Kölner Seniorin ein Jahr tot in Wohnung Jetzt werden die Erben der 84-Jährigen gesucht

Köln · Fünf Tage, nachdem die Polizei eine tote Seniorin nach mehr als einem Jahr in ihrer Wohnung in Köln-Niehl entdeckte, haben die Ermittler nun Verwandte der 84-Jährigen ausfindig gemacht. Ob sie die Bestattung zahlen, ist unklar. Auch Erben werden gesucht.

 In diesem Haus lebte die ältere Dame.

In diesem Haus lebte die ältere Dame.

Foto: Claudia Hauser

"Es gibt ein paar Cousins und Cousinen in der Eifel", sagt ein Polizeisprecher. Kontakte hätten zwischen der Verstorbenen und den Verwandten aber offenbar schon lange nicht mehr bestanden. Inzwischen steht die Identität der Toten eindeutig fest. Ermittler hatten Unterlagen eines Zahnarztes angefordert, dessen Adresse sie in der Wohnung der Seniorin entdeckt hatten. In der Rechtsmedizin konnte die Tote nun darüber identifiziert werden. Ein Arzt hat den natürlichen Tod der Frau bescheinigt, die Polizei hat nun nichts mehr mit dem Fall zu tun.

Alex Lechleuthner ist ärztlicher Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr. "Einsätze wie diesen gab es schon immer", sagt er. "Aber: Dass jemand länger als ein Jahr unbemerkt tot in der Wohnung liegt, ist eine absolute Seltenheit." Wie oft die Feuerwehr Wohnungen aufbrechen muss, weil dahinter ein Verletzter oder Toter vermutet wird, kann Lechleuthner nicht sagen. Auch die Polizei kann keine aussagekräftige Zahl nennen, da die Fälle nur registriert werden, wenn ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet werden musste, weil der Verdacht eines unnatürlichen Todes besteht.

"Wir haben 140.000 Einsätze im Jahr — wenn Geschichten wie diese sehr oft vorkämen, wären die Zeitungen voll davon", sagt Lechleuthner. Die Seniorin in Niehl sei ein besonderer Fall, da sie offenbar sozial überhaupt nicht eingebunden gewesen sei. Es gebe immer mehr Single-Haushalte in Großstädten, die Gefahr einer Vereinsamung besteht nach Angaben von Lechleuthner aber auch bei jüngeren Menschen.

Die 84 Jahre alte Frau aus Niehl ist schon vor mehr als einem Jahr gestorben, ihre Leiche war skelettiert. Niemand in dem Sechs-Parteien-Haus hat etwas bemerkt. Aus der Wohnung der Frau roch es offenbar auch nicht nach Tod oder Verwesung. "Wenn verschiedene Faktoren zusammenkommen, ist das durchaus möglich", sagt Lechleuthner. So könne sein, dass es kalt war und ungeheizt im Wohnzimmer, als die Frau gestorben ist, sie eine kleine und dünne Person war. "Das wenige Körperwasser verdunstet dann einfach."

Wann und wo die Frau bestattet wird, ist noch ungeklärt. "Eigentlich haben die Verwandten für das Begräbnis zu sorgen", sagt ein Sprecher der Stadt. Sie seien auch dafür zuständig, die Wohnung aufzulösen. Da aber nur Cousins und Cousinen ausfindig gemacht werden konnten, könne man die nicht dazu zwingen, die Kosten zu tragen.

Das Ordnungsamt wird sich nach Angaben des Sprechers um die Bestattung kümmern, wenn die Verwandten nicht einspringen. Man müsse dann erst einmal prüfen, ob es einen verstorbenen Ehemann, also möglicherweise ein Doppelgrab gibt. "Wir schauen auch: Gibt es mögliche Erben?" Der Sprecher geht davon aus, dass die Tote in der ersten oder spätestens der zweiten Dezember-Woche beerdigt wird.

(hsr)
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