Zehn Jahre nach NSU-Anschlag Köln gedenkt der Nagelbomben-Opfer

Köln · Die Explosion einer Nagelbombe auf der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004 war ein Akt rechtsextremer Terroristen. Genau zehn Jahre später will die Stadt mit einem großen Kulturfest ein Zeichen gegen Rechts setzen.

Bundespräsident Joachim Gauck wird am Pfingstmontag in Köln auf der Kundgebung anlässlich des zehnten Jahrestages des Nagelbomben-Anschlags in der Keupstraße sprechen. Auch Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) wird erwartet. Die Polizei rechnet mit 70.000 Teilnehmern. Zum Jahrestag des Attentats lädt das Bündnis gegen Rechts, "Birlikte - Zusammenstehen", am Pfingstwochenende zu einem Kultur- und Kunstfest nach Köln-Mülheim ein

Am 9. Juni 2004 war in der überwiegend von Migranten bewohnten Keupstraße in Köln-Mülheim eine Nagelbombe explodiert. 22 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen lebensgefährlich. Die Polizei glaubte lange nicht an einen rechtsextremen Hintergrund, sondern an eine Abrechnung im kriminellen Milieu. Erst Ende 2011 wurde deutlich, dass die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wohl auch für diesen Anschlag verantwortlich gewesen waren.

Am Montag stellten Vertreter von Polizei, Feuerwehr und Verkehrsbetrieben das Sicherheits- und Verkehrskonzept für den Tag vor. Ganz Mülheim, mit fast 42 000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Stadtteil Kölns, wird zur Fußgängerzone. Der Bereich um die beiden Veranstaltungsorte an der Schanzenstraße und am Böcking Park wird weiträumig abgesperrt. In der Sperrzone dürfen keine Autos am Straßenrand abgestellt werden. Das Parkverbot gilt auch für Anwohner.

Die Opfer der Terrorzelle NSU
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Foto: dpa, cch axs fdt

Den Mülheimer Bahnhof sichern Beamte der Bundespolizei. Flugblätter in deutscher und türkischer Sprache informieren die Menschen über die Einschränkungen. Am Pfingstmontag schickt das Ordnungsamt ab 9 Uhr "Klingeltrupps" durch den Stadtteil, um die Autobesitzer zu wecken, deren Wagen noch nicht umgeparkt sind.

Auf den Bühnen werden Künstler wie Udo Lindenberg und Peter Maffay sowie die Kölner Bands BAP und Bläck Fööss auftreten.

Fahndung im Fall der Neonazi-Terroristen
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NSU-Prozess verhandelt Attentat in Köln

Im NSU-Prozess in München wird am Dienstag ein Sprengstoffanschlag auf ein Geschäft in der Kölner Innenstadt im Jahr 2001 verhandelt. Die damals 19-jährige Mashia M. überlebte das Attentat auf den Laden ihrer Eltern nur knapp.

Laut Anklage hatte Uwe Mundlos oder Uwe Böhnhardt kurz vor Weihnachten 2000 einen Korb in dem Geschäft abgestellt. Darin habe sich eine Christstollen-Dose befunden. Er müsse noch Geld besorgen und hole den Korb später ab, soll er gesagt haben. Das tat er aber nicht. Stattdessen öffnete Mashia M. einige Wochen später das Päckchen, das dann detonierte. Die junge Frau musste wegen schwerster Verbrennungen in einer Spezialklinik behandelt werden.

Im NSU-Prozess sind am Dienstag mehrere Sachverständige und Polizei-Ermittler als Zeugen geladen. Ein Rechtsmediziner soll schildern, welche Verletzungen Mashia M. davontrug. Erneut ins Visier gerät auch der mitangeklagte Helfer André E: Er soll das Wohnmobil gemietet haben, mit dem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach Köln gefahren waren. Der Hauptangeklagten Beate Zschäpe wirft die Anklage als Mitglied einer terroristischen Vereinigung eine Mitverantwortung an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen des NSU vor.

(RP)
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