei Gläubigern aufgenommen wird. Mit ihm soll die Zahlungsfähigkeit sichergestellt und der Geschäftsbetrieb aufrechterhalten werden.

Wie Borchardt weiter mitteilte, haben inzwischen Geldinstitute zuvor eingefrorene Bankguthaben von Imtech Deutschland "in hoher einstelliger Millionenhöhe" freigegeben. "Das schafft schon einmal die Grundlage für unsere Fortführungsbemühungen", fügte er hinzu. Nach seinen Angaben war der unmittelbare Anlass für den Insolvenzantrag vom 6. August, dass der niederländische Mutterkonzern Royal Imtech anders als vereinbart Schulden in Höhe 21 Millionen Euro nicht an die deutsche Tochter zurückgezahlt habe. Der Mutterkonzern selbst steht nach seinem Antrag, seine Zahlungsverpflichtungen wegen akuter Finanzierungsprobleme auszusetzen, unter einer Art Gläubigerschutzschirm.

(dpa)
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