Betrugs-Prozess in Köln "Ich habe ihm voll und ganz vertraut"

Köln · Ein ehemaliger Kölner Polizist wurde vor dem Amtsgericht verurteilt, weil er die komplette Lebensversicherung seiner Freundin heimlich verjubelt hat. Im Gerichtssaal sahen sich die beiden wieder.

 Das Kölner Justizgebäude

Das Kölner Justizgebäude

Foto: dpa, Federico Gambarini

Fast zwei Jahre haben sie sich nicht gesehen. In Saal 32 des Kölner Amtsgericht kommt es am Donnerstagmorgen nun zum unterkühlten Wiedersehen zwischen Bernd B. (Namen geändert) und der Frau, mit der der ehemalige Polizeibeamte fast zehn Jahre zusammen war. Der 58-Jährige sitzt wegen Betrugs und Urkundenfälschung auf der Anklagebank, weil er die Lebensversicherung von Petra K. — 50.000 Euro — heimlich nach und nach geschröpft haben soll. Die 59-Jährige bemerkte zwei Jahre lang nichts und zeigte schließlich die Versicherung an, weil sie im Traum nicht daran dachte, dass ihr Lebensgefährte das Geld verjubelt haben könnte.

Bernd B., untersetzter Typ, kariertes kurzärmeliges Hemd, gibt gleich zu Beginn der Verhandlung alles zu. Immer wieder habe er in Schreiben an die Versicherung die Unterschrift seiner Freundin gefälscht, um Überweisungen zu veranlassen. Es waren immer hohe Beträge, mal 8000 Euro, mal 15.000 Euro. Das Geld ging zwar auf das Konto von Petra K. Für das hatte B. aber sämtliche Zugangsdaten. Sie selbst hatte ihm sämtliche Kontoauszüge immer nur hingelegt, ohne selbst mal einen Blick darauf zu werfen — der Mann kümmerte sich um die Finanzen. Das dachte sie zumindest.

"Ich habe das Geld nicht für mich genommen, sondern um unsere finanziellen Löcher zu stopfen", sagt der Angeklagte. Das will der Vorsitzende Richter genauer wissen. B. bezog damals sein Polizisten-Gehalt, Petra K. arbeitete als Tagesmutter und bekam eine Witwenrente. Gereicht hat das angeblich nicht. Wofür gab B. das Geld der Lebensversicherung aus? Reisen, Klamotten, Schmuck? "Nein", sagt er. "Ich kann Ihnen im Nachhinein nicht sagen, warum unser Geld nicht gereicht hat, aber es hat vorne und hinten nicht gereicht."

"Das ist aber erklärungsbedürftig"

"Naja", sagt der Vorsitzende. "Das ist aber erklärungsbedürftig. Da spricht man doch mit der Partnerin drüber und sagt: Hör mal, die Kohle reicht nicht, und vergreift sich nicht an deren Lebensversicherung — vor allem, da Sie als Polizeibeamter ja mit dem Strafrecht vertraut waren." Es habe ihn selbst gewundert, sagt der Angeklagte, dass seine Ex-Freundin nie etwas bemerkt habe.

Als Petra K. in den Zeugenstand tritt, schaut B. nur kurz verstohlen zu ihr, um sich dann wieder auf den Richter zu konzentrieren. Sie wirkt angespannt, muss sich konzentrieren, damit die Stimme nicht immer wieder bricht. "Wir haben unser Geld damals zusammengeworfen, er hat sich darum gekümmert", sagt sie. "Ich kam mit dem Apparat nicht zurecht." Online-Banking, TAN, Passwörter — das sei nicht ihr Ding gewesen. "Von finanziellen Löchern wusste ich nichts. Zusammen hatten wir eigentlich viel Geld." K. sagt, sie sei blauäugig gewesen, aber sie habe ihrem Ex-Freund eben voll und ganz vertraut.

"Vertrauen hin oder her", sagt der Vorsitzende, "aber Sie haben jahrelang nicht auf Ihr Konto geguckt?" Das, erwidert sie, passiere ihr sicher nicht noch einmal.

Als Petra K. ihre Versicherung damals anzeigte, weil das Geld weg war, habe ihr Ex noch draußen gewartet. "Als ich wusste, dass er es war, habe ich nie wieder mit ihm gesprochen", sagt sie. Beim Auszug wollte Bernd B. sich noch Geld leihen von ihr für die Kaution seiner neuen Wohnung. Doch diesmal sagte sie: "Nein, ich hab nichts mehr."

Der Angeklagte arbeitet nicht mehr als Polizeibeamter. Wegen mehrerer Bandscheibenvorfälle ist er Frührentner — schon seit 2012 und bevor die Ermittlungen gegen ihn eingeleitet wurden. Er lebt inzwischen wieder mit einer Frau zusammen.

Ein Jahr auf Bewährung

Das Gericht verurteilt ihn zu einer Haftstrafe von einem Jahr und setzt die Strafe zur Bewährung aus, weil es das erste Mal war, dass er mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Es kann passieren, dass er durch die Verurteilung nun Pensionsansprüche verliert. Die Entschuldigung, die Bernd B. im Prozess an seine Ex-Freundin richtet, wirkt eher halbherzig. "Ich kann es nicht mehr rückgängig machen", sagt er und zuckt mit den Schultern.

Der Vorsitzende ist davon überzeugt, "dass ein Teil des Geldes in Ihre eigenen Taschen geflossen ist." Der Angeklagte, der von sich sagt, hochverschuldet zu sein, muss nun fünf Jahre lang jeden Monat 100 Euro an Petra K. überweisen. "Die Bankverbindung kennen Sie ja", sagt der Vorsitzende.

(hsr)
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