Kölner kippen "Charlie Hebdo"-Wagen Selbstzensur im Karneval
Meinung | Düsseldorf · Auf dem Kölner Rosenmontagszug sollte es einen "Charlie Hebdo"-Karnevalswagen geben, der sich satirisch mit Meinungsfreiheit und den Anschlägen von Paris auseinandersetzt. Doch nun wurde er kurzerhand zurückgezogen. Dazu ein Kommentar von Horst Thoren.
Wer die Meinungsfreiheit hochhält, muss auch bereit sein, die Narrenfreiheit zu schützen. Deshalb war es nur folgerichtig, für den seit 1823 stattfindenden Kölner Rosenmontagszug oder zumindest für einen seiner Wagen erstmals besonderen Schutz durch die Polizei vorzusehen. Nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin "Charlie Hebdo" konnten die Sicherheitskräfte islamistische Übergriffe auf den "Zoch" wohl nicht mit letzter Sicherheit ausschließen.
Doch die Vorstellung von Uniformen inmitten von Kostümen ging dem Festkomitee Kölner Karneval offenbar zu weit. Zwar steht man zur Aussage des geplanten Wagens und bekräftigt tapfer, Meinungsfreiheit sei ein hohes Gut der Demokratie. Allzu sehr aber möge sie das leichte närrische Treiben nicht beeinträchtigen. Der Karneval, so ließen die Kölner verlauten, solle nicht zu Sorgen bei den Bürgern führen, wo käme man da auch hin bei den sprichwörtlichen tollen Tagen.
Nicht auszuschließen, dass tatsächlich kaum jemand den "Charlie-Hebdo"-Wagen vermissen wird. Das ändert jedoch nichts daran, dass es fragwürdig ist, die Freiheit des Karnevals verteidigen zu wollen, indem man in vorauseilendem Gehorsam ein gutes Stück davon aufgibt.