Köln Karnevals-Stars wollen AfD-Parteitag in Maritim Hotel verhindern

Köln · Nachdem bereits das Bündnis "Köln gegen Rechts" Proteste gegen den geplanten Bundesparteitag der AfD im April im Kölner Maritim Hotel angekündigt hat, erheben nun auch Karnevals-Stars wie die Höhner, Kasalla oder Brings ihr Wort.

 Höhner-Frontmann Henning Krautmacher bei einem Auftritt in Ratingen. Der Sänger hat gemeinsam mit seiner Band den Brief gegen den AfD-Parteitag im Kölner Maritim Hotel unterschrieben. (Foto: Archiv)

Höhner-Frontmann Henning Krautmacher bei einem Auftritt in Ratingen. Der Sänger hat gemeinsam mit seiner Band den Brief gegen den AfD-Parteitag im Kölner Maritim Hotel unterschrieben. (Foto: Archiv)

Foto: RP-Archiv

In einem Brief fordern sie die Absage. Das Hotel zeigt sich unbeeindruckt.

Die Stadt Köln und der Karneval gehören seit jeher zusammen. Auch das Kölner Maritim Hotel ist seit vielen Jahren Austragungsort für zahlreiche Karnevalsveranstaltungen und ist Bühne für Bands wie die Höhner oder Redner wie Bernd Stelter. Kurz vor dem karnevalistischen Höhepunkt der diesjährigen Session ziehen jedoch dunkle Wolken am Jecken-Himmel auf.

Am 22. und 23. April soll in den Räumen des Kölner Maritim Hotels der Bundesparteitag der AfD stattfinden. Dagegen hat das Bündnis "Köln gegen Rechts" bereits eine Großdemo angekündigt. Nun haben sich zahlreiche Größen aus dem Karneval in einem Brief an das Maritim Hotel gewandt und fordern es auf, der Partei eine Absage zu erteilen. Man wolle nicht auf der gleichen Bühne stehen wie die Führung der AfD. Dem Brief zufolge, der dem Kölner Stadtanzeiger vorliegt, wollen die Künstler nicht hinnehmen, "dass in Kürze der AfD und Björn Höcke auf eben diesen Brettern der Maritim-Bühne Gelegenheit gegeben werden soll, einer menschenverachtenden Gesinnung Gehör zu verschaffen". Höcke stand zuletzt in der Kritik, weil er das Berliner Holocaust-Mahnmal in einer Rede als "Denkmal der Schande" bezeichnet hatte.

Gerd Prochaska, Geschäftsführer der Maritim Hotelgesellschaft, zeigt sich von der Forderung unbeeindruckt. "Es ist nicht unsere Aufgabe, die AfD zu bewerten. Das liegt in der Verantwortung der Wähler am 24. September", sagt Prochaska mit Blick auf die Bundestagswahl im Gespräch mit unserer Redaktion. "Keiner darf sich einbilden, dass man eine Partei los wird, wenn man sie ignoriert", betont der Geschäftsführer und mahnt, dass man sich damit stattdessen auseinander setzen sollte.

Auf der Facebook-Seite gab es in den vergangenen Tagen einen regelrechten Shitstorm gegen das Hotel. Ein Nutzer schreibt: "Schade liebes Kölner Maritim, stellt euch mal vor, wie viel positive Resonanz ihr für eine Absage an die AfD letzten Sommer bekommen hättet." Doch an eine Absage ist seitens des Maritim Hotels nicht zu denken. "Selbst wenn wir wollten, kämen wir aus den Verträgen nicht mehr raus", sagt Prochaska. Man sei zwar zu Gesprächen mit den Karnevalisten bereit, man lasse sich jedoch nicht vorschreiben, wen man als Kunden auswählt. "Natürlich wird im Vorfeld geprüft, dass da nichts Illegales stattfindet. Das ist bislang aber nicht der Fall", heißt es.

Neben dem Bündnis und den Karnevalisten hat zudem der "Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte" das Kölner Maritim Hotel aufgefordert, die Zusage für den Bundesparteitag zurückzuziehen. In einer Online-Petition werden dafür aktuell Stimmen gesammelt.

Nicht zum ersten Mal beziehen Bands wie die Höhner politisch Stellung. Bereits im Dezember schallten bei einem Auftritt in Neuss klare Worte in der Stadthalle. Über den neuen US-Präsidenten Donald Trump kam Sänger Hannes Schöner auf die AfD zu sprechen: "Die ist doch auch nur ein Ausdruck der Angst der Menschen in diesem Land."

Den Brief haben bislang Miljö, Querbeat, Klüngelköpp, MBB Band, Björn Heuser, Funky Marys, Marita Köllner, Martin Schopps, Die Cöllner, Marc Metzger, Rockemarieche, Kempes Feinest, JP Weber, Brings, Kasalla, Cat Ballou, Paveier, Bläck Fööss, Höhner, Fiasko, Bernd Stelter, Boore, Kuhl un de Gäng unterschrieben. Darin heißt es weiter: "Köln stand, steht und soll immer stehen für Weltoffenheit, Toleranz und nicht zuletzt Nächstenliebe." Man wolle gemeinsam ein Zeichen setzen, um zu verhindern, dass eine Partei wie die AfD im Schatten des Doms an der Spaltung einer schützenswerten Gesellschaft arbeiten kann.

(skr)
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