Italienisches Liebesdrama vor Gericht "Mir tut es leid, dass das zweite Auto auch gebrannt hat"

Köln · Ein 31-jähriger Pizzabäcker aus Italien musste sich am Mittwoch wegen Brandstiftung vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Weil er sich von seinem Schwager in seiner Ehre gekränkt fühlte, zündete er dessen Auto an. Dabei brannte auch ein weiteres Fahrzeug nieder. Vor Gericht erklärte er, wie es so weit kommen konnte.

 Das Kölner Amtsgericht

Das Kölner Amtsgericht

Foto: dpa, Federico Gambarini

Luigi D. (Namen geändert) wirkt immer noch wütend, wenn er von jener Nacht im vergangenen September erzählt, in der er los marschierte, einen Kanister Benzin kaufte und den Mazda seines Schwagers abfackelte. "Ich war es wirklich leid", sagt der 31-Jährige. "Ich wollte ihm nur zeigen, dass er aufhören soll mich zu belästigen." Eigentlich habe er nur ein Loch ins Dach des Autos brennen wollen. Doch Fakt ist: Nicht nur der Mazda brannte komplett aus, auch ein VW Caddy, der hinter dem Mazda geparkt war, fing Feuer. Sachschaden: 10.000 Euro.

Vorausgegangen war wohl ein monatelanger Streit zwischen Luigi D., der Schwester seiner Lebensgefährtin und deren Mann. Luigi D. und seine Lebensgefährtin Sofia erwarteten ein Kind. Sofia und ihre Schwester gerieten nach Aussage des Angeklagten während der Schwangerschaft immer wieder aneinander — offenbar passte der Schwester nicht, dass Sofia mit dem arbeitslosen Pizzabäcker Luigi aus Sizilien zusammen war. Dem ging es an die Ehre, als die Schwester und ihr Mann seine Vaterschaft angezweifelt haben sollen. "Sofia hatte vor mir was mit einem Mann, der dunkelhäutig ist", sagt Luigi D. Als der Sohn des Paares am 13. September 2016 auf die Welt kam, habe er mitbekommen, dass es neue Sticheleien innerhalb der Familie gab. "Sie haben gesagt: Schade, dass das Kind nicht schwarz ist."

Diese Aussage sei der Hauptgrund dafür gewesen, dass er sieben Tage nach der Geburt seines Sohnes durchgedreht sei. Wie er denn auf die Idee gekommen sei, das Auto anzuzünden, mitten in einem Wohngebiet in Köln-Porz, will der Amtsrichter wissen. "Naja, mit dem Auto haben wir jetzt einen Sachschaden — das ist doch besser, als irgendwelche lebensbedrohlichen Geschichten", sagt der Angeklagte. Den Richter überzeugt das nicht wirklich. "Mir tut es leid, dass das zweite Auto auch gebrannt hat", sagt Luigi D. und knetet seine Hände nervös. "Und beim Auto Ihres Schwagers tut es Ihnen nicht leid?", fragt der Richter. "Doch, doch, ja sicher", beeilt sich der Angeklagte zu sagen. "Das tut mir auch leid."

Der Schwager wusste damals nicht, wer sein Auto angezündet hatte. Er erfuhr es erst, als Ermittler ihm Bilder einer Überwachungskamera zeigten, die Luigi D. an der Tankstelle zeigen, an der er das Benzin gekauft hat. "Wenn ich nicht entdeckt worden wäre, hätte ich zwei Monate abgewartet und ihm dann gesagt, dass ich es war", sagt der Angeklagte. Um den Richter zu beschwichtigen fügt er hinzu: "Das hier ist ja meine erste Anklage." Der Richter brummt: "Sie steigen mit Brandstiftung aber hoch ein."

Er verurteilt Luigi D. schließlich wegen vorsätzlicher Brandstiftung in zwei Fällen zu eineinhalb Jahren Haft und setzt die Strafe zur Bewährung aus. "Man kann froh sein, dass es beim Sachschaden geblieben ist", sagt der Richter. "Brandstiftung ist immer schwer kontrollierbar." Er hoffe, dass Luigi D. als junger Vater die richtigen Schlüsse aus dem Verfahren ziehe, und man sich nicht vor Gericht wiedersehe.

Der Schwager sollte eigentlich als Zeuge in dem Verfahren aussagen, er ist aber nicht erschienen.

(hsr)
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