Köln Polizei verfasst nach Unfall Roman statt schnöder Meldung

Köln · Eine Autofahrerin ist in Köln durch die Scheibe eines Fitnessstudios gefahren. Der Polizeisprecher beließ es nicht bei einer sachlichen Meldung. Er verpackte den Vorfall in einer Geschichte.

 Eine Kölnerin fuhr mit ihrem Auto durch die Scheibe eines Fitnessstudios.

Eine Kölnerin fuhr mit ihrem Auto durch die Scheibe eines Fitnessstudios.

Foto: Polizei

In der Nacht zu Freitag wollte eine Frau gegen 1.20 Uhr auf dem Gelände eines Fitnessstudios in Köln-Mülheim einparken. Dabei fuhr sie durch die Fensterscheibe des Studios. Die Frau gab der Polizei an, dass ihr Auto Probleme beim Bremsen gehabt hätte. Verletzte gab es keine. Technische Mängel am Auto konnte die Polizei vor Ort nicht feststellen.

 Es entstand ein erheblicher Sachschaden.

Es entstand ein erheblicher Sachschaden.

Foto: Polizei

Soweit der Sachverhalt. Doch der Kölner Polizeisprecher Christoph Gilles nahm den Unfall zum Anlass, um einen Roman zu verfassen. So macht er zu Beginn des Textes zunächst einen Ausflug in die Sportmedizin: "Unter Sportphysiologen und Fitnesscenter-Nutzern ist die Frage nach der idealen Trainingszeit nicht ganz unumstritten. In rund um die Uhr geöffneten Einrichtungen trifft man infolgedessen zu jedweder Tages- und Nachtzeit sich verausgabende Sportler an. Wobei die Einen gerne in absoluter Ruhe trainieren. Andere wiederum schwören eher auf eine geräuschintensive Motivationssteigerung - wie zum Beispiel durch musikalische Untermalung. Als Stimulans in diesem Sinne könnte gegebenenfalls auch ein einzelner, brachialer Paukenschlag dienlich sein. Daher rührt dem Vernehmen nach wohl auch der Begriff der "Sportskanone". Jedem also, wie´s ihm gefällt. Wobei sich alle jedenfalls einig sind, dass ein ordentlicher Stoß Frischluft beim Workout durchaus nicht schadet."

Den Unfallvorgang beschreibt Gilles folgendermaßen: "Bereits von der Fahrbahn aus bemerkte die trainierte Kölnerin dann eine unmittelbar neben dem Studio-Eingang befindliche, freie Parktasche. Und visierte diese passgenau an. Gut — nicht ganz passgenau... Jedenfalls sicherte sich die Kölnerin in diesem Augenblick konsequent den allerkürzesten Weg in das — bis dahin — rundum verglaste Center. Warum sie den bordeauxroten Merivan nicht vor der Schaufensterscheibe zum Stehen brachte, sondern erst, nachdem sie das Sicherheitsglas mittels ihrer Fahrzeugfront demontiert hatte, konnte die 41-Jährige den hinzugerufenen Polizisten später nicht wirklich erklären. Der Wagen habe "irgendwie nicht richtig gebremst", gab sie kleinlaut zu verstehen. Irgendwelche technischen Mängel konnten die Beamten vor Ort nicht feststellen."

Dass sie niemand verletzt hat, drückte der Pressesprecher folgendermaßen aus: "Gottlob war bei dem tollpatschigen Einparkmanöver — über den nicht unerheblichen Sachschaden hinaus — niemand weiter beeinträchtigt worden."

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