Köln schaltet das Licht aus 7500 Gegendemonstranten lassen "Pegida" aufgeben

Köln · Über 7000 Gegendemonstranten haben sich in Köln durchgesetzt und den anvisierten "Pegida"-Umzug am Montagabend verhindert. Ein breites Bündnis gegen Rassismus hatte dafür gesorgt, dass die rund 250 "Pegida"-Anhänger den Platz vor dem Deutzer Bahnhof nicht Richtung Dom verlassen konnten.

Um 19.40 Uhr wurde die Veranstaltung aufgelöst.

Um 19.30 Uhr hatte ein "Pegida"-Sprecher erklärt, dass der Umzug über die Deutzer Brücke zum Dom aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden wird. Für die "Pegida"-Anhänger gab es einfach kein Durchkommen, sondern nur noch den Rückzug durch den Deutzer Bahnhof. Von den Gegendemonstranten wurden sie singend verabschiedet: "Ihr könnt nach Hause fahr`n."

"Pegida"-Aufmarsch in Köln: Demo gegen "Kögida"
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Demo gegen "Pegida"-Aufmarsch in Köln

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Die Situation war im Vorfeld immer verfahrener geworden. Die klar geäußerte Forderung der Gegendemonstranten war, dass "Pegida nicht marschieren" dürfe. Um Eskalationen zu vermeiden, erörtete die Polizei ab 19.10 Uhr in einer Lagesprechnung, ob der Platz mit den Gegendemonstraten geräumt werden müsse. "Notfalls mit Gewalt", hieß es von seiten der Polizei, da der angemeldete Demonstrationszug der "Pegida"-Anhänger nicht möglich war. Alternativ sollten die "Pegida"-Anhänger dazu bewogen werden, auf den Demonstrationszug Richtung Dom zu verzichten. Diese Variante setzte sich offenbar durch.

Zuvor war in Köln das Licht ausgegangen. Unter dem Motto "Licht aus für Rassisten" wurde es am Kölner Dom am Montagabend ab 18.30 Uhr dunkel. Nicht nur am Wahrzeichen der Stadt wurden die Lampen ausgeschaltet.

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Auch die Beleuchtung der Domspitzen erlosch als klares Zeichen gegen den "Pegida"-Umzug (hier sehen Sie ein Video, das den Moment zeigt, als das Licht ausgeschaltet wurde). Auch die benachbarte Kirche Groß St. Martin war dunkel, ebenso das Kölner Rathaus, das Schokoladenmuseum und mehrere andere bekannte Gebäude.

Als eines der ersten Gebäude wurde das Schokoladenmuseum verdunkelt.

wie sie sehen, sehen sie nicht viel. das #schokoladenmuseum hat das licht schon aus und sagt so: #NOkögida #NOpegida pic.twitter.com/6iVwXnldRa

"Wir sind gekommen, obwohl am Dom die Lichter ausgegangen sind", hieß es vonseiten der "Pegida"-Anhänger, die sich einem breiten Bündnis gegenüber sahen.

Stimmung schaukelte sich hoch

Die "Pegida"-Anhänger blieben den ganzen Abend in der Minderheit, dafür wurden von der Polizei rund 7500 Gegendemonstranten im Stadtgebiet gezählt. Die Stimmung schaukelte sich zwischenzeitlich dennoch hoch, vereinzelt flogen Flaschen. Rund 100 Personen mit Knüppeln stürmten aus der Nähe der Jugendherberge in Richtung Deutzer Bahnhof, konnten aber von Polizisten abgefangen werden, berichtete die Polizei.

Rund 150 "Pegida"-Anhänger hatten sich bis zum Beginn der Kundgebung um 18 Uhr vor dem Deutzer Bahnhof eingefunden und waren auch akustisch in der Minderheit. Im Laufe der nächsten halben Stunde erhöhte sich die Zahl auf knapp 250. Von Seiten der Gegendemonstranten wurde unter anderem laute Musik gespielt und gefordert, dass die "Pegida"-Anhänger verschwinden.

Auch Politiker wie Katrin Göring-Eckart von den Grünen hatten sich - wie hier in Berlin - unter die Gegendemonstranten gemischt.

Unter die friedlichen Gegendemonstranten mischten sich allerdings auch gewaltbereite Menschen, die aus den Seitenstraßen kamen. Vereinzelt flogen Flaschen, die Stimmung wurde stellenweise aggressiv. "Pegida"-Anhänger und Gegendemonstranten stehen nur rund 50 Meter voneinander entfernt. Die Gegendemonstranten fordern "mehr Platz". Die Polizei hatte die Lage aber nach eigenen Angaben im Griff.

Getrennt werden die "Pegida"-Anhänger von den Gegendemonstranten durch die Polizisten und einige Straßensperren. Nach ihrer Kundgebung wollten die "Pegida"-Anhänger zum Roncalliplatz am Kölner Dom ziehen. Dieses Vorhaben konnten sie nicht umsetzen.

Der Gegenveranstaltung unter dem Motto "Köln stellt sich quer" hatten sich neben der evangelischen und katholischen Kirche mehrere muslimische Organisationen, die Synagogen-Gemeinde sowie die Musiker-Initiative "Arsch huh" angeschlossen. In einem Aufruf wandten sie sich "gegen jede Form der religiösen Diskriminierung". Zudem hatte eine Initiative unter dem Motto "Kein Veedel für Rassismus" Proteste an mehreren Standorten in der Altstadt angekündigt.

Die Deutzer Brücke war für den Fuß- und Radverkehr gesperrt. Die Polizei hatte auch die Mindener Straße wegen der angekündigten "Pegida"-Demonstration und verschiedenen Gegendemonstrationen gesperrt.

In den anderen deutsche Großstädten sah es ähnlich aus: Die "Pegida"-Gegner waren überall, bis auf Dresden, in der Überzahl.

(csh / vp / rl)
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