Initiator von "Kippa Colonia" "Wer Kippa-Träger angreift, greift uns alle an"

Köln · Am Mittwoch wird in vielen Städten für Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft demonstriert. Vor dem Kölner Dom versammeln sich Menschen unter dem Motto "Kippa Colonia" – mit einer Kippa auf dem Kopf. Wir haben mit dem Initiator gesprochen.

 Ein Mann trägt eine Kippa.

Ein Mann trägt eine Kippa.

Foto: dpa, bod htf

Am Mittwoch wird in vielen Städten für Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft demonstriert. Vor dem Kölner Dom versammeln sich Menschen unter dem Motto "Kippa Colonia" — mit einer Kippa auf dem Kopf. Wir haben mit dem Initiator gesprochen.

Rund 500 Kippot hat Gerd Buurmann am Dienstag von der jüdischen Gemeinde in Köln erhalten. Diese verteilt er am Mittwoch vor dem Kölner Dom. Buurmann ist der Initiator der Solidaritätsbekundung "Kippa Colonia", die am Mittwoch um 18 Uhr stattfindet. Auslöser der Kundgebungen in Köln und anderen Städten ist der gewalttätige Übergriff auf zwei Kippa tragende Männer am Dienstag vergangener Woche in Berlin. Der mutmaßliche Angreifer, ein 19-jähriger Flüchtling aus Syrien, sitzt in Untersuchungshaft.

Die Idee zu der Kundgebung kam Buurmann durch eine enge Freundin, die es sehr schade fand, dass es außerhalb der jüdischen Gemeinde keine Aktionen gab und die Kundgebung in Berlin ins Leben rief. "Ich habe sofort gedacht: Jetzt musst Du auch etwas machen", sagt Buurmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Und es dauerte auch nicht lange, bis er Partner fand, die seine Aktion unterstützen. "Zuerst kam die FDP, später die anderen Parteien, Bürgermeister und auch die jüdische Gemeinde in Köln. Die hat mir dann sogar 500 Kippots zur Verfügung gestellt", sagt Buurmann, der eigentlich nur 100 Menschen für die Kundgebung angemeldet hatte.

Doch was will er mit der Demonstration bezwecken? "Die Menschen sollen erkennen, dass es ein massives Problem gibt, dass es Ängste innerhalb der jüdischen Gemeinde gibt. Ich hoffe, dass wir durch die Kundgebung das Gefühl innerhalb der jüdischen Gemeinde stärken können, zu ihrem Glauben zu stehen", sagt Buurmann: "Ein Gefühl dafür, dass Menschen, die Kippa-Träger angreifen, uns alle angreifen. Wir wollen ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus setzen."

Buurmanns Aktion kommt sowohl in der Öffentlichkeit als auch religionsübergreifend gut an. "Heute Abend werden auch Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche dabei sein und reden", kündigt Buurmann an. Andere Städte haben sich seine Aktion als Beispiel genommen. "Ich habe am Dienstag eine Mail von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena erhalten, die ebenfalls eine Aktion starten. Das freut mich wirklich sehr, vor allem, weil das von Menschen außerhalb der jüdischen Gemeinde ausgeht", sagt Buurmann.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, lobte im RBB die Solidaritätsbekundungen. Gleichzeitig riet er allerdings davon ab, die jüdische Kopfbedeckung öffentlich zu tragen. "Ich würde Einzelpersonen tatsächlich davon abraten müssen, sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen." "Wenn schon der Zentralrat der Juden in Deutschland so eine Warnung aussprechen muss, sollten wir alle alarmiert sein", sagt Buurmann.

Viele Menschen am Kölner Dom werden am Mittwoch erstmals eine Kippa tragen. "Es gibt zwei Probleme beim Tragen der Kippa. Erstens: den Wind", sagt Buurmann. Dafür habe er extra Haarklammern besorgt. Gegen das zweite Problem helfen diese aber nicht: "Zweitens: Antisemitismus. Da hilft nur ein Zusammenstehen. Wir lassen uns nicht einschüchtern."

Auch die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs rief die Muslime dazu auf, als Zeichen der Solidarität mit den Juden am Mittwoch die muslimische Gebetskappe Takke zu tragen. Wer anderen Menschen Schaden zufüge aufgrund ihrer Religion oder Herkunft, habe keinen Platz in unserer Gesellschaft, erklärte Generalsekretär Bekir Altas: "Wir sind gesamtgesellschaftlich aufgefordert, rassistischen Bestrebungen gemeinsam die Stirn zu bieten - egal von wem sie ausgeht und wen sie trifft."

(seeg)
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