Großeinsatz in Köln Höhenretter befreien 65 Menschen aus Seilbahn-Gondeln

Köln · Eine Gondel der Kölner Seilbahn hatte sich am Sonntagnachmittag an einem Stützpfeiler verkeilt. Die Anlage stand still. Bis zum Abend mussten Höhenretter alle 65 Fahrgäste aus den Kabinen befreien und auf den Boden zurückbringen.

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Höhenretter befreien Fahrgäste aus Seilbahn

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Foto: dpa, mku kno

Offenbar hatte sich das Hilfsseil der Seilbahn an einer Kabine festgewickelt. Gegen 15.20 Uhr stoppte die Gondel abrupt und hing für Stunden schräg fest an einer der Pylonen. Die vier Insassen der Kabine, darunter zwei Kinder, konnten gerettet werden. Warum das Seil ohne größere Winde aus seiner Fassung geraten konnte, darüber konnte Thomas Miebach, der Geschäftsführer der Kölner Seilbahn-Gesellschaft, am Sonntagabend nur rätseln: "Morgen schaut sich der TÜV das an, bislang wissen wir es nicht."

Die Kölner Feuerwehr musste anschließend alle Fahrgäste aus den insgesamt 32 Gondeln der über den Rhein führenden Seilbahn befreien. "Etwas in der Größenordnung hatten wir noch nicht", sagte Christian Heinisch, der Sprecher der Kölner Feuerwehr. Aufgewühlt, aber wohlauf seien die geretteten Insassen der Kabinen, auch wenn die sommerlichen Temperaturen eine Belastung gewesen seien.

Ein Teil der Kabinen befand sich über dem Rhein, was die Rettung der Festsitzenden zusätzlich erschwerte, sagte der Sprecher. Rettungskräfte mussten die Menschen aus etwa 50 Metern Höhe auf Boote hinunterlassen. Auch mit Drehleitern näherten sich Feuerwehrleute den stillstehenden Gondeln, um die darin ausharrenden Insassen in Sicherheit zu bringen. Unterstützt von Experten, unter anderem aus Düsseldorf und Aachen, gelang es den Höhenrettern, die ausharrenden Betroffenen währenddessen zu beruhigen.

Gegen 20.10 Uhr vermeldete die Stadt, dass alle Insassen geborgen werden konnten. Ein Mann und eine schwangere Frau wurden leicht verletzt, sie hatten nach Feuerwehr-Angaben Kreislaufprobleme. Verwirrung gab es zwischenzeitlich um die genaue Zahl der Fahrgäste, die in den Gondeln eingeschlossen waren. Nach letzten Informationen der Stadt vom späten Sonntagabend handelte sich sich um 65 Menschen, darunter 20 Kinder und Jugendliche.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker machte sich am frühen Abend einen Eindruck von der Lage vor Ort. Sie dankte den Einsatzkräften und ergänzte: "Ich kann mich gut in die Lage der Betroffenen versetzen, die ja sicherlich mit einer gehörigen Portion Angst über dem Rhein schweben." Darüber hinaus warf Reker der Betreiberfirma der Seilbahn, die eine Tochter der kommunalen Kölner Verkehrs-Betriebe AG ist, erneutes Versagen vor.

Völlig unvorbereitet traf die Höhenretter der Notfall am Sonntag nicht. Erst in der vergangenen Woche sei ein ähnlicher Vorfall in einer Übung der Höhenretter trainiert worden, sagt Heinisch — an der Unglücksstelle vom Sonntag.

Die Kölner Seilbahn war das Wahrzeichen der Bundesgartenschau 1957. Zu den ersten Fahrgästen gehörte Konrad Adenauer, der damalige Bundeskanzler. Sie gilt als eine der ersten Seilbahnen in Europa über einen Fluss.

Die Fahrt in einer der geschlossenen und für vier Personen konzipierten Kabinen dauert sechs Minuten. Dabei wird eine Fahrstrecke von 930 Metern zurückgelegt. Die Kabinen queren nicht nur den Rhein, sondern schweben auch ein Stück über der Zoobrücke und über eine vielbefahrene Verkehrsader der Domstadt.

Die Seilbahn zwischen dem Rheinpark mit seinen weiten Grünflächen und dem Kölner Zoo kann bis zu 1600 Fahrgäste pro Stunde befördern. Sie bietet einen Blick auf den Dom und das Stadtpanorama aus der Vogelperspektive.

(mro/sef/dpa)
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