Köln SEK hat Taxifahrer noch nicht bezahlt

Köln · Der Kölner Taxifahrer, der Polizeibeamte zum Einsatz brachte, berichtet von einer turbulenten Fahrt.

 Valentino Christoph hatte ungewöhnliche Gäste an Bord.

Valentino Christoph hatte ungewöhnliche Gäste an Bord.

Foto: bauer

Valentino Christoph steht am vergangenen Montagvormittag mit seinem Taxi in Köln vor einer roten Ampel, als der Tag für ihn plötzlich eine ungeahnte Wendung nimmt. Im Rückspiegel sieht er einen schwarzen Transporter fünf Meter hinter sich stehen, der ihn mit einer Lichthupe anblinkt.

Aus der Seitentür des Wagens springt ein schwarz vermummter Mann mit schusssicherer Weste und Maschinenpistole. Er trägt eine Gesichtsmaske, nur seine Augen sind zu erkennen. Er rennt auf das Taxi zu und schreit: "Warten Sie. Wir haben eine Panne. Sie müssen uns mitnehmen." Alles geht rasend schnell. Dem ersten Vermummten folgen drei weitere. Sie steigen alle ins Taxi ein, werfen ihre Ausrüstung auf den Boden. "Ihre Maschinenpistolen lagen hinter meinem Sitz", sagt Christoph später. Dann tritt er aufs Gaspedal.

Bei den Vermummten handelt es sich um Elite-Polizisten des Sondereinsatzkommandos (SEK). Ihr Wagen ist wegen einer Panne liegengeblieben. Sie müssen schnell zum Gymnasium Kreuzgasse, wo fälschlicherweise Amokalarm ausgelöst worden ist - wie sich später herausstellen wird. "Die sagten mir, gib Gas, fahr über rote Ampeln." Christoph folgt den Anweisungen. Ohne genau zu wissen, was los ist, fährt er über fünf rote Ampeln. "Schneller als 80 konnte ich nicht fahren, weil viel Verkehr war", sagt er. Angst habe er nicht gehabt. Nur aufgeregt sei er gewesen. "Das erlebt man nicht alle Tage", sagt Christoph, der schon 28 Jahre Taxi fährt.

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Foto: dpa, mg lof

Die Fahrt dauert zehn Minuten. Das Taxometer läuft mit. Viel gesprochen wird nicht. Einige Male wird es brenzlig, besonders auf den letzten beiden Kilometern. Die Polizei hat wegen des Amokalarms Straßensperren eingerichtet. Das Taxi ist für sie nicht als SEK-Fahrzeug zu erkennen. "Ein BMW mit Blaulicht schnitt uns, weil ich mit so hohem Tempo Richtung Schule wollte", sagt Christoph. Die Elitepolizisten klären das Missverständnis. Die Fahrt kostet 15,40 Euro. Das SEK bezahlt nicht. Er soll eine Rechnung schreiben. Christoph nickt und fährt zu seinem nächsten Kunden - aber nicht mehr ganz so schnell.

(RP)
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