Köln SEK-Führung wird nach Skandal umgebaut

Köln · Als Reaktion auf den Mobbing- und Ritualskandal bei einem Kölner Spezialeinsatzkommando (SEK) bereitet das NRW-Innenministerium eine neue Führungsstruktur für die 18 Elite-Einheiten der NRW-Polizei vor.

SEK bis GSG9: Die deutschen Spezialeinheiten
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Foto: dpa, cch fdt

Innenminister Jäger nannte die Kölner Schikanen "in keiner Weise akzeptabel" und kündigte "dienstrechtliche Konsequenzen" an. Das betroffene SEK sei dienstfrei gestellt. Wie berichtet, mussten zwei SEK-Anwärter im Rahmen eines Aufnahmerituals gesundheitsgefährdende und demütigende "Übungen" absolvieren. Einer davon sträubte sich und soll danach wochenlang von seinen Kollegen gemobbt worden sein. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Führungskräfte der Kölner Spezialeinheiten einen Polizeihubschrauber für ein Privatfoto eingesetzt hatten.

Nun will das Innenministerium das Anforderungsprofil für die SEK-Führung schärfen: Die Chefs sollen künftig nicht nur Führungserfahrung, sondern auch mehr spezifisches SEK-Wissen nachweisen. Außerdem wird geprüft, die Verweildauer der Elitepolizisten in den Einheiten zu beschränken. Damit soll die Verselbstständigung eines geheimbündlerischen und schwer kontrollierbaren Korpsgeistes verhindert werden. Bislang galten lange Verweilzeiten als erwünschter Erfahrungsschatz. Jäger: "Die Männer müssen sich auf einen stabilen Teamgeist verlassen können. Der darf aber nicht in gefährlichen Korpsgeist ausarten. Das ist die schwierige Gratwanderung, die wir hinbekommen müssen." Die Opposition schlug vor, zur Normalisierung des SEK-Alltags auch Frauen zu integrieren. "Wir müssen da eine Neujustierung vornehmen", räumte Düren ein und beschrieb das Dilemma: Die SEK-Beamten seien hoch qualifiziert und massiv aufeinander eingeschworen, sie hätten "Wissen, das die Führung zum Teil nicht hat".

So arbeitet ein Spezialeinsatzkommando (SEK)
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Foto: dpa, mb htf olg

CDU-Polizeiexperte Gregor Golland sprach von "Führungs- und Organisationsversagen", die FDP von einem "irreparabelen Imageschaden für die gesamte Polizei". Jäger hingegegen betonte, es seien Einzelfälle, und stellte sich hinter den Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers. Alle Parteien distanzierten sich von den bekannt gewordenen Vorgängen bei der Kölner Polizei.

(RP)
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