NSU-Anschlag in Keupstraße Kölner Opfer erheben Vorwürfe gegen Polizei

München/Köln · Im NSU-Prozess in München hat das erste Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße ausgesagt - und in eindringlichen Worten von seinen körperlichen und seelischen Leiden berichtet. Zugleich erhoben die beiden Freunde Sandro D. und Melih K. Vorwürfe gegen die Kölner Polizei - weil sie damals trotz ihrer schweren Verletzungen zunächst als Verdächtige betrachtet worden seien.

Köln: Opfer der Keupstraße sagen im NSU-Prozess aus
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NSU-Prozess: Opfer der Keupstraße in Köln sagen aus

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Foto: dpa, mum fdt

Melih K. bestätigte zudem, dass er schon damals bei einer Befragung den Verdacht geäußert habe, dass die Tat einen rassistischen Hintergrund gehabt haben und ein "Ausländerhasser" am Werk gewesen sein könnte. "Da braucht man kein Ermittler sein."

Der mit mindestens 702 Zimmermannsnägeln bestückte Sprengsatz war am 9. Juni 2004 vor einem Friseursalon in der von türkischen Migranten geprägten Straße explodiert. 22 Menschen wurden verletzt. Viele Jahre lang, bis zum Auffliegen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" im Herbst 2011, tappten die Ermittler im Dunkeln. Mittlerweile geht die Anklage davon aus, dass die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den Sprengsatz dort deponiert haben. Beate Zschäpe, einzige Überlebende des NSU-Trios, steht als Mittäterin vor Gericht.

Sandro D. und Melih K. befanden sich damals quasi direkt neben dem Fahrrad mit der Bombe, als diese explodierte. Das sei so gewesen, als habe ihm jemand die Beine weggeschossen, sagte der heute 34-jährige Sandro D. am Dienstag vor dem Oberlandesgericht. Beide Männer kamen mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus. In Notoperationen mussten ihnen mehrere Nägel entfernt werden. Bei Sandro D. steckte einer der zehn Zentimeter langen Nägel im rechten Oberschenkelknochen. Unter den Folgen der Verletzungen leiden beide bis heute - körperlich und psychisch. Beide befinden sich nach wie vor in Psychotherapie.

(dpa)
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