Prozessbeginn mit großem Polizeiaufgebot Rocker sollen Brand auf Kölner Straßenstrich gelegt haben

Köln · In Köln hat der Prozess gegen acht mutmaßliche Mitglieder der Hells Angels begonnen. Den Männern werden verschiedene Straftaten vorgeworfen. Es geht um Drogen, Erpressung und territoriale Machtkämpfe.

Prozess gegen mutmaßliche Hells Angels in Kön
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Foto: dpa, obe jhe

Der Einlass in den Saal im Kölner Landgericht dauert am Dienstagmorgen deutlich länger als gewohnt. Vor dem Gerichtsraum sind Absperrungen aufgebaut, in der Ecke steht eine Kabine für die Damen, gleich gegenüber ein vergilbter Paravent für die Herren. Wer in den Gerichtssaal will, muss sich hinter einem Sichtschutz durchsuchen lassen.

Der Prozessauftakt gegen acht mutmaßliche Mitglieder der Hells Angels findet am Dienstagvormittag unter massiven Sicherheitsvorkehrungen der Polizei statt. Dutzende Polizisten patrouillieren durch das Gebäude, andere bewachen sämtliche Eingänge. Kutten oder Rocker-Symbole sind nicht zu sehen. Das Gericht hatte sie im Vorfeld verboten, um eine Machtdemonstration der Rocker zu verhindern.

Marihuana-Anbau im großen Stil

Acht Männer, mehrheitlich um die 30 Jahre alt und teilweise verheiratet, sitzen auf der Anklagebank. Alle haben zwei Anwälte dabei. Einige der Angeklagten tragen Tätowierungen am Hals oder auf den Fingern. Die Liste der Straftaten, die diesen Männern vorgeworfen wird, ist lang. In der Hauptsache sollen sie im August 2014 eine kriminelle Vereinigung gegründet haben, um Marihuana im großen Stil anzubauen. Die Einnahmen sollen an das Kölner Hells-Angels-Chapter "C-Town" geflossen sein. Wie genau die Männer auf der Anklagebank mit dem Chapter verbunden waren, wird zunächst nicht völlig klar. Zumindest aber unterstützten sie die Gruppe.

"Die Mitglieder einte der Plan, sich durch Drogenhandel, Erpressung und andere kriminelle Taten eine Einkommensquelle zu schaffen", liest Staatsanwalt René Gilles aus der Anklageschrift vor. In Neunkirchen bei Köln sollen die Männer zunächst eine professionelle Plantage mit Starkstromversorgung, Belüftung und Beleuchtung installiert und daraus bei einer ersten Ernte 20 Kilogramm Marihuana im Wert von 48.000 Euro gewonnen haben. Weitere Plantagen kamen hinzu, zum Beispiel in Rösrath. Die Pflanzen sollen sich die mutmaßlichen Rocker in den Niederlanden besorgt haben.

Erpressung von möglichen Widersachern

Die Gruppe habe die klassischen Charakteristika von Rockern gezeigt. Sie sei bereit gewesen, das Gebiet, das sie als ihr Territorium betrachtete, mit Gewalt zu verteidigen, erklärt der der Staatsanwalt. Auch eine Brandstiftung am Straßenstrich am Kölner Eifeltor soll laut Anklage auf das Konto der Gruppe gehen. Ende 2015 waren dort fünf Wohnwagen angezündet worden und komplett ausgebrannt. Geht es nach der Anklage, sollen die mutmaßlichen Rocker die Wohnwagen angezündet haben, weil sich Prostituierte geweigert haben sollen, Geld an das Chapter abzugeben. "Sie haben beschlossen, ein Exempel zu statuieren. Sie sahen die Wohnwagen als ihr Gewerbe an. Sie legten das Feuer, obwohl sie wussten, dass die Wohnwagen auch nachts von Freiern besucht werden", sagt Staatsanwalt Gilles.

In einem weiteren Fall sollen Mitglieder der Gruppe Männer erpresst haben, die sich in ihrem Territorium als Mitglieder der Hells Angels ausgegeben hatten ohne es zu sein. "Sie forderten 10.000 Euro als Entschuldigung und drohten ansonsten mit Konsequenzen", heißt es in der Anklage, in der es auch um Verstöße gegen das Waffengesetz geht. Nach Angaben des Gerichts waren nicht alle Täter an allen Tatbeständen der Anklage beteiligt.

Verhandlung unterbrochen

Die beiden mutmaßlichen Haupttäter unter den acht Angeklagten sitzen seit dem 16. März 2016 in Untersuchungshaft, die übrigen Männer sind bislang auf freiem Fuß.

Die Verhandlung wurde am Dienstag zunächst unterbrochen und soll am 30. März fortgesetzt werden. Das Gericht folgte mit dieser Entscheidung dem Antrag eines Verteidigers. Er hatte bemängelt, dass sein Mandant zu spät über die Besetzung der Kammer informiert worden sei. Der Fall wird vor der achten großen Hilfsstrafkammer verhandelt. Die eigentlich zuständige achte große Strafkammer hatte einen Überlastungsantrag gestellt. 49 Verhandlungstage sind angesetzt.

In der kommenden Woche beginnt in Köln ein weiterer Rocker-Prozess, in dem es unter anderem um versuchten Mord geht. Auch in diesem Verfahren gibt es acht Angeklagte.

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