Prozess Kölner soll Politesse den blanken Hintern gezeigt haben

Ein ungewöhnlicher Fall von Beleidigung beschäftigt das Kölner Amtsgericht: Ein Rentner soll einer Politesse aus Wut über ein Knöllchen seinen nackten Po entgegengestreckt haben.

 Justizgebäude in Köln

Justizgebäude in Köln

Foto: Hauser

Politessen sind es sicherlich gewohnt, dass sie nicht mit einem Lächeln begrüßt werden, wenn sie dem Autofahrer begegnen, dem sie gerade ein Knöllchen hinter den Scheibenwischer geklemmt haben. Doch dass ihr ein blanker Hintern entgegengestreckt wird, hatte Marita K. (Name geändert) bis Juni dieses Jahres noch nicht erlebt, wie sie sagt. Die 50-Jährige ist Mitarbeiterin der Verkehrsüberwachung Köln und musste am Freitag als Zeugin in einem Beleidigungs-Prozess vor dem Kölner Amtsgericht aussagen.

Auf der Anklagebank sitzt Rentner Karl-Heinz S. und knetet nervös seine Hände, als die Staatsanwältin die Anklage verliest. Der 58-Jährige soll am 1. Juni im Kölner Stadtteil Mülheim aus Wut über Marita K. und ihre Kollegin seine Hose runtergezogen und "Ihr könnt mir am Arsch lecken" gerufen haben. Damit wollte er nach Auffassung der Staatsanwaltschaft "seine Missachtung und Geringschätzung zum Ausdruck bringen".

Alles Unsinn, meint S.: "Ich bin nicht der Typ, der beleidigend wird." Er fragt den Vorsitzenden Richter: "Sind Sie Kölner?" Ein Kölner würde nämlich niemals "Ihr könnt mir am Arsch lecken" sagen, sondern "Ihr könnt mich am Arsch lecken". Doch selbst das würde er nie sagen. Er habe die Damen lediglich "anständig gefragt", ob sie das Knöllchen nicht zurücknehmen könnten. "Ich war nur für Sekunden in einem Kiosk, weil ich zwei schwere Pakete abgeben musste", sagt der Angeklagte.

Die Politessen wollten den Strafzettel aber nicht zurücknehmen. "Der Mercedes stand mitten auf dem Radweg - und das ziemlich lange", sagt Marita K. Ein Radfahrer sei auf den Gehweg ausgewichen und dabei beinahe gegen einen Kinderwagen geknallt. Karl-Heinz S. sei aus dem Kiosk gekommen und "sehr herablassend gewesen". "Wir haben ihn nach einem Beleg für das Paketaufgeben gefragt, den hatte er aber nicht." Sie seien weitergegangen, sie habe sich dann aber noch einmal umgeschaut. "Da stand er an der Fahrertür, zog die Hose runter und wackelte mit seinem nackten Po", sagt sie. Er habe gerufen: "Ihr könnt froh sein, dass ihr keine auf die Fresse kriegt."

Der korpulente Karl-Heinz S. behauptet: "Meine Hose ist gerutscht, das passiert öfters, da habe ich sie gepackt und wieder hochgezogen." Der Vorsitzende sagt: "Normalerweise hat man doch aber eine Unterbuxe an, so dass nicht gleich alles frei liegt." S. zuckt mit den Schultern: "Ich kann mir das Ganze nicht erklären." Der Inhaber des Kiosks habe aber genau gesehen, dass er eben nicht seine Hose runtergezogen habe.

Dieser Zeuge soll nun geladen werden, die Verhandlung wurde deshalb auf Mitte Dezember vertagt.

(hsr)
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