Glockengeläut in Köln Papst ernennt Woelki zum neuen Kölner Erzbischof

Köln/Vatikanstadt · 25 Jahre lang hat der umstrittene Kardinal Meisner mit seiner konservativen Haltung das Erzbistum Köln geprägt. Nun soll "ne echte kölsche Jung" frischen Wind bringen. Die Gläubigen setzen viel Hoffnung in ihren neuen Erzbischof Rainer Maria Woelki.

Kardinal Woelki neuer Erzbischof von Köln
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Wenn der "Dicke Pitter" in Köln läutet, ist etwas passiert. Die große Petersglocke des Doms erklingt nur an hohen Feiertagen und zu sehr seltenen Anlässen - etwa bei der Ernennung eines neuen Erzbischofs. So war es am Freitag: Um Punkt 12.00 Uhr gab Dompropst Norbert Feldhoff den Namen des neuen Bistumschefs offiziell bekannt - Rainer Maria Woelki. Der 57 Jahre alte Berliner Kardinal wird Nachfolger des Kölner Kardinals Joachim Meisner, der im Ruhestand ist.

Die Gläubigen im voll besetzen Dom reagierten auf die Personalie mit langem Applaus. Die meisten Kölner werden Woelki mit offenen Armen empfangen. Zum einen natürlich, weil er "ne echte kölsche Jung" ist.

Er stammt aus einer Arbeitersiedlung im rechtsrheinischen Stadtteil Mülheim. Somit kennt er die Stadt, die Mentalität der Menschen und die Strukturen des Erzbistums, in dem er schon vor seiner Berufung nach Berlin wichtige Positionen bekleidet hat.

Zum anderen, weil Woelki sich in Berlin den Ruf erarbeitet hat, offen auf die Menschen zuzugehen und sich für Themen zu interessieren, die das Kirchenvolk bewegen. "Woelki kann zuhören und verschließt sich Argumenten nicht", sagt etwa die Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Hannelore Bartscherer. Der Vorsitzende des Diözensanrats, Tim-O. Kurzbach, sieht mit Woelki "einen Dialog auf Augenhöhe wieder greifbar". "Wir müssen verloren gegangenes Vertrauen in unserer Kirche und für unsere Arbeit zurückgewinnen", meint er.

Dass das Vertrauen vieler Katholiken in ihre Kirche gesunken ist, zeigte eine Ende vergangenen Jahres vom Kölner Erzbistum initiierte Umfrage unter mehreren tausend Gläubigen. Dabei ging es um Themen wie Scheidung, vorehelicher Sex, Verhütungsmittel und homosexuelle Partnerschaften. Ergebnis: Der Großteil der Gläubigen denkt offenbar völlig anders als die Kirche es lehrt. "Insgesamt wird die Lehre der Kirche als welt- und beziehungsfremd angesehen", konstatierte das Erzbistum.

Der umstrittene erzkonservative Kardinal Meisner hatte in seiner 25-jährigen Amtszeit viel Kritik geerntet. Immer wieder machte er bundesweit Schlagzeilen, indem er zum Beispiel Abtreibungen mit den Verbrechen der Nazis verglich oder Kunst ohne religiösen Bezug als "entartet" bezeichnete. Als Papst Franziskus Ende Februar sein Rücktrittsgesuch aus Altersgründen annahm, wurde dies überwiegend mit Erleichterung aufgenommen.

Woelki gilt als Ziehsohn Meisners, doch nach allgemeiner Einschätzung hat er sich in Berlin von seinem Förderer emanzipiert. "Er schaut von unten nach oben auf die Welt, so wie Papst Franziskus", meint etwa der Kölner Pfarrer Franz Meurer, der durch sein soziales Engagement in Problemstadtteilen auch überregional bekannt wurde.

Künftig wird Woelki wieder ganz nah bei Meisner sein - doch die Mehrheit der Kölner Katholiken hofft, dass sich das auf die räumliche Nähe beschränkt. Meisner wohnt in Sichtweite des Doms. "Ich glaube, der Woelki kann damit umgehen, wenn er den Meisner trifft", sagt ein Dombesucher. "Da mach ich mir gar keine Sorgen."

(KNA)
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