Prozessbeginn in Köln Der nette Herr K. mit dem Fleischermesser und der Spitzhacke

Köln · Erst ging Hubert K. mit einem Fleischermesser auf seine Freundin los, dann mit der Spitzhacke auf die Tür, hinter der sie sich mit ihren Söhnen versteckte – weil sie sich trennen wollte. Vor Gericht tritt er harmlos auf: "Ich wollte sie nicht verletzen."

Der Angeklagte mit seiner Anwältin Edith Lunnebach.

Der Angeklagte mit seiner Anwältin Edith Lunnebach.

Foto: Claudia Hauser

Erst ging Hubert K. mit einem Fleischermesser auf seine Freundin los, dann mit der Spitzhacke auf die Tür, hinter der sie sich mit ihren Söhnen versteckte — weil sie sich trennen wollte. Vor Gericht tritt er harmlos auf: "Ich wollte sie nicht verletzen."

Hubert K. wirkt zugewandt, freundlich und nett. Es ist für den 63-Jährigen selbstverständlich, dass er etwas zu den Vorwürfen sagen will, die die Staatsanwaltschaft anführt. "Ich wollte sie nicht verletzen", sagt er. "Ich bin froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist." Sie, das ist seine 55 Jahre alte Lebensgefährtin Marita H. (Namen geändert), die beiden waren 15 Jahre lang ein Paar. Weil sie sich von ihm trennen wollte, kam es am 14. Juli dieses Jahres im Haus des Paares in Frechen zu einem Streit, der derart eskalierte, dass Hubert K. sich nun wegen versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht verantworten muss.

Trennungsgespräch mit fast zwei Promille

Der Inhaber eines Kiosks gesteht, was die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft: Es war schon spät, als er in der Nacht auf den 14. Juli nach Hause kam. Marita H. hatte ihm kurz zuvor am Telefon gesagt, dass sie die Trennung will. Er hatte am Telefon noch zu ihr gesagt, sie solle eine Flasche Rosé kalt stellen, besser noch zwei Flaschen, damit man vernünftig über alles sprechen könne. Dass es zur Trennung kommen würde, sei ihm klar gewesen. "Wir hatten uns auseinander gelebt, sie war viel mit ihrer Freundin unterwegs, ich wurde total vernachlässigt", sagt Hubert K.

Der Mann mit der Halbglatze wirkt unaufgeregt und rational, während er erzählt. Er trägt Hemd und Krawatte, fragt höflich nach, wenn er eine Frage akustisch nicht versteht. Er war schon angetrunken, als er damals nach Hause kam. Dort trank er eine Flasche Rosé allein, seine Lebensgefährtin möchte nichts. Fast zwei Promille wird ein Arzt nach der Tat feststellen.

Angriff mit einem Fleischermesser auf Freundin und ihre Söhne

Im Gegensatz zu ihm wollte Marita H. nicht mehr viel reden. "Sie war sehr entschlossen." Er sei enttäuscht gewesen, weil sie ziemlich schnell in ihr Zimmer gegangen sei, um zu schlafen. Und dann wurde er wütend, weil sie ihm gesagt hatte, dass er möglichst bald ausziehen solle. Hubert K. schnappte sich ein Fleischermesser und ging ins Schlafzimmer seiner Freundin. Die döste vor dem Fernseher. Laut Anklage sagte er: "Jetzt ist es für mich vorbei und für dich auch."

Dann ging er mit dem Messer auf sie los, Marita H. schaffte es, die Stiche abzuwehren, wurde im Wegdrehen aber am Oberschenkel verletzt. Durch ihr lautes Schreien weckte sie ihre beiden Söhne (19, 27). Sie eilten der Mutter zu Hilfe, schafften es, Hubert K. von ihr abzubringen. Einer der Söhne wurde dabei an der Hand verletzt.

Hubert K. ging nach unten, holte ein zweites Messer. Einer der Söhne schloss sich und die Mutter im Schlafzimmer ein, der andere flüchtete in sein Zimmer und verschloss es. "Ich habe versucht, die Tür mit dem Messer aufzukriegen, aber das ging nicht", sagt der Angeklagte. Er habe nicht gewollt, dass das Gespräch schon vorbei ist. Nur auf etliche Nachfragen der Kammer formuliert er ein Gefühl, das er in jener Nacht hatte: Wut.

Polizei überwältigt Hubert K. — er klagt anschließend über ihre Brutalität

Während Marita H. mit ihrem Sohn hinter verschlossener Tür die Polizei alarmierte, holte ihr Partner eine Spitzhacke und schlug mehr als 30 Mal auf die Holztür ein. Wieder scheiterte er, die Tür ging nicht auf. Marita H.s Sohn warf den Polizeibeamten einen Hausschlüssel vom Fenster aus zu, sie überwältigten Hubert K. Noch im Gefängnis habe er Schmerzen gehabt, sagt er vor Gericht. Die Polizeibeamten seien nicht zimperlich gewesen.

Er bestreitet eine Tötungsabsicht. Auch hierfür nennt er einen rationalen Grund: "Ich bekomme noch fast 70.000 Euro von ihr, die hab ich ihr für den Hausumbau geliehen. Warum sollte ich sie umbringen? Das macht doch kein normaler Mensch."

Ob er sich denn vorstellen könne, wie seine Partnerin sich gefühlt habe, fragt der Staatsanwalt. "Ich kann mir vorstellen, dass es ihr nicht wohl zumute war." Er sei ausgerastet, "weil ich einfach weggestellt worden bin."

Das Urteil wird für den 16. Dezember erwartet.

(hsr)
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