Während Kurden-Kundgebung in Köln Deutzer Brücke nach Sperrung wieder freigegeben

Köln · In Köln musste die Deutzer Brücke wegen eines verdächtigen Gegenstandes gesperrt werden, inzwischen ist sie aber wieder frei. In unmittelbarer Nähe findet auf der Deutzer Werft eine Großdemonstration von bis zu 30.000 Kurden statt, mehr als tausend Polizisten sind im Einsatz. Wir berichten von vor Ort.

September 2016: Tausende Kurden demonstrieren in Köln
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Die kurdische Kundgebung richtet sich unter anderem gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sein Vorgehen seit dem vereitelten Putsch im Juli kritisieren die Veranstalter als diktatorisch. Ebenso verurteilen sie den Angriff der Türkei auf kurdische Milizen in Syrien.

Bislang verläuft die Veranstaltung in Köln friedlich, das Bühnenprogramm findet wie geplant statt. Mehr als tausend Polizisten sind seit dem frühen Samstagmorgen in Köln-Deutz im Einsatz. Auch zwei Wasserwerfer und eine Reiterstaffel sind vor Ort.

Um etwa 13 Uhr musste die Deutzer Brücke, die über den Rhein zum Festgelände führt, jedoch gesperrt werden. Ein verdächtiger Gegenstand wurde auf der Brücke gesichtet, Augenzeugen zufolge handelte es sich um einen Rucksack. Der Verkehr musste für rund zwei Stunden unterbrochen werden. Zwischen etwa 14 Uhr bis 15 Uhr waren Sprengstoffexperten und Spürhunde im Einsatz. Der Inhalt des Rucksacks entpuppte sich dann als harmlos: Er enthielt lediglich Kleidung. Das Festgelände und die Bühne waren von der Sperrung nicht betroffen. Inzwischen ist die Deutzer Brücke wieder freigegeben und kann von allen Seiten befahren werden.

Die Kurden demonstrieren am Samstag "Gegen Diktatur und für Gleichberechtigung". Angemeldet wurde die Veranstaltung vom Demokratischen Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland (NAV-DEM). Auf dem Gelände ist alles organisiert wie bei einem kleinen Volksfest. Es gibt Verkaufs- und Essensstände, Eisstände. Viele Familien mit kleinen Kindern sind da. Die Veranstalter habn im Vorfeld mit rund 30.000 Kurden gerechnet. Die Polizei schätzt die Zahl der Teilnehmer am Samstagnachmittag auf 15.000, also etwa die Hälfte. Der Programmablauf verzögert sich sehr.

Ursprünglich war ein "Internationales Kulturfestival" im Rheinenergie-Stadion geplant. Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies hatte den Sportstätten Köln aber wegen Sicherheitsbedenken im Vorhinein empfohlen, das Stadion nicht zu vermieten — unter anderem wegen der "jüngsten gewalttätigen Konflikte in der Türkei", wie Mathies auf einer Pressekonferenz sagte. Bei dem Kulturfest habe es außerdem in der Vergangenheit Propaganda-Delikte gegeben, weil Besucher Zettel mit verbotenen PKK-Symbolen auf den Sitzplätzen verteilt hätten.

Der Verfassungsschutz stuft NAV-DEM als Dachorganisation von Gruppen ein, die der als terroristisch geltenden verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK nahestehen. Einer der Redner bei der Kundgebung ist der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger.

Eine Gegendemonstration zur Kundgebung der Kurden soll an der Lanxess-Arena in Köln-Deutz stattfinden. Um 12 Uhr mittags sind aber gerade mal sechs Leute vor Ort. Die jungen Männer unterschiedlicher Nationalitäten wollen ein Zeichen gegen den Terror in der Welt setzen. Auf Nachfrage unserer Redaktion verstehen sie ihre kleine Kundgebung aber nicht als Gegenveranstaltung zu den Kurden.

Einen geplanten Demonstrationszug durch die Stadt wird es am Samstag nicht geben — der Veranstalter des Kurdenfestes verzichtete freiwillig darauf und einigte sich mit der Polizei auf die Standkundgebung auf der Deutzer Werft. Ein Behördensprecher sagt: "Wir haben es mit einer großen Gruppe von hoch emotionalisierten Menschen zu tun. Wer kommt, um Straftaten zu begehen, wird feststellen, dass wir dagegen konsequent vorgehen."

Bereits im Vorfeld hatte es Ausschreitungen in der Region gegeben. Kurdische Demonstranten legten am Freitag den Verkehr in der Innenstadt von Grevenbroich über mehrere Stunden lahm. Gegen 11 Uhr war es kurz vor dem Montanushof zu einer Sitzblockade gekommen, die erst am Abend von starken Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei aufgelöst werden konnte. Dabei kam es auch zu Handgreiflichkeiten gegenüber den Beamten. Drei Polizisten sind leicht verletzt worden, blieben aber dienstfähig. Seitens der Demonstranten gab es ebenfalls drei leicht Verletzte.

(siev/hsr/lnw)
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