Unfall beim Kölner Rosenmontagszug Lasst die Pferde in der Box!

Meinung | Köln · Der schwere Unfall mit einer Pferdekutsche beim Kölner Rosenmontagszug ist nicht der erste dieser Art. Die Unglücksfälle zeigen: Pferde bei Karnevalszügen sind ein Sicherheitsrisiko. Ziehen wir endlich die Konsequenzen daraus.

Köln: Unfall mit Pferden am Rosenmontagszug
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Unfall mit Pferden beim Rosenmontagszug in Köln

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Es tut weh, sich von lieben Gewohnheiten zu trennen. Von Traditionen. Pferde gehören in vielen Städten seit Generationen zum Karneval dazu; es ist ein majestätischer Anblick, wenn Kaltblüter Kutschen durch die Straßen ziehen oder prächtig kostümierte Karnevalisten hoch zu Ross durchs Spalier der Menge reiten.

Verzicht bedeutet in diesem Fall das Ende eines Brauchs, der für viele Menschen Kindheitserinnerungen weckt. Heimatgefühle.

Das ist das Brauchtum.

Und das sind die Fakten: Fünf Menschen wurden beim Rosenmontagszug in Köln schwer verletzt, als die Pferde einer Kutsche durchgingen. Neun Menschen waren es Karneval 2017 in Bonn bei einem ähnlichen Unfall. In Thüringen gingen 2014 bei einem Karnevalsumzug drei Pferde durch, drei Menschen wurden schwer verletzt. Und beim Schützenfest in Düsseldorf-Gerresheim wurde 2017 eine Frau am Kopf getroffen, als ein Pferd beim Umzug ausschlug.

Keine Frage: Ganz oft passiert nichts, wenn Pferde in Festzügen mitlaufen. Unfälle sind nicht die Regel. Aber sie kommen vor. Das können auch die Vereine nicht ausschließen, die unbestritten viel für die Sicherheit tun. Erst zuletzt hatte das Festkomitee Kölner Karneval die Richtlinien für Reiter verschärft.

Offensichtlich ist das nicht genug.

Pferde sind Fluchttiere. Erschrecken sie sich oder fühlen sich bedroht, rennen sie weg. Und für einen Schreck reicht mitunter ein plötzlich aufgespannter Regenschirm am Straßenrand. In Millionen Jahren haben sich diese Tiere perfekt an ein Leben auf Steppen und Graslandschaften angepasst. Nicht an Straßenschluchten, die von Zehntausenden Jecken gesäumt werden, an "Alaaf"-Schreie, fliegende Strüßjer oder voll aufgedrehte Kasalla-Songs. Eine solche Kulisse mit einem schreckhaften Tier zu durchqueren, das knapp eine Tonne Lebendgewicht mitbringt, ist einfach keine besonders gute Idee. Es ist ein Sicherheitsrisiko. Und Tierquälerei womöglich noch dazu.

Ziehen wir endlich die Konsequenz daraus, auch wenn es weh tut. Pferde gehören auf die Weide, auf Stoppelfelder, Reitwege oder in die Box.

Im Karneval haben sie nichts zu suchen.

(rls)
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