Kölner Kardinal Woelki: Primark steht für "Manchester- Kapitalismus"

Wuppertal · Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat den irischen Textil-Discounter Primark kritisiert. Die Modekette stehe "für Manchesterkapitalismus pur", sagte er in Wuppertal. Dort soll bald eine neue Filiale eröffnen.

Kardinal Woelki neuer Erzbischof von Köln
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Kardinal Woelki neuer Erzbischof von Köln

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Der Erzbischof bedauerte am Mittwochabend in Wuppertal, dass das Unternehmen dort eine Filiale eröffnen wolle. Es sei eine Herausforderung, dass die Kette ein Geschäft in der Stadt eröffne, "in der Friedrich Engels geboren wurde, in der Adolf Kolping wirkte und in der das Elberfelder Fürsorgemodell entstanden ist", so Woelki laut Redemanuskript beim Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid-Solingen.

Woelki sagte, er setze Hoffnung auf das soziale Selbstbewusstsein der Stadt Wuppertal und der gesamten Region. Diese müssten Einfluss nehmen auf die Geschäfts- und Produktionsbedingungen eines Unternehmens, "das mehr an der Rendite als an den Lebensbedingungen der Männer und vor allem Frauen interessiert ist, die das fertigen, was vor allem unseren Kindern und Jugendlichen am Nächsten ist:
Klamotten".

Primark in Krefeld am Eröffnungstag
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Demo und Begeisterung bei Primark-Eröffnung in Krefeld

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Menschenrechtler werfen dem Unternehmen vor, zu Lasten der Mitarbeiter Kleidung zu Dumpingpreisen zu produzieren. In Kleidungsstücken der Kette waren im vorigen Jahr eingenähte Hilferufe entdeckt worden; die Firma selbst sprach von einer Fälschung durch Kritiker. Auch in der im Mai 2013 eingestürzten Textilfabrik in Bangladesch mit mehr als 1.100 Toten hatten Arbeiter für Primark genäht.

Der Kardinal mahnte eine soziale Marktwirtschaft an: "Märkte müssen politisch gestaltet und geordnet werden. Sonst kommen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und menschenwürdige Daseinsbedingungen nicht zueinander."

Blick ins Primark in Krefeld
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Blick ins Primark in Krefeld

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Foto: Thomas Lammertz

Woelki räumte ein, dass auch Kirchen keine "societas perfecta" seien, sondern "Organisationen von fehlbaren Menschen". Dies hätten die Vorgänge rund um das Bistum Limburg und um die Vatikanbank "in beschämender Weise deutlich gemacht". Hier gelte es, für die Zukunft von den Transparenzstandards der Wirtschaft zu lernen.

Nach den Worten des Kardinals muss es im Sozialen darum gehen, Menschen so zu unterstützen, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen. So dürfe die Politik die Tafelbewegung nicht beklatschen. Vielmehr müsse sie Maßnahmen zur Armutsbekämpfung ergreifen.

Diese Krefelder waren bei der Primark-Eröffnung dabei
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Diese Krefelder waren bei der Primark-Eröffnung dabei

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Woelki forderte die Unternehmen auf, die Abschlüsse der Zuwanderer anzuerkennen und jugendlichen Migranten eine Ausbildungsperspektive zu geben. "Wir brauchen die Menschen, die zu uns kommen, um unsere Zukunft wirtschaftlich und zugleich sozial verantwortlich zu gestalten."

(KNA)
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