Nach Krawallen von Hooligans und Rechtsextremen Kölner Polizei verteidigt ihr Einsatzkonzept

Köln · Nach den massiven Krawallen von Hooligans und Rechtsextremen in Köln hat die Polizei bei einer Pressekonferenz darauf beharrt, sie sei gut auf den Einsatz vorbereitet gewesen. "Wir waren angemessen und gut aufgestellt", sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt. Der Kölner Polizeipräsident sprach von einer der schlimmsten Demos, die Köln je erlebt habe.

 Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers bei der Pressekonferenz.

Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers bei der Pressekonferenz.

Foto: dpa, obe cul

Rund 4800 gewaltbereite Hooligans teils verfeindeter Fußballclubs hatten sich am Sonntag in der Kölner Innenstadt gemeinsam mit Rechtsextremen versammelt. Aus der Menge wurde die Polizei mit Feuerwerkskörpern, Steinen und Flaschen beworfen. Auch ein Polizei-Einsatzwagen wurde umgekippt. Die Beamten gingen mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Reizgas gegen Krawallmacher vor. 49 Polizisten wurden verletzt. Nach den Krawallen ermittelt die Justiz gegen Dutzende mutmaßliche Gewalttäter. 57 Verdächtigen wird unter anderem Körperverletzung und Landfriedensbruch vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft am Montag berichtete.

Einsatzleiter Rüschenschmidt sprach von einer "explosionsartigen Entwicklung der Gewalt". 1300 Beamte waren am Sonntag im Einsatz, als die Proteste der Gruppe namens "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) in der Kölner Innenstadt eskalierten.

Bei der Pressekonferenz kam mehrfach die Frage auf, ob die Polizei die Zahl der Teilnehmer unterschätzt und zu wenig Beamte im Einsatz gehabt habe. Rüschenschmidt wies diese Vorwürfe zurück. Seit Mittwoch vergangener Woche sei man intern davon ausgegangen, dass zu der Demonstrantion etwa 4000 Teilnehmer kommen würden. Üblicherweise werde aber die Teilnehmerzahl kommuniziert, die der Organisator bei der Anmeldung der Versammlung angebe, und diese habe bei 1500 gelegen.

Dennoch sei die Polizei, unter anderem aufgrund eines Facebook-Aufrufs der Veranstalter und der entsprechenden Rückmeldungen, intern bei "4000 plus minus X" ausgegangen. Bei Facebook hatten die Veranstalter der Demo 50.000 Einladungen verschickt, es gab mehrere tausend Rückmeldungen.

Gewaltausbruch "überraschend"

Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers sprach von einem schwierigen Tag. "Es war eine der schlimmsten Demonstrationen, die Köln über sich ergehen lassen musste", sagte er zu Beginn der Pressekonferenz. Es sei der Polizei jedoch gelungen, die Versammlungsteilnehmer auf ihrem Weg zu halten. Er sei zum Beispiel sehr froh, dass die Polizei habe verhindern können, dass Teilnehmer in den Eigelstein, eine zentrale Altstadt-Straße, eingedrungen seien.

Auch Helge Scharfscheer, Leiter der Bundespolizei Köln, die für die Sicherheit am Hauptbahnhof zuständig ist, zeigte sich mit dem Verlauf des Einsatzes insgesamt zufrieden. "Die Einsatzziele sind im Großen und Ganzen erreicht worden", sagte er bei der Pressekonferenz. Das Konzept des Bundespolizei sei aufgegangen.

Volker Joest, Leiter des Kölner Staatsschutzes, bezeichnete den Gewaltsausbruch als "überraschend". Bisher seien vergleichbare Versammlungen immer friedlich verlaufen. Journalisten berichteten bei der Pressekonferenz, sie seien von Teilnehmern der Demonstration angepöbelt und eingekesselt worden. Zudem hatten Ladeninhaber am Breslauer Platz am Hauptbahnhof Medienvertretern berichtet, die Polizei haben ihnen geraten, ihren Laden zu schließen und sich in Sicherheit zu bringen, weil man sie nicht mehr schützen könne.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte am Montag erklärt, ähnliche Treffen in Nordrhein-Westfalen verbieten lassen zu wollen. "Ich halte das für einen Missbrauch der Versammlungsfreiheit", sagte Jäger. "Das war keine politische Demonstration, da wurde eine Plattform für Gewalt geschaffen. Wir müssen die Verwaltungsgerichte überzeugen, solche Veranstaltungen künftig zu verbieten."

(jco)
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