Nach Festnahme in Spanien Kölner Schriftsteller Akhanli kommt wieder frei

Madrid · Die Festnahme des Kölner Schriftstellers Dogan Akhanli in Spanien hatte viel Kritik ausgelöst. Nun kommt der deutsche Staatsbürger mit türkischen Wurzeln wieder frei – unter Auflagen.

 Dogan Akhanli in Köln (Archivfoto).

Dogan Akhanli in Köln (Archivfoto).

Foto: dpa, hka fgj

Die Festnahme des Kölner Schriftstellers Dogan Akhanli in Spanien hatte viel Kritik ausgelöst. Nun kommt der deutsche Staatsbürger mit türkischen Wurzeln wieder frei — unter Auflagen.

Das teilte sein Anwalt Ilias Uyar auf seiner Facebook-Seite mit. Akhanli werde jetzt aus der Haft entlassen unter der Auflage, in Madrid zu bleiben, schreibt Uyar dort.

Auch der Schriftstellervereinigung PEN Deutschland bestätigte auf Facebook, dass Akhanli aus dem Gewahrsam entlassen worden sei. Unklar sei, wie lange der Schriftsteller in Spanien bleiben müsse. Die "Welt" meldete, er muss sich einmal wöchentlich bei der Polizei melden.

Der türkischstämmige Kölner Schriftsteller war am Samstag im Urlaub in Spanien auf Betreiben der Türkei festgenommen worden. Akhanli lebt seit seiner Flucht aus der Türkei 1991 in Deutschland und hat ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft.

Ihm werde die Mitgliedschaft in einer bewaffneten, terroristischen Vereinigung vorgeworfen, berichtete die spanische Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf Polizeikreise. Offiziell bestätigt ist das bislang nicht.

Akhanlis Anwalt Ilias Uyar sagte, der Festnahmeantrag sei aus der Türkei gekommen. Dies bestätigte auch die spanische Polizei. Der Schriftsteller werde in Kürze den Justizbehörden überstellt, sagte ein Polizeisprecher spanischen Medien.

Bundesregierung will Auslieferung verhindern

Außenminister Sigmar Gabriel hatte sich persönlich in den Fall eingeschaltet. Er telefonierte am Samstagabend mit seinem spanischen Kollegen Alfonso Dastis, wie das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte. Dabei habe er den Wunsch geäußert, dass Akhanli nicht an die Türkei ausgeliefert und Deutschland in das Auslieferungsverfahren einbezogen wird.

Außerdem habe er um schnellstmögliche konsularische Betreuung des Schriftstellers gebeten. Zuvor hatte sich schon die deutsche Botschaft in Madrid mit entsprechenden Wünschen an die spanische Regierung gewandt.

Viel Kritik an Festnahme

Kritiker bezeichneten das Verfahren als eindeutig politisch motiviert. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nannte es einen Skandal, dass in der Türkei willkürlich Menschenrechtsaktivisten und Journalisten verhaftet würden. Grünen-Chef Cem Özdemir forderte die Europäische Union auf, die polizeiliche Zusammenarbeit mit der Türkei neu zu bewerten.

Akhanli, der Mitglied der Schriftstellervereinigung PEN ist, hatte sich wiederholt kritisch gegenüber der türkischen Regierung geäußert. In seinem literarischen Werk thematisiert er den Völkermord an den Armeniern sowie die Ablehnung der Anerkennung dieses Völkermords in der Türkei. Er setzt sich für Aufarbeitung von historischer Gewalt und die Achtung der Menschenrechte ein. 2009 wurde er vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet.

(das)
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