Köln Polizei nimmt 15 Demonstranten bei "Pegida"-Demo fest

Köln · Die Polizei hat am Samstag den Demonstrationsumzug von "Pegida NRW" in Köln nach wenigen hundert Metern abgebrochen. Teilnehmer hatten Polizisten nach Berichten von Augenzeugen mit Böllern und Flaschen beworfen.

 Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen die teilweise gewaltbereiten Demonstranten ein.

Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen die teilweise gewaltbereiten Demonstranten ein.

Foto: dpa, rwe wst

Die Polizei nahm 15 Demonstranten vorläufig fest.

Als kurz nach dem Beginn des Demonstrationszugs Böller flogen, machten die Polizisten kurzen Prozess und stoppten die etwa 1700 Teilnehmer. Sie wurden daraufhin zurück zum Bahnhof geleitet. Damit wurde die Demonstration der Form nach beendet. Doch die Lage blieb vorerst angespannt. "Es herrscht weiter eine aggressive und aufgeheizte Stimmung", sagte eine Polizeisprecherin. Erst gegen 17 Uhr löste sich die Demonstration vollständig auf.

Teilnehmer hatten kurz nach dem Start des Umzugs Flaschen und Böller auf die Beamten geworfen und sich Handgemenge mit der Polizei geliefert. In Lautsprecherdurchsagen drohte die Polizei mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken und setzte diese schließlich auch ein. Bei den Auseinandersetzungen sind drei Polizisten und ein Journalist verletzt worden. Nach Polizeiangaben waren von den rund 1700 rechten Demonstranten etwa die Hälfte gewaltbereite Hooligans. 15 Demonstranten wurden in Gewahrsam genommen, um weitere Straftaten zu verhindern, teilte die Polizei am Samstagabend mit.

Schon vorher hatte "Pegida NRW" Probleme mit den Auflagen. Für 14 Uhr war der Beginn der Demonstration von "Pegida NRW" durch die Kölner Straßen vorgesehen. Auf der anderen Seite des Bahnhofs hatten sich ähnlich viele linke Gegendemonstranten eingefunden. Augenzeugen berichteten von einer aufgeheizten und aggressiven Stimmung bei beiden Gruppen. Um 12 Uhr hatte die Gegendemonstration von "Köln stellt sich quer" und "Köln gegen Rechts" begonnen.

In der "Pegida"-Menge waren neben zahlreichen Deutschlandflaggen auch der Schriftzug der "Hooligans gegen Salafisten" und Reichskriegsflaggen zu sehen. "Wir sind das Volk", skandierten die Teilnehmer und "Merkel muss weg". Rund 450 rechte Demonstranten hatten sich nach Angaben der Polizei in Düsseldorf gesammelt und waren zur Demo in die die Domstadt gereist.

Doch der Umzug konnte nicht pünktlich beginnen. "Pegida" war zunächst nicht in der Lage, die erforderliche Zahl an Ordnern zu stellen. Die Lage erinnerte an die Blamage von "Hogesa" im Oktober 2015. Damals verzögerte sich die Kundgebung aus denselben Gründen um Stunden. Die Ordner dürfen weder alkoholisiert noch vorbestraft sein. Offenbar tat sich auch das "Pegida"-Klientel damit schwer.

Erst um 15 Uhr, eine Stunde später als vorgesehen, gab die Polizei die Erlaubnis zum Start. Allerdings nur unter neuen Vorgaben: die Demonstranten mussten eine andere Route nehmen als vorgesehen. Ziel der Maßnahme: ein Zusammentreffen mit den Gegendemonstranten vermeiden. Die neue Strecke sollte über die Machabäerstrasse und Turiner Straße zurück zum Breslauer Platz führen.

Die Atmosphäre war bereits im Vorfeld angespannt. Die Sorge: Nach den Vorfällen der Silvesternacht könnte sich die Stimmung derart radikalisiert haben, dass es zu Gewaltausschreitungen kommt. Bei ähnlichen Lagen wie zum Beispiel der jüngsten "Hogesa"-Kundgebung im Oktober 2015 war es vereinzelt zu Schlägereien gekommen, die Bilanz verzeichnete 21 Verletzte.

Entsprechend groß war auch das Aufgebot der Sicherheitskräfte. Rund 1700 Einsatzkräfte der Polizei NRW sind vor Ort, dazu kommt noch eine dreistellige Zahl an Bundespolizisten. Unter den Einsatzfahrzeugen waren am Samstagmittag auch Wasserwerfer zu sehen. Die Route der "Pegida"-Demonstration mit den Stationen Breslauer Platz, Theodor-Heuss-Ring, Hauptbahnhof dürfte vielen Beamten noch gut in Erinnerung sein. Es ist dieselbe wie bei der Demonstration der Gruppierung "Hooligans gegen Salafisten" im Oktober 2014, bei der es zu massiven Ausschreitungen kam.

Am Mittag hatten sich hunderte Frauen am Hauptbahnhof versammelt, um gegen die sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht in Form eines Flashmobs zu demonstrieren. Die Teilnehmerinnen trugen Transparente mit Aufschriften wie "Nein heißt Nein. Das ist unser Gesetz. Bleibt uns vom Leib" oder "Nein zu Gewalt gegen Frauen, egal ob in Köln, beim Oktoberfest oder im häuslichen Schlafzimmer". Zu dem Flashmob hatten Frauengruppen im Internet aufgerufen. "Irgendwann fingen die Frauen an zu schunkeln und sangen das Lied "Denn mir sin' Kölsche Mädcher'", berichtet eine Augenzeugin unserer Redaktion. Vor allem zu der Zeile "Hann Spetzebötzjer an, Mir lossen uns nit dran fummele, Mir lossen keiner dran", sangen die Frauen lauthals mit.

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