Zugleiter Christoph Kuckelkorn "Ich sehe keinen Imageschaden"

Köln · Auf Facebook ist viel Kritik an der Entscheidung des Kölner Karnevalskomitees zu lesen, den Rosenmontags-Wagen zum Terror in Paris zu stoppen. Im Interview sagt der Zugleiter, warum es aus seiner Sicht richtig war, den Wagen aus dem Programm zu nehmen.

 Zugleiter Christoph Kuckelkorn beim Rosenmontagszug 2014 in Köln. Im Interview sagt er, man müsse die Sorgen der Leute ernst nehmen.

Zugleiter Christoph Kuckelkorn beim Rosenmontagszug 2014 in Köln. Im Interview sagt er, man müsse die Sorgen der Leute ernst nehmen.

Foto: dpa, ve tmk fg bsc

Der Kritik gegenüber steht nach Aussage von Zugleiter Christoph Kuckelkorn eine Masse an sorgenvollen Rückmeldungen in den vergangenen Tagen - viele Leute hätten sich nicht mehr getraut, beim Straßenkarneval mitzufeiern. "Das muss man auch ernst nehmen", sagte Kuckelkorn im Interview.

Der Kölner Rosenmontagszug hat schon öfter auf Themen, die die Stimmung killen können, verzichtet, nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zum Beispiel, vor dem Irakkrieg 2003 oder beim Missbrauchsskandal in der Kirche 2011. Setzen Sie diese Tradition jetzt fort?

Kuckelkorn Nicht ganz, denn wir haben schon Guantanamo oder Kindersoldaten in Afrika und andere Themen aufgegriffen, von denen man sich fragen könnte: Gehören die in den Karneval?

Und beim Thema "Charlie Hebdo" lautet die Antwort Nein?

Kuckelkorn Wir haben eine Situation, in der wir in den letzten Tagen über die Medien ganz viel Verunsicherung erfahren haben. Nach wie vor sagt die Polizei, dass kein Gefährdungspotenzial von dem Wagen ausgeht. Dennoch ist in den Medien viel über Gefährdungsszenarien diskutiert und berichtet worden. Und das hat dazu geführt, dass die Menschen hier in Köln sehr beunruhigt waren. Die Leute stellen sich die Frage: Lohnt sich das Risiko, zum Rosenmontagszug zu gehen. Und spätestens an diesem Punkt muss man als Karnevalist sagen, wir wollen in erster Linie Fastelovend feiern.

Haben Sie jetzt nicht einen größeren Imageschaden als wenn Sie von vorneherein gesagt hätten: Die Anschläge von Paris sind im Rosenmontagszug kein Thema?

Kuckelkorn Ich sehe keinen Imageschaden.

Auch nicht, wenn Sie sich die Kommentare auf Ihrer Facebookseite anschauen?

Kuckelkorn Wir haben aber auch sehr viele Rückmeldungen und persönliche Ansprachen aus den letzten Tagen, die das Gegenteil sagen: Wir trauen uns nicht zum Rosenmontagszug, wir trauen uns nicht, mit Kindern zu kommen. Das muss man auch ernst nehmen. Wir sind nicht in erster Linie Satiriker, sondern Karnevalisten.

(lnw)
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