Prozess wegen versuchter Vergewaltigung Ex-Schauspieler will sich nicht erinnern können

Köln · Ein Fernsehschauspieler muss sich wegen versuchter schwerer Vergewaltigung einer 15-Jährigen vor dem Kölner Landgericht verantworten. Er soll vor der Tat gekokst haben. Es ist nicht das erste Mal, dass der 45-Jährige vor Gericht steht.

 Der Angeklagte neben seinem Verteidiger Oliver Kleine vor Gericht.

Der Angeklagte neben seinem Verteidiger Oliver Kleine vor Gericht.

Foto: Claudia Hauser

Kamerateams und Fotografen drängen sich am Montag in Saal 10 des Kölner Landgerichts. Ein Schauspieler sitzt auf der Anklagebank. Einer, dessen Wikipedia-Eintrag mehr zum Stichwort "Straftaten" auflistet als zu "Karriere". Die große Zeit des 45-Jährigen ist längst vorbei. Sebastian M. wurde im Laufe der Jahre immer wieder kokainabhängig.

Zugedröhnt mit Kokain soll er auch am frühen Morgen des 13. Dezember 2016 gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er "im Zustand verminderter Schuldfähigkeit" versucht haben soll, ein 15 Jahre altes Mädchen in Hürth zu vergewaltigen. Die Jugendliche war um 7 Uhr früh auf dem Weg zur Schule und hörte Musik, als Sebastian M. ihr eine Hand um den Hals gelegt und sie in ein Gebüsch gezerrt haben soll. Er habe sie mit einem Küchenmesser bedroht, und als sie um Hilfe schrie, soll er ihr mit der flachen Hand und der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Als er sie angeschrien haben soll: "Zieh deine Hose aus!" wehrte sie sich heftig, sagte: "Ich bin noch minderjährig, ich mache das nicht." Ein Zeuge verhinderte Schlimmeres. Er rief M. zu: "Lass das Mädchen los!" Der 45-Jährige ließ von der Jugendlichen ab und rannte davon. Der Zeuge verfolgte ihn und schaffte es, M. festzuhalten, bis die Polizei kam.

Die Mutter des Opfers nimmt als Nebenklägerin am Prozess teil. Sie fixiert den Angeklagten mit Blicken, während der Staatsanwaltschaft die Anklage verliest. Der Angeklagte blickt sie nicht an, sitzt reglos neben seinem Verteidiger. Der liest eine Einlassung seines Mandanten vor. 50.000 Euro Schulden habe M. gehabt, sei nach einer Zeit im Drogenentzug zum Tatzeitpunkt gerade wieder rückfällig geworden. In der Nacht vor der Tat war M. zweimal am Kölner Neumarkt, um Kokain zu kaufen. Was genau in Hürth dann geschah, "daran kann er sich nicht erinnern", sagt der Anwalt. "Er möchte aber nicht in Abrede stellen, dass das Mädchen die Wahrheit sagt."

M. ist einschlägig vorbestraft. 2001 vergewaltigte er eine 50-jährige Frau und deren Tochter (18). Erst acht Jahre später kamen die Ermittler auf seine Spur, nachdem er eine Prostituierte bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt hatte. Sechseinhalb Jahre war er insgesamt im Gefängnis.

Ein Urteil im aktuellen Fall wird für den 28. Juni erwartet.

(hsr)
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