Kölner Sicherheitskonzept für Silvester "Hundertprozentige Sicherheit können wir nicht garantieren"

Köln · Die Stadt und Polizei Köln haben erneut ihr Sicherheitskonzept für Silvester vorgestellt. Nur war diesmal auch der Terroranschlag von Berlin ein Thema - den Oberbürgermeisterin Reker in einem Atemzug mit den Ereignissen von Köln nannte.

 Ein Flyer zur Kölner Silvesternacht bei einer Pressekonferenz. Im Hintergrund die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (l.), der Polizeipräsident Jürgen Matthes (M.) und der Leiter des Kölner Amtes für Öffendlichkeitsarbeit, Gregor Timmer

Ein Flyer zur Kölner Silvesternacht bei einer Pressekonferenz. Im Hintergrund die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (l.), der Polizeipräsident Jürgen Matthes (M.) und der Leiter des Kölner Amtes für Öffendlichkeitsarbeit, Gregor Timmer

Foto: dpa, hka pzi

Es war der frommste Wunsch, den Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittwoch äußerte. "Die Kölner sollen sich den Raum zurückerobern, der ein Jahr wie unter dem Brennglas stand", sagte sie bei der Vorstellung des Sicherheitskonzepts zur Kölner Silvesternacht. Weil sie in pastoralem Ton sprach, wurde das Rednerpult zur Kanzel.

Den Raum zurückerobern - das wird eine Mammutaufgabe. Denn viel zu viele Menschen haben die Ereignisse von Köln genutzt, um politisch daraus Kapitel zu schlagen. Die Straftaten der Silvesternacht haben dafür gesorgt, dass Deutschland anders über muslimische Flüchtlinge spricht.

Stadt und Polizei Köln hatten bereits Mitte Dezember ihr Sicherheitskonzept für die kommende Silvesternacht vorgestellt, um Ereignisse wie im Vorjahr zu verhindern. 1500 Landespolizisten, 800 Bundespolizisten in ganz NRW, 600 Ordnungskräfte der Stadt Köln, eine böllerfreie Zone um den Hauptbahnhof herum samt Zugangskontrollen, eine Lichtinstallation auf der Domplatte.

Doch kurze Zeit später ereignete sich der Terroranschlag von Berlin. Und deshalb stand neben der Möglichkeit, dass sich die Diebstähle und Sexualdelikte in Köln wiederholen, auch die Gefahr eines Anschlags im Raum, als Stadt und Polizei erneut über ihre Vorbereitungen berichteten.

"Die Konzeption musste nach Berlin im Kern nicht verändert werden", sagte Jürgen Mathies, der Polizeipräsident Kölns, der erst in diesem Jahr sein Amt angetreten hat. Sein Vorgänger hatte aufgrund der Versäumnisse im Jahr zuvor seinen Posten abgeben müssen.

Straßensperren habe man schon zu den "Kölner Lichtern" eingerichtet, wenige Tage nach den Ereignissen von Nizza, bei denen ein Mann mit einem Lastwagen in die Menschenmenge gerast war. Nur sind nach Berlin weitere Straßensperren eingerichtet worden. 34 Betonsperren wird es geben, die ab 17 Uhr nach und nach aufgebaut werden. Sie sollen überall dort eingesetzt werden, wo große Menschenmengen zu erwarten sind. Doch Mathies räumte auch ein: "Eine hundertprozentige Sicherheit können wir nicht garantieren. Das ist so."

NDP-Demo wurde untersagt

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Die NPD-Demo auf der Domplatte am 31. Dezember hatte er bereits am Vortag untersagt. "Sie gefährdet die Sicherheit in zu hohem Maße", sagte er und meinte damit unter anderem die Sorge vor unkontrollierter Böllerei und die zu erwartenden Gegendemonstranten. Zu viel für die ohnehin belasteten Polizeikräfte.

Weder Reker noch Mathies und auch nicht Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizei Sankt Augustin, zögerten, die Ereignisse in Köln und den Terroranschlag in Berlin in einem Atemzug zu nennen. "Auch nach dem Anschlag von Berlin kann die Antwort der Gesellschaft nur sein, dass wir unseren Lebensstil nicht von Terroristen und Straftätern einschränken lassen werden", sagte Reker.

Inwiefern die Polizei an Silvester 2015 in Köln versagte, ist noch immer nicht geklärt. Die Verantwortlichen lenken den Blick lieber auf den kommenden Jahreswechsel, auch wenn die Frage zentral sein sollte, wie sich ein zweites Köln verhindern lässt, ohne dass man zu jedem Silvester diesen Aufwand betreibt.

Der Druck, unter dem die Verantwortlichen von Stadt und Polizei stehen, war ihnen am Mittwoch anzusehen. "Wir nehmen das verdammt ernst, damit die Menschen fröhlich feiern können" - das wollten Stadt und Polizei bei der Pressekonferenz mit aller Macht demonstrieren.

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Nur Philipp Geist versuchte, etwas Vorfreude zu wecken. Der Künstler ist für die Lichtinstallation auf der Domplatte verantwortlich. Im Zentrum von "Time drifts Cologne" stehen hunderte von Wörtern, die dort eingeblendet werden sollen.

"Time drifts Cologne"

Bürger waren dazu aufgerufen worden, Vorschläge zu schicken. Rund 1000 Interessierte haben Vorschläge eingereicht wie "Anstand", "Frauenpower", "Toleranz" und "Kölnisteingefühl". "Es ist wichtig, diesen Abend positiv zu begehen", sagte Geist, der voller Enthusiasmus von den Vorbereitungen sprach.

Es wird diese positive Grundhaltung brauchen, damit Köln sich seine Stadt zurückerobert.

(seda)
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