Seilbahn-Drama in Köln Mutter der geretteten Familie: "Wir hatten Todesangst"

Köln · Die Kölner Familie, die von der Feuerwehr aus der Seilbahn-Gondel gerettet wurde, hat nun über ihre Erlebnisse gesprochen. Starker Wind hatte die Gondel in 40 Metern Höhe durchgeschüttelt und gestoppt. Die Familie musste sich abseilen. "Wir hatten Todesangst", berichtet die Mutter, Katrin Baumhauer. Dabei sollte die Gondelfahrt eigentlich das Geschenk zum zweiten Geburtstag des Sohnes sein.

 Die Höhenretter Daniel Heu und Daniel Backhaus, Sven und Katrin Baumhauer und der zweijährige Sohn Mats (v.l.) sprechen über die Rettung aus einer Seilbahngondel über dem Rhein.

Die Höhenretter Daniel Heu und Daniel Backhaus, Sven und Katrin Baumhauer und der zweijährige Sohn Mats (v.l.) sprechen über die Rettung aus einer Seilbahngondel über dem Rhein.

Foto: dpa, hka cul

Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) haben sich am Nachmittag zu der folgenschweren Panne geäußert. Laut Geschäftsführer Thomas Miebach habe die Windböhe mit einer Stärke von 100 km/h die Seilbahn getroffen, als die Gondeln gerade eingeholt wurden.

Eigentlich fährt Sven Baumhauer nicht gerne mit der Seilbahn, es ist ihm zu wackelig. 1999 war er zuletzt in einer Gondel und fuhr über den Rhein - Freunden aus Schweden zuliebe. Diesmal war es Sohn Mats der unbedingt mit der beliebten Attraktion fahren wollte, berichtet der Familienvater bei einer Pressekonferenz im Kölner Zoo. Also machte sich der 39-jährige Familienvater gemeinsam mit seiner Frau Katrin (37), dem drei Monate alten Baby Tom und dem zweijährigen Mats auf den Weg. Vorher hatte die Familie sogar noch auf die Sturmwarnungen geachtet. "Unsere Fahrt sollte die letzte sein, die über den Rhein geht", erzählt der Familienvater.

Und weil der Sohn am liebsten in der Gondel mit den lustigen Comic-Gesichtern sitzen wollte, nahm die Familie diese Kabine. Wären sie bei ihrer ersten Wahl geblieben, hätte ihre Gondel nicht wenig später in luftiger Höhe angehalten. So aber fuhren sie mit der bunt bemalten Gondel. "Und dann kam plötzlich die Windböe, und dann kam die Angst", sagt Sven Baumhauer. Ihre Kabine wurde hin- und hergeschleudert.

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Foto: Miserius, Uwe

Baby mit Vater abgeseilt

Bis die Familie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, verging einige Zeit. Der starke Wind, Regen und Dunkelheit erschwerten die Rettung. Zwei Höhenretter gelangten schließlich über eine auf der Zoobrücke stehende Drehleiter auf die Seile der Bahn. Dann hangelten sie sich zur der Kabine vor. Erst wurde Vater Sven Baumhauer mit Baby Tom abgeseilt, dann mussten Mutter Kathrin und schließlich der zweijährige Matze mit einem Feuerwehrmann in die Tiefe. Um den Zweijährigen zu beruhigen gab die Mutter ihm noch den Schnuller des Babys. "Der schönste Moment war, als ich wieder meine Familie in die Arme schließen konnte", erzählt Sven Baumhauer.

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In der Nacht hat das nervenaufreibende Erlebnis den kleinen Mats noch sehr beschäftigt. Er habe viel gesprochen, erzählt seine Familie. Nun wollen die Eltern beobachten, wie der Junge das Geschehen weiter verarbeitet und wohl auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

TÜV prüft Seilbahn regelmäßig

Der TÜV Rheinland prüft die Seilbahn jedes Jahr vor Saisonbeginn im Frühjahr. "Die Tests dauern mehrere Tage", sagt Chefprüfer Frank Ehlert. Untersucht werden unter anderem Aufhängung, Antriebe, Seile und die sicherheitsrelevanten Steuerungssysteme, die sich im Ernstfall von alleine abschalten. "Das hat jetzt in Köln — bei allem Verständnis für die Betroffenen in der Gondel — auch funktioniert", sagt Ehlert. "Darüber kann man froh sein."

Kritik gab es daran, dass die Seilbahn trotz Warnungen vor dem Sturmtief "Gonzales" am Dienstagabend überhaupt noch fuhr und nicht längst den Betrieb eingestellt hatte. Die genaue Ursache für den Stopp der Bahn will der Seilbahnbetreiber KVB durch ein Gutachten klären lassen. Nach Angaben einer Sprecherin der Kölner Polizei prüft die Staatsanwaltschaft die strafrechtliche Relevanz der Seilbahn-Panne. "Von Ermittlungen wissen wir nichts", sagte Thomas Miebach am Nachmittag.

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